Die Senioren haben viele Anliegen

Von barrierefreien Altstadtgassen bis zu Pflegeplätzen

17.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:40 Uhr
Ein Teil der Arbeiten in der Pfarrgasse ist bereits abgeschlossen. Von der Sanierung der Altstadtgassen sollen nicht zuletzt die Senioren profitieren. −Foto: F. Rieger

Die Zahl der Menschen, die älter als 60 Jahre sind, ist in der Großgemeinde Beilngries in den vergangenen gut 20 Jahren deutlich gestiegen. Im Jahr 1996 gehörten 1694 Menschen zu dieser Personengruppe, heute sind es fast 2400. Und so durfte es auch nicht verwundern, dass am Mittwoch bei der Bürgerversammlung für Senioren zahlreiche Themen zur Sprache kamen - von barrierefreien Altstadtgassen bis zu Pflegeplätzen.

Beilngries (DK) Bezirksrat Reinhard Eichiner hätte wohl seine Freude an der Seniorenbürgerversammlung in Beilngries am Mittwochnachmittag gehabt. Im DK-Interview hatte der CSU-Politiker vor einigen Wochen betont, dass es höchste Zeit sei, flächendeckend über den steigenden Bedarf an Pflegeplätzen oder auch betreuten Wohnangeboten für Senioren zu sprechen. In Beilngries war nun genau das der Fall, und zwar im direkten Austausch zwischen Bürgermeister Alexander Anetsberger und den rund 30 anwesenden Senioren aus der ganzen Gemeinde. Allerdings wurde schnell klar: Eine einfache Lösung wird es nicht geben.

Anetsberger erläuterte, dass durch den laufenden Umbau des Beilngrieser Seniorenzentrums dessen Kapazität leicht ansteigen wird, und zwar auf gut 80 Betreuungsplätze. Ein Bürger wollte dazu wissen, weshalb man nicht einen weiteren - großen - Ausbau des Gebäudekomplexes anstrebe. Der Bedarf werde sicher immer größer und für die Stadt sei es letztlich eine rentable Investition. Anetsberger antwortete, dass man natürlich darüber nachdenke, wie man den Bedarf an Betreuungsplätzen für Senioren in Zukunft decken kann. Ein großer Ausbau des Seniorenzentrums spiele dabei aber eher keine Rolle. Zum einen sei dies an Ort und Stelle schwer möglich. Und zum anderen müsste man dafür einen üppigen Millionenbetrag in die Hand nehmen. Bei den Kosten, die ein Heimbewohner für seinen Platz entrichten muss, sei man mit monatlich bis zu 2000 Euro sowieso schon in einem empfindlich hohen Bereich. Da könne man nicht weitere Investitionskosten eingehen und auf die Bewohner umlegen, so Anetsberger.

Er brachte stattdessen alternative Wohnformen für Senioren ins Spiel. Er denke an neue Angebote, in denen rüstige Senioren zum Beispiel in einer "WG" leben und ein paar Mal pro Woche von Betreuungspersonal/Medizinern besucht werden. Auch dafür brauche man aber einen Neubau, merkte eine Zuhörerin an. Nicht zwangsläufig, entgegnete Anetsberger mit Verweis auf leerstehende, sanierungsbedürftige Innenstadtgebäude. Und es müsse auch nicht zwangsläufig die Stadt tätig werden. Er könne sich auch vorstellen, dass von privatwirtschaftlicher Seite solche Angebote geschaffen werden.

Ein Bürger merkte an, dass man im Seniorenzentrum nach Möglichkeit keine auswertigen Bewohner zulassen solle. Wenn Beilngries investiere, solle das auch Beilngriesern zugute kommen. Anetsberger antwortete, dass dieser Gedanke sicher richtig sei und man auch jetzt schon Beilngriesern einen gewissen Vorrang einräume. Es gebe aber viele komplizierte Einzelfälle, beispielsweise wenn Beilngrieser ihre Eltern, die wo anders leben, zur Pflege in die Altmühlstadt holen wollen, um sie öfter besuchen zu können. Außerdem gebe es zwar Wartelisten mit Einheimischen - von denen wolle aber nicht immer jeder zu dem Zeitpunkt nachrücken, wenn gerade ein Platz frei wird. Einig waren sich alle Anwesenden in folgendem Punkt: Das Thema Seniorenbetreuung wird in Zukunft einen wichtigen Platz in den Überlegungen der Kommune einnehmen.

Gesprächsbedarf gab es bei der Versammlung auch zum Beilngrieser Friedhof. Anetsberger zeigte eine Übersicht der geplanten Sanierungsschritte. Er kündigte bereits für dieses Jahr Baumaßnahmen an, die beispielsweise der Schaffung von alternativen Urnenbestattungsformen am höchsten Teil des Friedhofs dienen sollen.

Große Bautätigkeit ist auch in den Altstadtgassen vorgesehen. Die barrierefreie Umgestaltung der Pfarrgasse ist zur Hälfte abgeschlossen, in Kürze soll die Winterpause vorbei sein. Wenn diese Gasse fertig ist, geht es im nördlichen Teil der Langen Gasse weiter. Und noch eine weitere Gasse soll heuer in Angriff genommen werden. Zur Diskussion stehen aktuell das Gamsgasserl und die Buchbindergasse. Eine Entscheidung soll in nächster Zeit im Stadtrat fallen. Die für Senioren sehr wichtige Brunnenbäckergasse muss noch bis 2020 oder 2021 warten, da dort aktuell große Gebäudesanierungen laufen.

Mehrere Anfragen kamen zur Situation auf den Straßen. Es sei vielerorts für Senioren schwierig, die Straße zu überqueren - beispielsweise bei der Frauenkirche und an der Bundesstraße 299 auf Höhe des Eingangs in das Betreute Wohnen. Anetsberger konnte dies freilich nicht verneinen und er stellte in Aussicht, dass man sich einmal mit einem Bürger, der auf Rollator oder Rollstuhl angewiesen ist, die neuralgischen Punkte ansehen wird. Große Hoffnungen für eine Zebrastreifen-Lösung oder Ähnliches konnte er aber nicht machen.

Geduld werde man auch in Sachen Verbesserung des Radwegenetzes brauchen, wie Anetsberger einem Bürger aus Kevenhüll antwortete, der sich eine Radwegverbindung von seinem Ort nach Beilngries wünschte. Man mache sich derzeit Gedanken zu entsprechenden neuen Wegen - auf die Schnelle sei aber nichts umzusetzen, wenn die Stadt der Baulastträger wäre, so der Bürgermeister.

Positivere Signale konnte er in Sachen Seniorenbus aussenden. Hierzu werde man sich Gedanken machen, wenngleich es auch bei diesem Thema gewisse Fallstricke gebe.

Fabian Rieger