Breitenbrunn
Zwei Quadratmeter für eine Wurstsemmel

Kinder erfahren bei Projekt "Boden begreifen" vom Wert der biologischen Landwirtschaft

14.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Die Klassen 4a und 4b der Grundschule Breitenbrunn wurden von Tim Gromann und Patricia Thoms sowie von Lehrerin Edith Waldmann (2.v.r.) vertreten. Mit auf dem Bild: Franz Kraus (v. l.), Werner Thumann, Karl Stephan, Willibald Gailler, Susanne Horn und Katja Schumann. −Foto: Sturm

Breitenbrunn (swp) Das Umweltbildungs- und Regionalentwicklungszentrum Haus am Habsberg bietet gemeinsam mit Slow Food Deutschland Schulen im Landkreis Neumarkt die Möglichkeit, kostenfrei an dem Projekt "Boden begreifen" teilzunehmen. Beim Biobauern Willi Staudigl aus Dürn haben sich auch die Klassen 4a und 4b der Grundschule Breitenbrunn intensiv dem Thema gewidmet.

Den Boden als Klimaretter, Lebensraum und Lebensgrundlage kennenzulernen und dabei im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen, ist Ziel des Projekts. In den vergangenen zwei Jahren wurden bei rund 60 Bildungseinheiten mit Schulklassen unzählige Mädchen und Buben hinaus auf Äcker gebracht.

An der Grundschule und Mittelschule in Seubersdorf, die sich in Kooperation mit Bio-Landwirt Karl Stephan aus Ittelhofen mit den Klassen sieben und acht beteiligte, fand das Projekt in dieser Woche seinen offiziellen Abschluss. Gekommen waren dazu unter anderem Susanne Horn, Geschäftsführerin von Lammsbräu in Neumarkt als weiterer Projektpartner, Landrat Willibald Gailler (CSU), Werner Thumann, Geschäftsführer des Landschaftspflegeverbandes, Kreisfachberater Franz Kraus, Katja Schumann, Ansprechpartnerin des Landratsamtes für das Haus am Habsberg, Biobauer Stephan, der Seubersdorfer Schulleiter Karl Staudinger, die Lehrerin Edith Waldmann von der Grundschule Breitenbrunn und vor allem die beteiligten Kinder. Die Mädels und Jungs der beiden vierten Klassen aus dem Marktflecken wurden dabei von Patricia Thoms und Tim Gromann vertreten.

In der Aula gab es Kürbissuppe und vegetarisch belegte Brote. Mit einer Power-Point-Präsentation stellten die Kinder ihre Aktionen vor. Es war deutlich spürbar, mit wie viel Begeisterung und Motivation sie an die Sache herangegangen waren. Jeweils drei Unterrichtseinheiten gab es mit Kreisfachberater Kraus. Auf dem Acker von Landwirt Staudigl wurden am ersten Aktionstag mit Bohrstöcken Bodenproben entnommen und untersucht. Der Landwirt erläuterte die Unterschiede zwischen konventioneller Landwirtschaft und Bio-Anbau. Die Kinder erfuhren unter anderem, dass der Boden Menschen und Tieren Nahrung bietet, Standort für Pflanzen und Energielieferant ist, Bodenschätze liefert und ein Geschichtsbuch ist.

Beim zweiten Aktionstag wurde der Frage nachgegangen, wie viel Boden der Mensch braucht. Die entsprechenden Flächen wurden abgesteckt: Derzeit stehen jedem Erdbewohner 2000 Quadratmeter zur Verfügung für die Grundbedürfnisse wie Essen, Kleidung, Energie. Staudigl sagte, dass es im Jahr 2050 nur noch 1500 Quadratmeter sein werden. "Ein Hektar Fläche reicht heute für die Ernährung von 17 Menschen, wenn sie ein Jahr lang nur Kartoffeln essen. Dagegen werden nur zwei Menschen satt, wenn sie nur Fleisch essen", so der Bio-Bauer. Die Kinder staunten nicht schlecht, als sie Folgendes hörten: Zur Produktion von einer Portion Spaghetti Napoli sind 0,9 Quadratmeter Fläche erforderlich, für eine Bratwurstsemmel schon zwei Quadratmeter und für einen Hamburger gar 3,61 Quadratmeter.

Auf dem Acker durften die Kinder Jungpflanzen von Gemüse setzen, Frühkartoffeln ausgraben und ein Säckchen mit nach Hause nehmen. Frischer Kohlrabi wurde verkostet und in der Schulküche Breitenbrunn kochten die Mädchen und Buben mit ihren Eltern Gemüse und bereiteten Eintopf und Kartoffelkäse als Brotaufstrich zu.

Das Bildungsangebot "Boden begreifen" wird vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung gefördert. Die Neumarkter Brauerei als regionaler Sponsor ermöglichte es, dass das Projekt auch im Landkreis Neumarkt durch das Team vom Haus am Habsberg umgesetzt werden kann. "Als ich in Berlin erstmals von dieser Aktion hörte, war mir klar: Das machen wir in Neumarkt auch", sagte die Generalbevollmächtigte. Die Brauerei betrachte den Schutz des wertvollen Bodens als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und beteilige sich selbst in hohem Maße daran, indem sie konsequent die ökologische Landwirtschaft fördere. Nach Ansicht von Horn ist es wichtig, dass Kinder frühzeitig lernen, welche Zusammenhänge es in der Natur gibt und dass man dieses sensible System bewahren muss.

Landrat Gailler sagte: "Der Umgang mit unserer Erde, mit dem Boden und mit der Schöpfung beschäftigt die Gesellschaft. Es ist wichtig, dieses Thema in die Öffentlichkeit zu bringen, und schön, dass es in diesem Projekt aufgegriffen wird. "Gemeinsam wollen wir so Impulse für eine Entwicklung hin zu einer nachhaltigen und fairen Bodennutzung setzen", waren sich alle einig.

"Das Projekt hat großen Anklang bei unseren Schülern und Lehrern gefunden", sagte Edith Waldmann von der Breitenbrunner Schule. Es sei ein nachhaltiger Beitrag zum Umwelt- und Naturschutz und sollte auf jeden Fall weitergeführt werden. Eine Fortführung des Projekts sei in Planung.