Beilngries
Sehnsüchtiges Warten auf schnelles Internet

Breitbandausbau: Die Arbeiten laufen inzwischen - Größter Teil der Hausanschlüsse erst im Jahr 2020

16.07.2019 | Stand 23.09.2023, 7:48 Uhr
Ein Spatenstich war gar nicht mehr nötig, inzwischen laufen die Arbeiten am Breitbandausbau im Zuge des Förderprogramms. Vertreter von Stadt, Telekom und Baufirma fanden sich gestern an der Baustelle im Beilngrieser Gewerbegebiet ein, um über das weitere Vorgehen zu informieren. −Foto: F. Rieger

Beilngries (DK) Um den Startschuss für den Breitbandausbau der Stadt Beilngries im Förderprogramm zu dokumentieren, haben sich gestern Vertreter von Kommune, Telekom und Baufirma getroffen.

Die Arbeiten laufen inzwischen - eigentlich eine gute Nachricht. Die Jubelstürme in demjenigen Teil der Großgemeinde, der auf diese Weise mit schnellem Internet versorgt werden soll, dürften sich dennoch in Grenzen halten. Denn in den allermeisten Fällen dürfte es mit den Hausanschlüssen heuer nichts mehr werden.

Um die komplexe Thematik aufzudröseln, ging Bürgermeister Alexander Anetsberger (CSU) zunächst auf die Vorgeschichte ein. Wie vielfach berichtet, gibt es in der Gemeinde zwei Ausbauformen. In ungefähr der Hälfte der Ortsteile ist bereits schnelles Internet buchbar. Dort wurde der Ausbau eigenwirtschaftlich von den jeweiligen Anbietern erledigt - allerdings nur bis zum Kabelverzweiger und nicht bis zu jedem Grundstück. Das wird nur in denjenigen Ortsteilen geleistet, für die kein eigenwirtschaftlicher Ausbau angeboten wurde und wo dann die Stadt mit Hilfe des Förderprogramms tätig wurde. Um die zugesagten Mittel möglichst üppig auszuschöpfen und gleichzeitig den in diesem Rahmen bestmöglichen Ausbau zu erreichen, habe man mehrere Vergaberunden absolviert, wie Anetsberger gestern noch einmal erläuterte. Man habe dabei nicht den schnellsten, aber den sorgfältigsten Weg gewählt, der den städtischen Haushalt "nur" mit Kosten in Höhe von 250000 Euro belastet. Im November 2017 wurde schließlich der Vertrag mit der Telekom unterzeichnet, der im Erschließungsgebiet - Wolfsbuch, Arnbuch, Kirchbuch, Eglofsdorf, Amtmannsdorf, Leising, Gösselthal, Wiesenhofen, Kaldorf, Litterzhofen und Gewerbegebiet Beilngries - Anschlüsse aller Grundstücke vorsieht, deren Eigentümer das beantragen. Außerdem sollen in diesem Zuge auch Haushalte der Kanalsiedlung schnelleres Internet erhalten, allerdings nicht bis zum Grundstück, sondern nur bis zu einem Kabelverzweiger.

Innerhalb von zwei Jahren müsse der Ausbau über die Bühne gebracht werden, wurde damals bei der Vertragsunterzeichnung mitgeteilt. Für die Bürger war das Signal damit klar: "Ab Ende 2019 haben wir endlich schnelles Internet. " Jetzt relativiert sich diese Hoffnung aber arg. Die Arbeiten im Unterbau soll die beauftragte Firma RKE tatsächlich bis zum Jahresende fertig haben, wie Stefan Hanke und Josef Markl von der Telekom sowie Markus Gröswagen von der Baufirma gestern mitteilten. "Priorisiert" wird im Gewerbegebiet Beilngries und in Leising (Stichwort Bildungsakademie) gearbeitet, dort sollen heuer auch noch die Anschlüsse möglich sein. Alle anderen Ortsteile müssen damit aber noch bis ins neue Jahr warten. Stück für Stück werde man diese dann abarbeiten - bis auch die letzten Haushalte den gewünschten Anschluss haben, könne es Herbst 2020 werden, sagte Markl auf Nachfrage unserer Zeitung. "So realistisch müssen wir sein. " Eine Unsicherheit liege zudem noch im Wetter. Momentan gehe man davon aus, dass die Arbeiten am grundsätzlichen Leitungsnetz heuer abgeschlossen werden können. Sollte der Herbst aber arg winterlich ausfallen, ist auch das nicht in Stein gemeißelt, wie auf DK-Frage bestätigt wurde.

