Dietfurt
Maibaumdiebinnen und falsche Trachtler

Gelungene Moritaten-Partie zum Auftakt der Faschingswoche in Dietfurt

20.02.2017 | Stand 02.12.2020, 18:37 Uhr

Nicht dem Dresscode entsprach die Trachtenkleidung eines stadtbekannten Dietfurter Trachtenfreundes, der sich am Weltrekord im Beilngrieser Volksfestzelt beteiligen wollte.

Dietfurt (gtz) Mit einer gelungenen Moritaten-Partie hat in Dietfurt die Faschingswoche begonnen. Aktive und Zuhörer frönten beim Streifzug der Bänkelsänger dem Urbedürfnis des Derbleckens.

Die Tournee der Dietfurter Moritatisten Stephan Graf, Martin Huber, Martin Neger und Stefan Röll füllte auch heuer die Cafés und Gasthäuser. Die Männer kündigten sich mit Glockenschlag an. Sie marschierten zu den Klängen eines Triumphmarsches ein, bevor sie sich vorstellten und bei den Informanten bedankten, die Beobachtungen geliefert hatten. Es wurde versichert, dass "nur a bissl was" dazu gedichtet worden sei.

Volksmusik erklang zur ersten Moritat, die sich mit einem jungen stadtbekannten "Obertrachtler" beschäftigte. Von vielen Trachtenaccessoires wurde gesungen, die der "Kupferschmie-Seppe" "durchanand brachte". Zum Weltrekord beim Beilngrieser Volksfest präsentierte er sich gar mit "Stresemann"-Beinkleidung. "Alle derfas nei, nur der Josef net!", endete der erfolglose Versuch, ins Bierzelt zu gelangen. Seine Anwesenheit war gar nicht notwendig gewesen, resümierte die "Moral von der Geschicht", die starke Gruppe von Trachtlern aus Dietfurt hatte auch ohne ihn 100 Liter Freibier gewonnen.

"Sabinchen war ein Frauenzimmer" war die melodische Unterlage der zweiten Begebenheit, zu der ein "Maibaum to go" vor den Zuhörern entfaltet wurde, bevor ein neunköpfiges "Frauengeschwader" in der Hafnergasse besungen wurde, das couragiert den Maibaum aus dem "Scheippl-Stadl" raubte. Wie die Diebinnen beim Abtransport der Beute in der Richtungswahl uneinig waren, wurde mit Verweis auf Orientierungsschwächen des "weiblichen Geschlechts" dargeboten, worauf die anwesenden Damen energisch protestierten. "Vorbei an Zen und Ikebana" ging der Transport des Maibaums auf klösterliches Gelände. Als gedruckten Beleg erhielten die Zuhörer eine Kopie des Zeitungsartikels im DONAUKURIER, bevor von der Suche der Bestohlenen mit Räuberleiter zur Überwindung der Klostermauer berichtet wurde. "Die Stammtischbrüder klauten ihn zurück", war zu hören. "Für die Weiba gab's an Sekt, die Manna wurden lang dableckt", beendete die Episode, deren Moral besagte, auch der eigenen Frau nicht zu trauen.

Zur folgenden familiären Urlaubsreise nach Fuerteventura war "qualifiziertes Mitsingen" erwünscht. Vom durstigen Junggesellen mit Sonnenbrand, der statt Meerblick Hinterhof und verschmutzten Pool ertrug und ohne Schweinebraten fast verhungerte, wurde erzählt. Die Verspätung des Heimfluges mit Notquartier neben brummendem Kühlschrank, der die Nachtruhe raubte, führte zur Folgerung: "Erholsam war der Urlaub nicht." Tröstlich, dass er sich in der Arbeit wieder entspannen kann, wurde angemerkt.

Die Hauptdarsteller der letzten Moritat hätten als Mitglieder des Männerchors mehrstimmige Darbietung des Refrains verdient, wurde angekündigt. "Schweinderl, i hol di mit mein Traktor ab", lautete die Devise, als die Sau zur Waage gefahren wurde. Nach Abzug des zuvor ermittelten Leergewichts vom Fahrzeug ergab sich ein enormes Lebendgewicht des Tieres, das dem Augenschein gar nicht entsprach. Der Abholer hatte vergessen, dass er inzwischen 50 Liter Diesel getankt hatte. "Auch billiger Diesel hat a Gwicht!", lautete die Erkenntnis.

Die anschaulich skizzierten Begebenheiten in bester musikalischer und gereimter Qualität, mit Spielwitz vorgetragen, schlugen beim Publikum ein, das sich prächtig bei den Schilderungen amüsierte, mit Beifall, Anerkennung und obligater Gabe in den Hut antwortete. Gleich an ihre nächste Saison dachten die Männer, die appellierten, weiterhin ihre Beobachtungen fürs Derblecken zu liefern.