Beilngries
"Der Tag der Trauer einer ganzen Nation"

Domkapitular Funk und Bürgermeister Anetsberger fordern beim Kriegergedenken großes Engagement für den Frieden ein

18.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:13 Uhr
Im stillen Gedenken: Zu den Klängen des "Guten Kameraden" verharrte Bürgermeister Alexander Anetsberger (r.) am Kriegerdenkmal. −Foto: F. Rieger

Beilngries (rgf) Trauer, Angst und Hoffnung - all diese Gefühle haben sich vermischt, als die Beilngrieser am Vorabend des Volkstrauertags im gewohnt würdigen Rahmen der Opfer von Krieg, Gewalt und Terror gedacht haben. Sowohl Domkapitular Josef Funk als auch Bürgermeister Alexander Anetsberger fanden bei ihren Ansprachen eindringliche Worte.

Bereits die Predigt beim Vorabendgottesdienst stand im Zeichen des Volkstrauertags. Nach dem Schweigemarsch zum Kriegerdenkmal ergriff der Stadtpfarrer dort noch einmal das Wort. "Es ist der Tag der Trauer einer ganzen Nation", rief er den zahlreichen Anwesenden ins Gedächtnis. Hinter jedem Namen eines Menschen, der durch Krieg und Gewalt ums Leben gekommen sei, stehe das Leid einer ganzen Familie. Die schrecklichen Folgen der beiden Weltkriege müsse man sich auch heute noch vor Augen führen, so Funk - sie seien ein Appell an das Gewissen der Menschen, es nicht wieder so weit kommen zu lassen. "Wir und die nachfolgenden Generationen haben es in der Hand, darauf hinzuwirken, dass Vergleichbares nicht noch einmal passiert."

Ähnlich wie Funk richtete auch Anetsberger seinen Blick auf Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Genau 100 Jahre nach dem Ende des Ersten Weltkriegs sei es zweifellos wichtig, sich an das große Leid zu erinnern, das die Menschen damals ertragen mussten. Aus dem Schrecken sei in Deutschland aber auch Hoffnung - eine erste Demokratie in der Weimarer Republik - erwachsen. Grausamerweise habe an deren Ende ein noch schlimmerer Krieg gestanden.

Es sei unerlässlich, als Gesellschaft auch weiterhin all denjenigen Menschen zu Gedenken, die in kriegerischen Auseinandersetzungen, bei Verfolg und Flucht oder durch Terror ihr Leben verloren haben. Gleichwohl müsse man die Lehren aus diesen Ereignissen ziehen, mahnte der Bürgermeister. Dass dies in ausreichendem Maße geschehe, zweifelte er an. "Wir dürfen uns nicht zu sicher sein", sagte Anetsberger. Er zitierte den französischen Präsidenten Emmanuel Macron, der vor wenigen Tagen davor gewarnt hat, dass die "Dämonen der Vergangenheit" wieder auf dem Vormarsch seien. Anetsberger zählte mehrere Staaten auf, in denen es - zumeist sogar demokratisch gewählte - Oberhäupter gebe, die einen Kurs der Abschottung propagieren und/oder Gewalt als probates Mittel der Machtausübung sehen: Ungarn, die Philippinen, seit Neuestem Brasilien, Saudi-Arabien und auch die Vereinigten Staaten. "Nichts ist selbstverständlich, auch nicht unser Friede", fasste Anetsberger zusammen. Daher müsse man sich gemeinsam mit aller Kraft für den Erhalt eines friedlichen Zusammenlebens einsetzen - und die Hoffnung nie aufgeben.

Nach diesen Ansprachen legten Anetsberger für die Stadt und der Sozialverbank VdK jeweils einen Kranz am Kriegerdenkmal nieder. Die Original Altmühltaler Blaskapelle Beilngries, die der Gedenkstunde einen würdigen musikalischen Rahmen bereitete, spielte den "Guten Kameraden" - vermutlich das Lied, mit dem das Leid der Kriege am aufwühlendsten ausgedrückt wird. Anschließend zog man, angeführt von Blaskapelle, Patenkompanie (1. Kompanie des Gebirgspionierbataillons 8 in Ingolstadt), den Beilngrieser Reservisten und Fahnenabordnungen hiesiger Vereine, wieder zurück in die Innenstadt.