Beilngries
Alexander Anetsberger will Landrat werden

Beilngrieser Bürgermeister bestätigt: Er möchte 2020 für den CSU-Kreisverband Eichstätt kandidieren

07.06.2019 | Stand 23.09.2023, 7:20 Uhr
Große Ambitionen hat Alexander Anetsberger. Er will im kommenden Jahr für die CSU den Chefsessel im Eichstätter Landratsamt ergattern. Eine zweite Amtszeit als Beilngrieser Bürgermeister wird es definitiv nicht geben. −Foto: F. Rieger (Archiv)

Beilngries (DK) Alexander Anetsberger hat am Freitag im Gespräch mit unserer Zeitung die Katze aus dem Sack gelassen: Er will bei der Kommunalwahl 2020 der neue Eichstätter Landrat werden.

Unsere Zeitung hatte vor einer guten Woche bereits berichtet, dass der Beilngrieser Bürgermeister als Favorit auf die Kandidatur für die Kreis-CSU gilt. Am Freitag machte Anetsberger nun Nägel mit Köpfen. Die offizielle Kür durch die Parteigremien steht aber noch aus. Sie soll - wie seit Längerem von den Christsozialen kommuniziert - vor der Sommerpause erfolgen.

Die Entscheidung, seinen Hut in den Ring zu werfen, habe er sich nicht leicht gemacht, berichtet der 50-Jährige. Das Thema sei erst zu dem Zeitpunkt so richtig aktuell geworden, als die Kreisvorsitzende Tanja Schorer-Dremel ihren Verzicht auf eine Landratskandidatur erklärte. Qua Amtes hätte sie das erste Zugriffsrecht gehabt. Allerdings entschied sich Schorer-Dremel dafür, ihre Aufgabe als Landtagsabgeordnete und stellvertretende Fraktionschefin der CSU im Landtag fortzuführen. Stattdessen legte sie, genau wie andere Parteimitglieder und Bürgermeisterkollegen, Anetsberger eine Kandidatur nahe, wie dieser berichtet. Das habe er freilich als "eine Ehre" empfunden. "Und so eine Chance erhält man jetzt auch nicht so oft im Leben. "

Die größte Hürde - seine bisherige Parteilosigkeit - ist von der Öffentlichkeit unbemerkt bereits aus dem Weg geräumt worden. Er wäre der CSU, die ihn in Beilngries bereits bei der Bürgermeisterwahl unterstützt hatte, heuer sowieso beigetreten, da er auch als Beilngrieser Bürgermeister für den Kreistag kandidieren und dort ein gewichtiges Wörtchen mitsprechen hätte wollen, verrät er. Inzwischen gehört Anetsberger der CSU an.

Ordentlich den Kopf zerbrechen musste er sich dennoch, ob er diesen großen Schritt zur Landratskandidatur tatsächlich gehen möchte, wie er im DK-Gespräch berichtet. Neben privaten Überlegungen habe er vor allem zwei Aspekte intensiv durchdenken müssen: Zum einen sei ihm bewusst, dass er im Beilngrieser CSU-Ortsverband "eine Lücke reißt". Immerhin seien alle Beteiligten bis vor Kurzem davon ausgegangen, dass Anetsberger für eine zweite Amtszeit als Beilngrieser Bürgermeister kandidieren wird. Die Partei habe da freilich nicht auf Anhieb weitere Kandidaten in der Hinterhand gehabt. Bei Gesprächen mit den Verantwortlichen des Ortsverbandes sei er aber zu der Überzeugung gelangt, dass hier eine gute Lösung gefunden werden kann. Er habe auch angeboten, diesen Prozess weiter zu begleiten - sowohl bei der Suche nach einem Bürgermeisterkandidaten als auch hinsichtlich der Kandidatenliste für den Stadtrat.

Zweites wichtiges Thema war für Anetsberger die Frage, in welchem Maße die Christsozialen im Landkreis bei einer Kandidatur tatsächlich hinter seiner Person stehen. Dabei habe er "großes Wohlwollen" gespürt. Seines Wissens nach gebe es keinen anderen Kandidaten im Kreise der Partei. Freilich müssten aber nun erst alle offiziellen Schritte begangen werden. Zum Kandidaten gekürt werden soll Anetsberger nach Informationen unserer Zeitung in der ersten Julihälfte. Sollte dies so eintreffen, werde man sich im Sommer daran machen, einen genauen Fahrplan für den Wahlkampf zu entwickeln, so der 50-Jährige. Momentan könne er sich dazu noch nicht äußern.

Was hingegen jetzt schon mit Gewissheit gesagt werden kann: Beilngries wird in einem Jahr einen neuen Bürgermeister - oder eine neue Bürgermeisterin - haben. Dadurch steht das Ringen um den Chefsessel im Rathaus freilich unter völlig neuen Vorzeichen. Als Amtsinhaber wäre Anetsberger sicher mit einem ordentlichen Vorsprung in den Beilngrieser Wahlkampf eingezogen. Jetzt werden die Karten völlig neu gemischt, alle Kandidaten werden bei den Wählern erst einmal Punkte sammeln müssen.

Dass es ihm nun passieren kann, dass er beim Wettstreit um Anton Knapps Nachfolge als Landrat den Kürzeren zieht und er dann zusehen muss, wie jemand Anderes Beilngrieser Bürgermeister wird, sei ihm bewusst, so Anetsberger auf Nachfrage unserer Zeitung. Dieses Risiko sei er bereit, in Kauf zu nehmen. Die Chance, den Landkreis Eichstätt maßgeblich mitzugestalten, sei so verlockend, dass er sich mit voller Überzeugung für diesen Schritt entschieden habe.

Anetsbergers Weg in der Lokalpolitik ist ein durchaus beachtlicher. Als Quereinsteiger war der Touristiker, der seit rund 20 Jahren in Beilngries lebt, Ende 2013 von der hiesigen CSU überraschenderweise als Bürgermeisterkandidat präsentiert worden. Er ging als Sieger aus dem Wahlkampf mit Amtsinhaberin Brigitte Frauenknecht (BL/FW) hervor. Und nach nur einer Amtszeit stünde nun der Wechsel auf den Chefsessel im Landratsamt an, falls alles so ausgeht, wie Anetsberger es sich wünscht.

Dass er das Bürgermeisteramt in Beilngries in einem Jahr "mit einem weinenden Auge" abgeben werde, stehe außer Frage. Er habe hier in einer tollen Mannschaft vieles umsetzen dürfen, beispielsweise den ersten Bauabschnitt der Umgehungsstraße. Bei vielen anderen Projekten kann er die Umsetzung nun aber nur noch teilweise oder gar nicht mehr begleiten - vom Gemeindeentwicklungskonzept über den Kindergartenneubau bis hin zur Grundschulerweiterung. "Ich sehe in dieser Tatsache aber auch den Ansporn, in meinem letzten Jahr als Beilngrieser Bürgermeister noch so manches Ausrufezeichen zu setzen", kündigt Anetsberger an.

Fabian Rieger