Dietfurt
Partnerschaft mit Yuhua wird ausgebaut

Bürgermeisterin Carolin Braun weilt derzeit in China bei Forum zum Schutz von Stadtmauern

25.05.2018 | Stand 02.12.2020, 16:21 Uhr
Den Kooperationsvertrag zwischen den chinesischen Partnern und Dietfurt unterzeichneten im Mai 2015 die Bürgermeister Li Shifeng und Carolin Braun. −Foto: Foto: Kirschner (Archiv)

Dietfurt (khr) Dietfurts Bürgermeisterin Carolin Braun (SPD) ist in die chinesische Stadt Nanjing geflogen. Damit folgt sie einer Einladung des Organisationskomitees des ersten internationalen Forums zum Schutz und zur Nutzung von Stadtmauern.

Begleitet wird Braun von Michael Kühnlein. Der Architekt wird, ebenso wie die Bürgermeisterin, zu diesem Forum einen Vortrag beisteuern.

Seit dem 7. Mai 2015 ist Dietfurt die offizielle Partnerstadt des Distrikts Yuhua der Millionenstadt Nanjing. Damals unterzeichneten Carolin Braun und ihr chinesischer Amtskollege Li Shifeng den Kooperationsvertrag. Er zielt darauf ab, die freundschaftlichen Beziehungen auszubauen und im wirtschaftlichen, künstlerischen und touristischen Bereich zu vertiefen. Dabei sind die Partner höchst unterschiedlich. Während Dietfurt rund 6000 Einwohner hat, leben allein in Yuhua rund eine Million Menschen, in Nanjing sieben Millionen.

Das Forum, welches Braun und Kühnlein nun besuchen, findet im Rahmen der achten Nanjing World Historical and Cultural Cities Expo vom 25. bis 28. Mai statt. Nanjing gilt als wichtige und zentrale Stadt in Ostchina. Es ist eine historische Stadt reich an Kultur mit einer über 2500 Jahre währenden Geschichte. Nanjing war die Hauptstadt von zehn chinesischen kaiserlichen Dynastien, heißt es in der Einladung. Mit der längsten und am besten erhaltenen Stadtmauer der Welt, bewirbt es sich gemeinsam mit anderen chinesischen Städten um die Auflistung als Weltkulturerbe der Stadtmauern, die während der Ming- und Qing-Dynastien errichtet wurden.

Das an diesem Wochenende stattfindende Forum zielt darauf ab, ein weltweites Bewusstsein für die Bewahrung und Nutzung von Stadtmauern zu schaffen und sucht Wege für eine nachhaltige Entwicklung von Städten, die reich an Geschichte und Kultur sind. Bei der Veranstaltung werden etwa 400 Vertreter der Bildungs-, Wissenschafts- und Kulturorganisation der Vereinten Nationen (Unesco) und der chinesischen Staatsverwaltung des Kulturerbes sowie Bürgermeister aus China und dem Rest der Welt erwartet, die gemeinsam unterschiedlichste Themen erörtern.

Die Veranstalter freuen sich, so heißt es in der Einladung, Erkenntnisse aus Dietfurt über die Erhaltung und Nutzung von Stadtmauern und alter Gebäude zu erfahren und die angewandten Praktiken mit Vertretern anderer Länder zu teilen. Insbesondere haben die Chinesen hier das mit großem und professionellem Aufwand sanierte Kulturhaus der Sieben-Täler-Stadt im Blick, welches sie bei ihrem jüngsten Besuch faszinierte.

Carolin Braun hat sich ein Thema für ihren Vortrag ausgewählt, der den Wert eines Kulturerbes für die Existenz einer Stadt in den Fokus rückt. "Wir freuen uns natürlich sehr, als Partnerstadt hinzufliegen und mit einem Impulsreferat dabei zu sein", sagt die Bürgermeisterin. Zunächst müsse der Begriff Kulturerbe aus verschiedenen Perspektiven betrachtet werden. Es müsse geklärt werden, was ein Kulturerbe sei. Handelt es sich nur um Gebäude oder Kirchen oder zählen auch identitätsstiftende Zeremonien oder Festivitäten wie zum Beispiel in Dietfurt der berühmte Chinesenfasching dazu? "Ich möchte herausheben, dass man da beides betrachten muss."

Michael Kühnlein, Architekt aus Berching, der die Sanierung des Kulturhauses in Dietfurt betreut hatte, wird die Bürgermeisterin begleiten. "Ich freue mich sehr auf diese Gelegenheit. In meinem Vortrag werde ich mich mit dem Thema Konservierung und Nutzung von historischen Leerständen unserer Region widmen und dabei speziell auf das Kulturhaus in Dietfurt eingehen, mit der städtebaulichen Einbindung, mit Vorher-Nachher-Bildern und ich werde zudem die Sanierung genauer beleuchten."

Auch wenn Nanjing zwölf Flugstunden von der Sieben-Täler-Stadt entfernt liegt und es auf den ersten Blick einen größeren Aufwand darstellt, als etwa eine Partnerstadt in Österreich zu besuchen, sei es diese besondere Städtepartnerschaft wert, betont Braun. Nanjing sei als Bezirk und Stadt fast so groß wie Bayern und habe auch fast so viele Einwohner. "Einer der Stadtteile von Nanjing ist unsere Partnerstadt namens Yuhua. Erst vor kurzem gab es eine Stippvisite aus Yuhua bei uns in Dietfurt." Trotz der gewaltigen Entfernung gelingt es ganz gut, diese Städtepartnerschaft aufrecht zu erhalten, so Braun.

Auch die Dietfurter planen erneut, im April oder Mai nächsten Jahres mit einer Abordnung nach China zu fliegen. Denn dann erfolge die Niederlassung der Koller Gruppe in Nanjing, was neben dem kulturellen Austausch einen weiteren, dann wirtschaftlichen Bezugspunkt darstelle. Die Bereicherung durch die Partnerstadt laufe daher über den rein kulturellen Aspekt hinaus und sei auf vielen Ebenen ausbaufähig.

Über das Konfuzius-Institut München würden in Verbindung mit dem Austausch mit China viele interessante Aspekte und Angebote umgesetzt, wenn man nur an den Schüleraustausch oder das Erlernen der Chinesischen Sprache denkt oder an die Reihe "China im Kulturhaus", Chinesische Kochkurse und vieles mehr. "Dies ist alles schon tragend und keine Sache, die schnell vorbei geht. Für uns ist das eine Möglichkeit, das Ganze auszubauen", findet Braun.

In jüngster Zeit sei zu beobachten, dass das ganze Thema Bayrisch-China an Fahrt gewinne. Einige Anfragen zum Beispiel von Schülern oder Studenten seien schon bei der Stadt Dietfurt eingegangen, etwa Abschlussarbeiten über Bayrisch-China oder den Chinesenfasching oder Artikel für chinesische Magazine. In China gebe es wohl, wie Braun erfahren hat, bereits eine Website, die sich dem Phänomen "Bayrisch-China" widme.

In Zukunft möchte sich die Stadt Dietfurt bemühen, den Austausch weiterhin zu fördern und sich mit den Chinesen ebenso über die Entwicklung des ländlichen Raums in China als auch Bayerns auszutauschen. "Beide Seiten interessiert der ländliche Raum und die Frage, wie kann man diesen oder die historischen Gebäude aufrechterhalten. Die Zukunft des Austausches ist spannend und Ziel ist es, dass dieser mehr und mehr wächst", erläutert Carolin Braun.