Leising
Naturschutz mit Lucky und Adonis

Ein besonderes Weideprojekt setzen Wolfgang und Matthias Braun in Zusammenarbeit mit dem Landschaftspflegeverband Eichstätt bei Leising um.

19.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:42 Uhr
Sehr zufrieden mit dem Beweidungsprojekt nahe Leising haben sich am Gründonnerstag die Vertreter von Politik und Behörden gezeigt. −Foto: F. Rieger

Leising (DK) Fast möchte man meinen, aus Versehen irgendwo im Nachbarland Österreich gelandet zu sein. Mitten in der Landschaft lassen es sich einige Rinder in der Frühlingssonne auf einer Wiese gut gehen. Ein Anblick, den es in der weiteren Region um Beilngries nicht mehr allzu oft gibt. In Leising ist das seit einem Jahr aber Realität. Und es sind nicht irgendwelche Rinder.

 


Unsere Zeitung hatte vor längerer Zeit schon einmal ausführlich über das Projekt berichtet. Am Gründonnerstag vergewisserten sich Vertreter aus der Lokalpolitik, vom Wasserwirtschaftsamt und vom Landschaftspflegeverband Eichstätt bei einem Ortstermin gemeinsam mit Wolfgang und Matthias Braun vom Gelingen des Vorhabens.

Der Ausgangspunkt der Geschichte ist dabei alles andere als erfreulich. Wie Bürgermeister Alexander Anetsberger erläuterte, musste man vor einiger Zeit leider feststellen, dass jegliche Versuche, "ökologisch sehr wertvolle Flächen" im Ottmaringer Moor trotz des Main-Donau-Kanal-Baus zu retten, fehlgeschlagen waren. Um das irgendwie wiedergutzumachen - soweit sich das im Naturschutz gegenrechnen lässt - wurden sogenannte Ausgleichsflächen bei Leising geschaffen. Wie Stadtbaumeister Thomas Seitz mitteilte, befinden sich diese Grundstücke im Besitz der Stadt. Sie werden bereits seit Jahren extensiv genutzt. Außerdem wurden Flutmulden angelegt, die im Falle eines Hochwassers einen positiven Effekt haben sollen, wie Anetsberger mitteilte.

Und seit einem Jahr wird auf einem 6,5 Hektar großen Teilbereich nun das Heckrinder-Projekt umgesetzt. Wolfgang Braun erläuterte den Gästen, was es mit dieser besonderen Rinder-Art auf sich hat. Es handelt sich um eine in den 1920er/1930er Jahren von den Brüdern Heck vorgenommene Rückzüchtung. Sie ähneln den Ur-Auerochsen, dürfen aber nicht mit diesen gleichgesetzt werden.

 

Ein Stier namens Adonis, ein Muttertier mit Kalb Lucky und vier Färsen, die auf weiteren Nachwuchs hoffen lassen, gehören zur Herde bei Leising. Mit dem Projekt wird ein Artenschutz-Vorhaben verfolgt, wie Landschaftspflegeverbands-Vorsitzende Tanja Schorer-Dremel und Gebietsbetreuer Peter Riegg erläuterten. Durch diese Form der Beweidung werde auf den Wiesen vielen Pflanzen und anderen Tieren ein Lebensraum geboten.

Von allen Seiten gab es am Donnerstag viel Lob für das Projekt. Schorer-Dremel und Martin Mayer, Behördenleiter beim Wasserwirtschaftsamt in Ingolstadt, sprachen beide davon, dass ein naturnaher Umgang mit Flächen wichtig sei. Riegg betonte, dass die Zusammenarbeit aller Beteiligter ausgesprochen gut funktioniere. Vor einem Jahr sei das Projekt gestartet und der Landschaftspflegeverband von der Unteren Naturschutzbehörde damit beauftragt worden, es zu betreuen. Seither habe sich alles sehr gut entwickelt, unter anderem wurden mobile Weidehütten und Brunnen errichtet, an denen sich die Rinder selbst mit frischem Grundwasser versorgen können. "Das Projekt ist am Wachsen", stellte Riegg zufrieden fest. Das könnte auf absehbare Zeit auch auf die Fläche zutreffen, weitere acht Hektar könnten noch dazukommen.

Die Tiere sind das ganze Jahr über im Freien, ließen Wolfgang und Matthias Braun wissen. Alles, was sie zum Fressen brauchen, finden sie grundsätzlich auf der Weide. Alles gutgegangen ist auch im Januar, als die Altmühl bei einem leichten Hochwasser über die Ufer trat (wir berichteten). 30 bis 40 Zentimeter hätten noch gefehlt, ehe es für die Rinder gefährlich geworden wäre, so Wolfgang Braun. Wäre das Wasser tatsächlich so hoch gestiegen, hätte man die Tiere wegbringen müssen. Aber die Altmühl hörte rechtzeitig auf zu steigen.

Mit Vorfreude blickt man jetzt der Zukunft entgegen, immerhin kündigt sich weiterer Heckrinder-Nachwuchs an. Und dann dürfte sich das kleine Kalb Lucky wohl schon bald über einige Geschwister freuen.

Fabian Rieger