Dietfurt
"China steckt voller Überraschungen"

Autor Stefan Schomann liest in Dietfurt über seine Erlebnisse in Fernost

08.11.2019 | Stand 02.12.2020, 12:40 Uhr
Beste Unterhaltung hat Autor Stefan Schomann in Dietfurt geliefert. −Foto: Hradetzky

Dietfurt (khr) Auf eine spannende Reise durch China hat am Donnerstagabend der Autor Stefan Schomann die Dietfurter mitgenommen.

Zu seiner Lesung im Kulturhaus begrüßte ihn der Dritte Bürgermeister Bernd Mayr (FW). Zahlreiche Interessierte waren zu der Veranstaltung im Rahmen der Reihe "China im Kulturhaus" gekommen. Der Berliner Journalist und Autor präsentierte mit seinem Büchlein "China - Streifzüge durch ein Weltreich" eine Zwischenbilanz seiner fast 20-jährigen Beschäftigung mit China.

Nachdem sich Schomann, der aus privaten Gründen viel Zeit in dem riesigen Land verbringt, den Zuhörern vorgestellt hatte, nahm er diese mit in die fernöstliche Welt. Schomann will mit seinen Geschichten die Menschen in dem riesigen Land, das er selbst als Kosmos bezeichnet, beschreiben und seine persönlichen Erfahrungen weitergeben.

Er förderte anrührende und vielfach verblüffende Lebensgeschichten der Bewohner zutage, etwa die der Geschichtenerzähler, welche traditionell wie schon seit Jahrtausenden von Dorf zu Dorf reisen, um den Hunger der Bevölkerung nach Geschichten zu stillen. Schomanns Streifzüge widmen sich unterschiedlichsten Themen wie dem Wintersport in Chinesisch-Sibirien, einer epischen Fahrt auf dem Strom Jangtsekiang, den Akrobaten von Hunan oder der Naturwallfahrt in Yunnan. Im Kapitel "Heilige Pferde und singender Sand" entdeckt der Autor die Innere Mongolei, in "Die Reise nach Shanxi" begibt er sich auf die Suche nach dem "wahren China". Ein kurzer einführender Prolog sollte zu Beginn der Lesung sein Publikum erst mal "präparieren". Zunächst las der Autor das Kapitel "Vom Zauber des Erzählens" und nahm das Festival der Geschichtenerzähler in Ma Jie ins Visier. Als ein solcher versteht sich Schomann selbst, was er dem Publikum auch mitteilt. Seine fesselnde Geschichte handelt vom armen Bauern Yang Wan-shan, der sich auf seinem alten, klapprigen Fahrrad im Winter sieben Tage lang auf die Reise macht, um zum größten Geschichtenerzählerfest nach Ma Jie zu gelangen. Diese Strapazen der Anreise unternehmen noch viele andere seiner Landsmänner. Jedes Jahr strömen in das verschlafene Dorf 300000 Besucher sowie 1500 Erzähler, Akrobaten und anderes fahrendes Volk.

Anschaulich malt Schomann mittels seiner bildlichen, plastischen Ausdrucksweise das Geheimnis von Ma Jie und erzeugt bei den Zuhörern bunte, innere Bilder. Das Kopfkino läuft automatisch. Für viele Schmunzler sorgt im Anschluss die Geschichte "Tai-Ski" vom Wintersport in Chinesisch-Sibirien, in welchem die Chinesen den Wintersport für sich neu entdecken. Wo es in den Großstädten von Menschen nur so wimmelt und ohrenbetäubender Lärm zum Alltag gehört, findet man auf den schwarzen Pisten von Yabuli gähnende Leere, wovon sich der Schriftsteller selbst überzeugt hat.

"China steckt voller Überraschungen. Ich wollte Sie gerne neugierig machen", schließt der Autor. Gerne nahm das Publikum die Gelegenheit wahr, von ihren Erlebnissen bei eigenen China-Reisen zu berichten und sich mit dem Autor auszutauschen. Zu guter Letzt konnten die Gäste noch Bücher von Schomann erwerben.

Stefan Schomann

Stefan Schomann wurde 1962 in München geboren und studierte Germanistik.Seit 1988 ist er als freier Autor sowie Journalist tätig und lebt in Berlin und Peking. Sein Metier sind vorwiegend Reportagen, auch Essays, Porträts und Feuilletons. Daneben arbeitet Schomann fürs Radio und entwickelt gelegentlich auch Dokumentarfilme. 2008 erschien sein Buch "Letzte Zuflucht Schanghai", 2010 als Folgeprojekt der Ausstellungsband "Jenseits von Schanghai". 2013 kam bei der DVA ein neues großes Buch heraus: "Im Zeichen der Menschlichkeit". Es erzählt die Geschichte des Deutschen Roten Kreuzes, das wie kaum eine andere Institution die Geschicke der Nation in Krieg und Frieden begleitet hat. So ist das Buch denn auch ein deutsches Epos geworden. Vergangenen Sommer erschien mit "China - Streifzüge durch ein Weltreich" eine Zwischenbilanz seiner fast 20-jährigen Beschäftigung mit China. khr