Dietfurt
"Ein gefundenes Fressen"

Borkenkäfer bereitet Waldbesitzern große Probleme - Sinkende Preise auf dem Holzmarkt

18.06.2018 | Stand 02.12.2020, 16:13 Uhr
Wenn das Brutbild des Buchdruckers entdeckt wird, ist es für den Baum bereits zu spät. Förster Josef Meier zeigte ein Gartenvlies, mit dem man sich auf die Suche nach Bohrmehl begeben kann. −Foto: Fotos: Patzelt

Dietfurt (pa) Die zweite Generation der Borkenkäfer bereitet sich in den Wäldern um Dietfurt auf das Ausschwärmen vor. Die Männchen suchen geeignete so genannte Rammelkammern und die Weibchen ziehen nach. Die Entwicklung der Käfer schreitet relativ flott voran.

Daher ist es jetzt höchste Zeit für die Waldbauern aktiv zu werden. Diese Botschaft versuchten die Förster Oliver Kuhn und Josef Meier, sowie der Vorsitzende der Waldbauernvereinigung (WBV) Parsberg, Martin Schmid, bei der Begehung eines Privatwaldes im Labertal den Teilnehmern zu vermitteln.

Buchdrucker und Kupferstecher. Das hört sich an, wie solide Berufsbezeichnungen aus längst vergangener Zeit. In Wirklichkeit handelt es sich bei den beiden Gesellen um die stärksten Bedroher des Fichtenbestandes. Ereignisse wie Windwürfe, Schneebruch oder die momentane Trockenheit erhöhen das Angebot an Brutraum in Fichtenwäldern. Dadurch kann die Populationsdichte von Buchdrucker und Kupferstecher stark ansteigen. "Im Dietfurter Raum ist der Befall bereits höher als im Vorjahr. Die Entwicklung des Käfers ist relativ weit. Es startet bereits der Schwärmflug der zweiten Generation", informierte Kuhn. So bestehe die Gefahr einer Massenvermehrung und eines damit einhergehenden Absterbens von Fichtenbeständen. "Der Kupferstecher ist im Moment nicht das große Problem, sondern der Buchdrucker. Im April wurden schon die ersten Käferbäume entdeckt. Heute haben wir bereits Käferlöcher von 30 bis 50 Kubikmetern. In Richtung Beilngries und Eichstätt ist es noch viel schlimmer", stellte der Förster mit sorgenvollem Blick fest.

"Daher ist es jetzt an der Zeit, dass die Waldbesitzer aktiv werden", forderte Meier. Durch die schon vorhandenen Löcher fehle den Fichten oft der Schatten des Nachbarbaumes. Dadurch müsse der Baum deutlich mehr Wasser verdunsten und werde so geschwächt. "Und das ist ein gefundenes Fressen für die Käfer", stellte Kuhn klar. Auch die Douglasie werde immer häufiger befallen. "Wir dürfen aber keinesfalls von ihr abrücken. Jeder Baum hat sein Risiko. Alle Bäume sind Lebewesen und können von Krankheiten befallen werden. Wir müssen allerdings versuchen, diese Risiken zu streuen", erläuterte der Dietfurter Förster.

Zum Brutbild sagte Kuhn, dass von der Rammelkammer aus das Weibchen ein bis drei Muttergänge mit einer Länge von sechs bis 15 Zentimetern in Faserrichtung anlegt. Die Eier werden seitlich entlang der Muttergänge in Nischen abgelegt. Die Fräsgänge der Larven verlaufen quer zur Faserrichtung und enden in einer in der Rinde liegenden,verbreiterten Puppenwiege. "Sobald sich einige Käfer erfolgreich in den Stamm einbohren konnten, produzieren sie besondere Lockstoffe, die über das Bohrmehl abgegeben werden. Und genau dieses braune Bohrmehl am Fuß befallener Stämme gilt es jetzt zu suchen", rief Kuhn die Waldbesitzer zur Mithilfe aus.

Das Bohrmehl sammelt sich in Rindenschuppen, am Stammfuß, in Spinnweben sowie auf der Bodenvegetation. "Die Bohrmehlsuche ist zwar aufwendig, stellt aber die einzig zuverlässige Möglichkeit für eine Befallsdiagnose dar und gewährleistet die effizienteste Bekämpfung", erläuterte Meier. Der Förster der WBV Parsberg, hatte ein Gartenvlies mitgebracht, das er unter einen Baum legte. "Aber auch ein bloßer, weißer Stoff ist dazu geeignet", meinte der Fachmann. Erst ist ein Baum betroffen, dann ein weiterer - und auf einmal ist da ein riesiger Einschlag. Daher soll möglichst schnell damit begonnen werden, befallene Bäume auszusortieren", stellte der WBV-Vorsitzende Schmid fest.

"Im Winter kann man die Gipfel getrost liegen lassen. Im Januar würde ich bereits überlegen und im Februar ist es gar keine Frage mehr, dass dieses Zeug raus muss", so Meier zu Vorbeugemaßnahmen. Beim Wintereinschlag muss die Holzabfuhr unbedingt vor Beginn der Schwärmzeit erfolgen. Kronenmaterial und Resthölzer müssen aus dem Wald gebracht, gehäckselt oder verbrannt werden.

"Solange die Temperatur hoch ist, geht es den Käfern gut. Bleibt sie so, dann haben wir mindestens drei Generationen von Borkenkäfern", blickte Kuhn voraus. Ausgehend von etwa 60 Nachkommen pro Weibchen für eine Brutanlage kann dessen Nachkommenschaft bei drei Generationen und mehreren Geschwisterbruten mehr als 100000 Käfer pro Jahr betragen. Eine befallene Altfichte entlässt mindestens 20000 Käfer. Davon sind rund die Hälfte Männchen.
"Wir müssen die befallenen Bäume sofort rausnehmen, damit wir das Ganze in Grenzen halten können. Jeder Waldbesitzer muss daran interessiert sein. Wenn wir den Befall frühzeitig erkennen und auch entsprechend handeln, ist dies unser Vorteil und entlastet auch den Markt", erläuterte Schmid. Laut Kuhn ist die Kommunikation unter den Waldbauern besonders wichtig. "Man kann sich auch mal zusammentun, miteinander reden, Kleinmengen zusammen legen und gemeinsam verkaufen."

Mit den Worten "die Lage ist angespannt" ging Meier auf den aktuellen Holzmarkt ein. Die Sägewerke haben weiterhin Bedarf an frischen Fichtenabschnitten. Da aber im ersten Quartal 2018 allgemein relativ viel Holz gemacht wurde, sind die Sägewerke derzeit gut versorgt und haben die Preise leicht gesenkt. Der Preis für frische Fixlängen im Leitsortiment Fichte BC 2b liegt seit Anfang Juni bei 80 Euro pro Festmeter. Käferholz wird von den Sägewerken extra sortiert, es werden 25 Euro pro Festmeter abgezogen.

"Über schmälere Stämme brauchen wir gar nicht mehr zu diskutieren", stellte Meier klar. "Auch die Holzabfuhr ist zurzeit unter aller Kanone", fuhr der WBV-Förster fort. Es könnte sein, dass die Stämme "bis zum September liegen bleiben."