Dietfurt
Ebenso schön wie gefährdet

BN-Ortsgruppe Dietfurt setzt sich am Premerzhofer Weg für die Rettung bedrohter Amphibien ein

03.05.2021 | Stand 08.05.2021, 3:34 Uhr
Amphibienzäune sollen sicherstellen, dass Frösche, Kröten und Salamander sicher über die Straße kommen. −Foto: Hradetzky

Dietfurt Dem Schutz der Amphibien gilt derzeit die verstärkte Aufmerksamkeit der Dietfurter Ortsgruppe vom Bund Naturschutz (BN). Vor allem den selten gewordenen Feuersalamander versuchen die Biologinnen und Naturschützerinnen Marlene Gmelch-Werner und Stephanie Weiß zu retten. Dieser begibt sich - wie andere Amphibien auch - im Frühjahr auf Wanderschaft zu den Laichgewässern. Der Weg dorthin führt häufig über Straßen - oft mit tödlichem Ausgang.

Hintergrund der Dietfurter BN-Aktion ist Folgender: Aufgrund der Klimaveränderungen leiden in den heimischen Wäldern die Eschen vielfach unter massiven Pilzbefall. Vielerorts sterben sie langsam ab. Die Stadt Dietfurt hatte daher beschlossen, auf dem Kreuzberg oberhalb der Schüttererquelle die kranken Eschen zu fällen, von denen eine Gefahr ausging. Sie hätten auf den Weg oder die darunter liegenden Grundstücke mit Wohnbebauung fallen können. Bei der Begehung vor Ort waren auch Mitglieder der BN-Ortsgruppe dabei. Der Weg musste verbreitert werden, um mit Traktor und Seilwinde die gefällten Eschen sicher hangaufwärts ablegen zu können. Das anfallende Baum- und Astmaterial sollte als wertvoller Totholzbereich liegen bleiben, da dieser sensible Hang Rückzugsort und Heimat vieler Amphibien ist - auch des Feuersalamanders. Aufgrund der Bedenken der BN-Ortsgruppe versuchte die Stadt, den Eingriff so schonend wie möglich umzusetzen und die Schäden so gering wie möglich zu halten.

Anfang April begann die Wanderung der Feuersalamander, die im fließenden Quellwasser des Schütterers laichen. Dabei überqueren sie auch Straßen, in diesem Fall den Premerzhofer Weg. Stephanie Weiß organisierte einen nicht genutzten Schutzzaun der BN-Kreisgruppe. Im März bauten die Dietfurter Naturschützer diese Zäune an zwei Stellen auf: am Schütterer, um die Feuersalamander bei der Querung des Premerzhofer Wegs zu stoppen und sie in den unterhalb der Häuserreihe fließenden Bach zu bringen. Der zweite Zaun hielt Erdkröten bei ihrer Wanderung zum Laberweiher, leider nur an einer kurzen Strecke davon ab, den gefährlichen Weg zu queren.

Auf Anraten von Marlene Gmelch-Werner bestellte der städtische Bauhof Warnschilder, die noch vor Ostern aufgestellt wurden. Diese sind mit der Aufschrift "Achtung Amphibienwanderung" und dem Bild eines Feuersalamanders am Premerzhofer Weg hinter dem Antoniusbrunnen und bei der Haaser Brücke aufgestellt worden.

Viele Naturfreunde, so Gmelch-Werner, hätten geholfen, die Tiere an den Sammelstellen abzufangen und einzusammeln. Zusätzlich wurden vom BN Informationsschilder direkt an den Sammelstellen aufgestellt. Auch Graffitis direkt auf dem Asphalt, die einen Salamander zeigen, machen auf die Problematik aufmerksam. "Zahlreiche Gespräche mit Anwohnern haben gezeigt, dass diese schon immer auf die Salamander geschaut haben und sie gegebenenfalls über die Straße tragen", berichtet Gmelch-Werner. Viele, vor allem die Familie Söltner, Besitzer des so besonderen Hanges, würden mithelfen den Bachlauf freizuhalten und schätzen diesen, der zwischen Gärten, Häusern und unter der Straße verläuft, sehr.

Oft hört Gmelch-Werner Sätze wie "Früher waren es noch viel mehr Tiere! Es werden immer weniger" oder "Ja, als Kinder sind wir immer hergekommen und haben auf den Schütterer gewartet und dann im Frühjahr immer die Feuersalamander gesehen. Das war ganz normal. Aber die habe ich seit Jahrzehnten hier nicht mehr gesehen. Gibt es denn noch welche?"

Der Lebensraum der Amphibien ist nicht nur aufgrund des Klimawandels mehr und mehr bedroht, erklärt Marlene Gmelch-Werner. Viele traurige Beobachtungen habe sie in den vergangenen Wochen beobachten können: "Salamander und Kröten werden überfahren, ihre platt gefahrenen Reste sind traurige Unfallzeugen. Dass sie ihre wertvolle Fracht, die Eier, nicht mehr ins rettende Gewässer bringen können, ist dabei besonders dramatisch!"

Daher hat es sich die BN-Ortsgruppe Dietfurt vor allem zum Ziel gesetzt, die Menschen auf das Problem aufmerksam zu machen. Feuersalamander brauchen Schutz: vor Autos, die sie überfahren, vor einer Lebensraumveränderung. Die Quellen müssen sicher sein, dürften nicht verschüttet oder verbaut werden. Die Wasserqualität darf nicht sinken durch Belastungen wie Nährstoffe, Wiesendüngung oder Verschlammung.

Die Biologin rät dazu, unnötige Autofahrten an neuralgischen Punkten gerade in der Wanderungszeit besonders im Frühjahr nach dem ersten Regen, zu vermeiden. Die faszinierenden Tiere seien gerade in der Dämmerung und nachts vermehrt unterwegs. Aber dann auch noch bis in den Oktober hinein würden die Tiere wandern: "Jungtiere wie Erwachsene wandern zurück in den feuchten Hang oberhalb des Quellbereiches. Wenn man doch fahren muss, sollte man notfalls langsam fahren, anhalten und die Tiere hinübertragen", rät Gmelch-Werner, die davon überzeugt ist, dass man den Schutz bedrohter Lebensräume nur gemeinsam lösen könne. "Nur dann haben wir die Chance, dass sich auch nachfolgende Generationen an einer gesunden, vielfältigen Natur erfreuen können."

khr