Beilngries
Spaß am Spiel der Könige

Beim Beilngrieser Schachclub gibt es außerordentlich talentierte Nachwuchsakteure

24.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:21 Uhr
Clevere Ratschläge hat Jugendspielleiter Reimund Kirsch für Marie (links) und Hannah Grünleitner. −Foto: Adam

Beilngries (arg) Schach spielen, das ist "ein besonderes Hobby, weil man was erreichen kann bei Turnieren, weil man mit Freunden spielen kann und weil es immer spannend ist", sagt Robert Schmidt aus Beilngries. Der Jugendliche spielt im Schachclub 1947 Beilngries und wurde erst vor Kurzem Kreiseinzelmeister seiner Altersklasse.

Robert kennt sich aus. "Wie schwierig eine Schachpartie ist, das hängt halt immer vom Gegner ab", sagt er lakonisch. Seit seinem sechsten Lebensjahr sitzt der 13-Jährige bereits am Schachbrett, schützt den König, agiert mit Dame, Bauern und Läufer. "Mein Opa und meine Papa spielen Schach, von denen habe ich einiges gelernt. Aber ich habe am Handy auch eine App, mit der ich übe. Und im Schachclub lerne und spiele ich natürlich", erzählt der clevere Junge. Er ist der derzeit erfolgreichste Jugendliche des Schachclub 1947 Beilngries. Durch seinen Sieg bei den Kreiseinzelmeisterschaften hatte er sich heuer für die oberbayerischen Meisterschaften qualifiziert und dort einen beachtlichen achten Platz errungen.

Ebenfalls schon stolz auf einige Turnierteilnahmen, Pokale, Medaillen und Urkunden sind Kawa (11) und Murad (9) Hussein aus Beilngries. Die Brüder stammen aus Afghanistan und leben jetzt in Beilngries. Das Schachspiel haben sie von einem Freund ihres Vaters gelernt. "Er hat uns die Figuren erklärt und dann haben wir halt probiert." Das bemerkte die Ehefrau von Spielleiter Siegfried Schmid, Gitti Schmid, die sich ehrenamtlich um Asylbewerberkinder kümmerte, und erzählte Kawa vom Beilngrieser Schachclub. Er wurde aufgenommen. Sein Bruder Murad eiferte ihm schnell nach, "weil man da gut denken und rechnen lernt und ganz viele Tricks erklärt bekommt." Seitdem spielen die Brüder regelmäßig im Schachclub und lieben die vielfältigen Wettbewerbe. "Am meisten Spaß machen die Turniere. Da kann man Preise gewinnen, wenn man sich richtig anstrengt", sagt Murad. Und gerade er strengt sich ganz besonders an, um zu siegen, denn mit einem verschmitzten Grinsen gibt er zu: "Wenn ich mit Kawa spiele, gewinnt immer er. Noch!" Dass die älteren Geschwister die jüngeren mit zum Schachspiel bringen, ist auch bei Hannah (9) und Marie (6) Grünleitner aus Greding so. Mit gut sechs Jahren kam Hannah zum Beilngrieser Schachclub, übte zu Hause die Züge der Spielfiguren und Schachzüge. Ihre damals erst vierjährige Schwester beobachtete genau - und wollte selber mitmachen beim regelmäßigen Vereinstraining. "Wir waren anfangs schon etwas skeptisch, denn mit vier Jahren zu beginnen, ist wirklich sehr früh. Aber es klappte hervorragend, die Mädchen sind beide Talente", lobt Jugendspielleiter Reimund Kirsch. Die Grundlagen für das Interesse am Schachspiel hatte die Patentante von Hannah gelegt. "Sie hat abends öfter gespielt mit ihrem Mann und ich habe zugeschaut und dann auch mitgelernt. Schach ist echt super, weil jedes Spiel anders ist, spannend. Und Herr Kirsch erklärt uns alles ganz toll", schwärmt Hannah. Neben Schach lernt die talentierte Neunjährige Tennis, Geige und Klavier und nimmt Ballettunterricht. "Das mache ich auch alles, nur Ballett mag ich nicht, ich mache dafür Artistenkiste", erzählt ihre Schwester Marie eifrig. Zuhause spielen die beiden Mädchen mit- und gegeneinander, sagen sie. Und wer gewinnt? "Jeder mal, abwechselnd, wer aufmerksamer ist und sich besser konzentriert", verraten sie.

Mit Reimund Kirsch üben sie begeistert und aufmerksam neue Schachzüge ein. Der Jugendspielleiter selbst spielt schon seit mehr als 20 Jahren Schach im Verein. Dazu ist er durch seine Kinder gekommen. "Die Regeln und Schachzüge habe ich vorher schon beherrscht, aber irgendwann hatte ich das Gefühl, die Kinder überholen mich, also bin ich zum Verein", erzählt er und lacht. Das intensive Training und die Unterstützung, die er damals erhalten hat, will er nun an die Jugend weitergeben. "Es macht Spaß, wie interessiert die Kinder sind, wie sie sich einbringen und clever agieren. Wir üben jeden Freitag je nach Leistungsstufe von 16 bis 17.30 Uhr und von 17.30 bis 19 Uhr im Schach-Vereinsheim im ehemaligen Franziskanerkloster."

Die Kinder und Jugendlichen lernen dabei nicht nur von ihren Trainern, sondern auch voneinander. Vor Hannah und Marie hat Reimund Kirsch gerade eine Formation aufgebaut und fordert die Mädchen zu Zügen auf. Robert wirft im Vorübergehen einen Blick auf das Schachbrett und kommentiert: "Erstickt!" Reimund nickt anerkennend und beweist den Mädchen, dass der König matt ist, eingekesselt von eigenen Figuren. Schnell haben auch die Schwestern diese Situation erfasst und wissen künftig, wie sie so ihre Gegner ausschalten können. "Spannend eben", betont Robert Schmidt.