Als Grund, weshalb es nun doch recht lange gedauert hat, bis die Arbeiten tatsächlich starten konnten, nannten die Telekom-Vertreter die Tatsache, dass in mehr als 2000 bayerischen Gemeinden nahezu gleichzeitig ein Breitbandausbau in Angriff genommen worden sei. Das habe sowohl im eigenen Haus in Sachen Planungsarbeit als auch hinsichtlich der Vergabe an eine ausführende Baufirma dafür gesorgt, dass man eben nicht so schnell vorankomme, wie man sich das gemeinhin wünscht, wie gestern erläutert wurde.

Anetsberger betonte, dass von Seiten der Stadt noch einmal die dringende Bitte geäußert worden sei, den Arbeits-Kapazitäten entsprechend auf Beilngrieser Gemeindegebiet möglichst zügig voranzukommen. Vom städtischen Bauhof wird Christoph Schermer die Ausbauarbeiten intensiv begleiten. Auf diese Weise möchte man verhindern, dass unsauber gearbeitet wird, was im Nachgang zum eigenwirtschaftlichen Ausbau in diversen Bürgerversammlungen kritisiert worden war.

Ebenfalls war gestern zu erfahren, dass für Haushalte, die noch keinen Anschluss beantragt haben, immer noch die einmaligen Erschließungskosten von 799 Euro gelten. Zu einem späteren Zeitpunkt könnte dieser Wert steigen. Momentan haben etwa 300 Haushalte im besagten Gebiet einen entsprechenden Antrag gestellt, das sind laut Hanke rund 60 Prozent. Angesichts des finanziellen Eigenanteils, den seine Firma bei diesem Projekt zu leisten habe, sei auch ihnen an einer schnellen Realisierung der Anschlüsse gelegen, betonte er. Das Ziel sei auf allen Seiten das Gleiche. Die Umsetzung steht aber noch aus.

 

KOMMENTAR

„Das ist wohl eine unsichtbare Baustelle“ − Sätze wie diesen hat man zuletzt regelmäßig von Bürgern gehört, die in einem der Ortsteile wohnen, in denen der Breitbandausbau noch immer bevorsteht. Auch wenn offiziell  kein neuer Stand zu erfahren war, so konnte man zuletzt doch schon  davon ausgehen, dass es bis November dieses Jahres nicht mehr klappen kann mit den Hausanschlüssen. Genau diese Erwartungen hatten die Bürger aber anhand der Informationen, die sie im Nachgang zum Vertragsabschluss im November 2017 erhalten hatten. Jetzt wird es mancherorts stattdessen bis Herbst 2020 dauern, bis die Haushalte tatsächlich von schnellem Internet profitieren können. Das wird bei den Betroffenen zurecht auf Unverständnis stoßen.
Die Gründe, die gestern für den recht großen Zeitaufwand beim Breitbandausbau genannt wurden, sind durchaus plausibel. Wenn dieser in unzähligen Gemeinden gleichzeitig ansteht, gehen irgendwann ganz automatisch die Firmen aus, die sich um die Arbeiten kümmern können. Das Problem an der Sache ist aber, dass die Bürger, die seit Jahren auf schnelles Internet warten, dafür am allerwenigsten können. Sie können jetzt nur   hoffen, dass zumindest beim aktuellen Zeitplan nichts mehr dazwischen kommt und es nicht sogar bis ins Jahr 2021 dauert, bis im Zuge des Förderprogramms  der allerletzte Hausanschluss gelegt ist. Zweifellos bleibt festzuhalten: Auf dem Weg zum schnellen Internet ist man in Beilngries recht behäbig unterwegs.

Fabian Rieger