Beilngries
Vorzeigeprojekt im "ältesten Haus von Beilngries"

Der Bund unterstützt eine private Gebäudesanierung in der Langen Gasse mit 400000 Euro

26.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:49 Uhr
Auf das Ergebnis der Sanierung freuen sich Architekt Paulus Eckerle (vorne, v. r.), das Bauherren-Ehepaar Rudolf und Karoline Werner, der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl sowie der stellvertretende Landrat Bernhard Sammiller (hinten, v. r.) und Bürgermeister Helmut Schloderer. −Foto: F. Rieger

Beilngries - Wer die Lange Gasse in Beilngries entlangschlendert und auf das sogenannte "Melberhaus" blickt, der sieht derzeit vor allem eine großflächige, weiße Baustellenplane. Was sich aber hinter dieser abspielt, ist hochspannend. Da waren sich alle "Gäste" am Mittwochvormittag einig. Schließlich handelt es sich um "das älteste Haus von Beilngries", das hier saniert wird. Ein besonderes Unterfangen, das sogar in Berlin auf Anerkennung stößt.

Ein "Gruß" aus der Bundeshauptstadt war auch der Grund für die jetzige Zusammenkunft in dem betagten Gebäude. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat vergangene Woche beschlossen, die Sanierung dieses "national bedeutsamen Kulturdenkmals" zu fördern - und zwar mit 400000 Euro. Schwarz auf Weiß überbrachte diese frohe Botschaft nun der Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU), zur Freude des Bauherren-Ehepaares Karoline und Rudolf Werner sowie des Architekten Paulus Eckerle, aber auch des Beilngrieser Bürgermeisters Helmut Schloderer (BL/FW) und des stellvertretenden Landrats Bernhard Sammiller (CSU), die sich ebenfalls in diesem bedeutenden Bauwerk eingefunden hatten.

"Das älteste Haus von Beilngries" - ein besonderer Titel. Den man eventuell ein Stück weit einschränken muss. Bei dendrochronologischen Untersuchungen wurde festgestellt, dass dieses Gebäude an der Langen Gasse vor mehr als 600 Jahren errichtet worden sein muss. Konkret steht das Jahr 1397 im Raum. Und zumindest gebe es kein anderes Bestandshaus in der Stadt, von dem eine vergleichbare Zahl per Untersuchung nachgewiesen sei, so die Einschätzung der am Bauvorhaben Beteiligten.

Ob nun ältestes Haus oder "nur" sehr alt: Eine ganz besondere Aufgabe ist es definitiv, sich an ein solches Gebäude heranzuwagen. Die Tatsache, dass man beruflich seit Jahrzehnten mit dem Thema betraut ist, habe bei der Entscheidung zum Erwerb des Hauses eine wichtige Rolle gespielt, so Rudolf Werner. Und: die "Leidenschaft", ein solch besonderes, aber auch massivst sanierungsbedürftiges Gebäude wieder in ein bewohnbares Schmuckstück zu verwandeln. Und so habe man sich vor zehn Jahren dazu entschieden, das Haus zu kaufen. Versehen mit dem Versprechen an die damalige Besitzerin, ihr Elternhaus wieder schön herzurichten. Beinahe ein Jahrzehnt dauerte es nun, um die Untersuchungen und Vorplanungen soweit voranzubringen, dass man sich nun wirklich dieser besonderen Aufgabe annehmen kann.

Mit Paulus Eckerle hat das Bauherren-Ehepaar einen Architekten an der Seite, der für diese Aufgabe brennt. Das wurde beim Ortstermin schnell deutlich. Er bezeichnete das Jurahaus - und um ein ebensolches handelt es sich hier - als "Highlight der gesamten Baulandschaft". Daher sei es eine ungemein wichtige Aufgabe, diesen für unsere Region so prägenden Baustil und das Bewusstsein dafür zu erhalten. Und nichts helfe dabei mehr, als ein positives Vorzeige-Beispiel. Genau diese Argumente hat Brandl dann auch in Berlin in die Wagschale geworfen, wie er berichtete. Um tatsächlich besagte Förderung zu erreichen, was alles andere als einfach sei. Doch es habe geklappt. Und darüber könne man sich nun gemeinsam freuen. Bei einem Haus wie diesem handle es sich auf der einen Seite um "ein kulturelles Erbe, das es zu erhalten gilt" - auf der anderen Seite aber natürlich auch um eine große Herausforderung, der sich das Ehepaar Werner hier angenommen habe.

Genau diese beiden Pole stellte auch der stellvertretende Landrat gegenüber. Ein solches altes, denkmalgeschütztes Gebäude sei "Heimat, Wahrzeichen, Kulturgenuss" für die einen, "ein Dorn im Auge - alt, unbequem, teuer" für die anderen. Dass hier Bauherren und Architekt mit einer solchen Überzeugung ans Werk gehen, um ein "Stein gewordenes Zeugnis der Beilngrieser Geschichte" zu erhalten und wieder bewohnbar zu machen, sei ausgesprochen lobenswert, so Sammiller. Selbiges gelte für die Förderung durch den Bund und für Brandls Engagement.

Diesen Dank formulierte auch Bürgermeister Schloderer. Es handle sich nicht nur um eine Unterstützung für das Bauherren-Ehepaar, sondern um "eine Wertschätzung für den ganzen Ort". Denn eine solche Sanierung samt Revitalisierung sei ein großer Gewinn für die Altstadt - zumal dann, wenn sie wie hier in den Händen von Leuten liege, "die ein Gespür für dieses Objekt haben".

Zu tun gibt es viel in dem alten Gebäude. Wer sich darin umsieht, der braucht die ein oder andere Sekunde, um sich vorstellen zu können, wie man hier auf absehbare Zeit wieder wohnen können soll. Aber das wird klappen, daran lassen die Verantwortlichen keine Zweifel. Wie Eckerle betonte, gehe es jedenfalls nicht darum, hier eine Art Museum zu erschaffen. Ziel sei es vielmehr, den typischen Jurahaus-Charakter inklusive des besonderen Legschieferdachs zu erhalten beziehungsweise wiederherzustellen - und dabei dennoch eine ganz normale, zeitgemäße Wohnnutzung zu ermöglichen. Bis Ende 2022 soll das der Fall sein, dann möchte man die Arbeiten dem Architekten zufolge möglichst abgeschlossen haben. Zwei Wohnungen wird das Melberhaus dann beinhalten, eine im Erd- und eine im Obergeschoss. Ob diese vermietet werden oder die Bauherren selbst in ihr Schmuckstück einziehen, ließ Rudolf Werner im DK-Gespräch noch offen. Diese Entscheidung habe man noch nicht abschließend gefällt. Jetzt geht es sowieso erst einmal in eine arbeitsreiche Zeit. An einem Gebäude, das schon seit Jahrhunderten die Generationen von Beilngrieser Bürgern überdauert hat - und das nun in den kommenden Jahrhunderten genau dasselbe weiterhin tun soll.

DK

Fabian Rieger