Beilngries
"Ein internationales und ökumenisch offenes Haus"

Die Mitglieder des Beilngrieser Pfarrgemeinderates besuchen das Collegium Orientale in Eichstätt

14.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:15 Uhr
Viele Informationen hat der Beilngrieser Pfarrgemeinderat im Collegium Orientale erhalten. −Foto: Hieke

Beilngries (dh) Diesmal hat die Zusammenkunft der Beilngrieser Pfarrgemeinderatsmitglieder keinen Arbeits-, sondern eher einen Bildungscharakter gehabt: Zu Neunt machte man sich auf den Weg ins Collegium Orientale nach Eichstätt.

Domkapitular Josef Funk war leider krankheitsbedingt verhindert.

Zu dieser ostökumenischen Einrichtung hat die Pfarrei St. Walburga seit jeher guten Kontakt, war doch einer der drei Gründerväter vor 20 Jahren der Archimandrit Abraham-Andreas Thiermeyer, der in den 1980er-Jahren in Beilngries gewohnt hat. Heuer im Mai feierte eine Gruppe der Studenten in der Beilngrieser Pfarrkirche St. Walburga eine besondere ostkirchliche Maiandacht (wir berichteten).

Der Vizerektor, Pater Michael Proházka, führte die Gäste aus Beilngries kurzweilig und informativ durch das in vielerlei Hinsicht besondere Haus. Sie wurden im "Diwan" genannten Empfangsraum begrüßt, in dem ein beeindruckend großes Bild vom "Sturm auf dem See" eine Wand verschönert, und bestaunten dann eine Vielzahl von Ikonen im Vorraum der Kirche. "Das waren zu Beginn lauter weiße Wände, jetzt erzählen sie von Begebenheiten aus dem Alten und Neuen Testament und geben den Räumen ein unvergleichliches Ambiente", war zu erfahren. Das gilt besonders für die Kirche selbst, deren Einrichtung die Handschrift Thiermeyers trägt und deren Details gar nicht alle in der kurzen Zeit wahrgenommen werden können. Die Bilder der Ikonostase, die in den Ostkirchen übliche Trennwand zwischen dem Altar und dem Kirchenschiff, wurden - wie viele andere im Haus - von der Beilngrieserin Elisabeth Rieder gemalt oder, wie es bei Ikonen fachmännischer heißt, geschrieben. "In der Mitte befindet sich die sogenannte ,Königliche Tür', rechts davon ist immer Jesus als Lehrer, aber auch als segnender Erbarmer zu sehen. Und links ist seine Mutter, die von der Ostkirche sehr verehrte Jungfrau und Gottesgebärerin Maria, abgebildet", erklärte der Vizerektor.

Die Pfarrgemeinderatsmitglieder durften links und rechts in dem Holzgestühl Platz nehmen und der Vesper beiwohnen, die die Zelebranten, ein Priester und ein Diakon, vor der Ikonostase stehend eröffneten. Mithilfe der ausgeteilten Liedhefte gelang es den Besuchern wenigstens teilweise, die immer wiederkehrenden Gesänge und Gebete mitzusingen oder auch nur mitzulesen. Viele der 43 Studenten aus neun Ländern stimmten ein, der Vorsänger Ruslan Stetsyk leitete den Chor und schuf eine unvergleichliche Atmosphäre. Danach sorgte das Collegium Orientale auch für das leibliche Wohl der Gäste: Im Speisesaal konnten Letztere mit Rektor Oleksandr Petrynko an einem großen Holztisch Platz nehmen und sich am Büfett bedienen. Gern beantwortete der Ukrainer eine Vielzahl von Fragen, kennt er doch die Einrichtung seit 1998. Er war sechs Jahre Vizerektor und ist seit 2014 Rektor. "Meine beiden Vorgänger, Archimandrit Thiermeyer und Domkapitular Paul Schmidt, haben dieses zweite Priesterseminar in Eichstätt jeweils auf ihre eigene Weise entscheidend geprägt", erklärte er. "Mit den katholischen Priesterstudenten vom Collegium Willibaldinum nebenan verbindet uns fruchtbare Freundschaft, es gibt viel Gemeinsames", betonte Petrynko. Eine Besonderheit: Im Collegium Orientale dürfen Priesterkandidaten vor der Diakonenweihe heiraten und Familie haben. Dazu gibt es eigens vier Appartements im Haus.

Dann berichtete er über die nicht einfache Entstehungszeit des Collegium Orientale, in der einige Überzeugungsarbeit auf verschiedenen Ebenen zu leisten war. Für die ostkirchliche Ökumene soll gute Ausbildung gewährleistet sein, dazu ist ausreichende Kenntnis der deutschen Sprache Voraussetzung und auch für rund ein Drittel der Bewerber entscheidendes Hindernis. "Zusammen sind wir ein Zeugnis der Einheit, damit die Welt glaube, wie Jesus es in seinem Abschiedsgebet gewünscht hat. Wir sind, kurz gesagt, ein internationales, interrituelles und ökumenisch offenes Haus", beschrieb der Rektor die Einrichtung.

Die Pfarrgemeinderatsvorsitzende Elfriede Bruckschlögl überreichte in einer kleinen Schatzkiste eine Spende für das Haus, bedankte sich für die Gastfreundschaft und stellte den Gegenbesuch des Collegium Orientale zu einer Maiandacht 2019 in Beilngries in Aussicht.