Dietfurt
Fremde Schuhe und ein leerer Tank

Moritatensänger nehmen die Missgeschicke der Dietfurter aufs Korn

02.02.2016 | Stand 02.12.2020, 20:15 Uhr

Gelungene Faschingsunterhaltung boten die Moritatensänger, die die Missgeschicke mit einem Augenzwinkern aufs Korn nahmen. - Foto: Götz

Dietfurt (gtz) Dass sich der alte Brauch des Aussingens ungebrochener Beliebtheit erfreut, haben die voll besetzten Gaststuben bewiesen, als die Dietfurter Moritatensänger am Wochenende ihre erste Tour machten. Stephan Graf, Martin Huber, Martin Neger und Stefan Röll baten das Publikum, in die Melodien einzustimmen.

Mit Bildern veranschaulichten sie das Missgeschick eines Tubaspielers. Zu hören war, dass dieser die richtige Örtlichkeit für ein Geburtstagsständchen nicht fand und noch dazu mit der Telefonverbindung kämpfte, während die Geburtstagsgesellschaft im Wirtshaus seine wiederholten Irrfahrten durch die Stadt verfolgte.

Ausgestattet mit einem Sturzhelm nahmen die Sänger einen Versicherungsmann aufs Korn. Wegen der großen Sommerhitze hatte der aus "seinem Fahrzeugpool" einen Roller gewählt, der zwischen Stetterhof und Hebersdorf streikte. Nicht helfen konnte ein vorbeikommender Zahnarzt.

Zu erfühlen war die Hitze im dicht besetzten Zuhörerraum, als im Schatten eines Nussbaumes am Zweirad erfolglos herum montiert wurde. Hinter dem "original Kuchafensta" betätigten sich die Männer mit Kopftuch als eifrige "Ratschkathln", die sinnierten, ob der Kolben oder ein Platten schuld waren, und die Brandgefahr diskutierten für die trockene Gerste auf dem Feld, wo doch bei zu erwartender Missernte ein Versicherungsschaden nicht schaden würde. Dass endloses Schrauben fehlendes Benzin nicht ersetzt, folgte als "Moral der Geschichte". "Der Mane" lud nach dem Volksfestbesuch seinen Ottmaringer Freund Matthias zur Brotzeit nach Hause ein. Hausschuhe anziehen, hieß es am Lerchenweg in Dietfurt, wo sich die Hausfrau sofort zurückzog. Der Gast verbrachte eine Zigarettenlänge vor der Haustür, die ins Schloss fiel. Müde hatte sich Freund Mane inzwischen hingelegt. Bei Regen und Finsternis machte sich Matthias ohne Jacke und Hut mit Hausschuhen auf nach Ottmaring. Mane wunderte sich am nächsten Morgen über fremde Herrenschuhe in der Wohnung.

In die "Hochlagen" führte das nächste Stück, wo unter tätiger Anteilnahme der Nachbarschaft der Fronleichnamsaltar in Mallerstetten aufgebaut wurde. In letzter Minute wurde festgestellt, dass er den einzigen Zugang zum Feuerwehrhaus blockierte, wo die Fahne war, die zur Zeremonie gebraucht wurde.

Als Beteiligte genannt wurden auch die Schwiegereltern von Sänger Martin Huber. Die gute Leberknödelsuppe seiner Schwiegermutter erhoffte sich der Moritatist trotz des Aussingens auch weiterhin. "Wieder einmal zu voll genommen hat eine Frau in einer Dietfurter Metzgerei ihren Mund", begann die außertourliche fünfte Moritat, die auf den letzten Drücker entstanden war. Den Refrain "Hörst du die Straßer Grete husten" ergänzte das Publikum brav mit zweimaligem Husten hinter vorgehaltener Hand, während die Geschichte vom Schnitzel, das zu hastig verschluckt wurde und dann im Hals steckenblieb, drastisch ausgemalt wurde. Weder Klopfen noch Trinken halfen, die Atemnot wuchs und der Spezialist wurde aufgesucht. Der Anblick seines Ins-trumentariums gab den Anstoß, das Schnitzel auf natürlichem Weg heraus zu befördern und das befreiende "Schneewittchen-Gefühl" des Wachküssens entschädigte das Opfer, berichtete die Moritat. Beifallsstürme und viele Komplimente quittierten die Darbietungen, auch das Geld, das in den Sammelhut wanderte.

Wer sie noch einmal hören will: Beim Seniorenfasching der Großgemeinde am Samstag und am Rosenmontag ab 21 Uhr im Gasthaus Benz in Mallerstetten werden sie ihre Moritaten noch einmal auftischen.