Riedenburg
Reise ins Erdmittelalter

Unter der Anleitung von Experten suchen Kinder im Steinbruch bei Jachenhausen nach Fossilien

04.08.2020 | Stand 02.12.2020, 10:50 Uhr
Um die Dauer der Erdgeschichte begreifbar zu machen, wurde eine Zeitschiene ausgelegt. −Foto: Erl

Jachenhausen - Ob der Archaeopteryx wasserscheu war, oder ob er sich über Regen ärgerte, wissen die elf Kinder natürlich nicht, die sich am Montagabend im Steinbruch des Riedenburger Ortsteils Jachenhausen auf die Suche nach Fossilien gemacht haben. Ihnen jedenfalls waren der graue Himmel und der leichte Nieselregen in diesen Stunden egal.

Bereits seit mehreren Jahren lädt der Verein zur Sicherung ökologisch wertvoller Flächen (VöF) Kelheim den Nachwuchs zu Ferienbeginn zu einer Reise ins Erdmittelalter ein. Auch diesmal herrschte bei den Kindern und den neun begleitenden Erwachsenen trotz dunkler Regenwolken Spannung, ob sie in dem aufgelassenen Steinbruch spektakuläre Fossilien entdecken würden.

"Ein Fragment eines Archaeopteryx wurde vor 150 Jahren hier schon mal gefunden und auch ein Compsognathus Longipes-Saurier", erzählte die Diplombiologin Sabine Perzl von der Nah-türlich!-Umweltbildung den staunenden Kleinen in der Eröffnungsrunde und gewann damit sofort deren Aufmerksamkeit. Schließlich sollten die Kinder vor dem Start in den Steinbruch erst einmal in einer theoretischen Einführung erfahren, wie lange diese Dino-Zeit zurückliegt und wie das Juragebirge mit seinen Kalkschichtungen entstanden ist. Mit einer visualisierten Zeitschiene und einem langen Maßband versuchte sie, die unvorstellbar lange Zeit der Erdgeschichte begreifbar zu machen. Einige der Kinder erwiesen sich in diesem Wissensteil bereits als junge Profis und konnten das Entstehen von Fossilien erstaunlich präzise beschreiben.

Als Sabine Perzl danach an der Spitze der Gruppe zum Steinbruch hinabstieg, ließen sich die jungen Naturforscher kaum mehr halten. Der neunjährige Frederik Krieger aus Neuburg war sogar mit einem kompletten Werkzeugkoffer samt Hammer, Meißel, Handschuhen und Schutzbrille angereist, um zwischen den Plattenkalken neue Entdeckungen zu machen. Trotz seiner jungen Jahre ist er fast schon ein Profi auf diesem Gebiet. "Frederik ist der Spezialist in unserer Familie. Wir waren schon öfters in Steinbrüchen bei Eichstätt und die Fundstücke stehen in seinem Kinderzimmer. Nun wollen wir mal sehen, was sich hier so ergibt", erzählte seine Mutter Andrea im Gespräch mit unserer Zeitung. "Der Bub möchte in den Ferien Steine klopfen und da sind auch die Geschwister gerne mit dabei", erzählt sie zu dem Familienausflug.

Auch der elfjährige Justus Tratner aus Riedenburg treibt nur ein paar Meter entfernt seinen Meißel mit gezielten Hammerschlägen zwischen die Plattenkalke. "Irgendwas findet man immer, ich war schon öfters hier", berichtet er. Nun hofft er zumindest auf einen Ammoniten oder einen Belemniten oder Donnerkeil, wie der versteinerte Rest eines Tintenfisches auch genannt wird. In einem fränkischen Steinbruch hatte er sogar schon mal die Kralle eines Dinosauriers freilegen können.

Auch die begleitenden Erwachsenen lassen sich vom Dino-Fieber anstecken, stellen interessierte Fragen und begutachten neugierig die Gesteinsschichten, auch wenn sie wissen, dass in diesem aufge- lassenen Steinbruch keine außergewöhnlichen Funde mehr zu erwarten sind. Bereits nach kurzer Zeit haben die ersten Jungforscher einen versteinerten Ammoniten gefunden und feuern damit den Eifer der anderen an. "Es ist schön zu sehen, wie eifrig die Kinder sind und dabei auch etwas finden", freut sich Sabine Perzl. Froh ist sie auch über die durch die Coronakrise bedingten Organisationsänderungen an so einem Erlebnistag. "Die Besucher mussten sich im Vorfeld anmelden und so wusste ich genau, wie viele Teilnehmer es sind. Im vergangenen Jahr waren es über 70 Leute und da wird das ganze schon etwas unübersichtlich", erzählte sie.

erv