Irfersdorf
Maschkerer mit sozialer Ader

In Irfersdorf pflegt man seit vielen Jahren die Tradition des Faschingsumgangs im Ort

14.02.2021 | Stand 23.09.2023, 17:02 Uhr
Schöne Tradition: Der vielerorts bekannte Brauch des Maschkerer-Zugs durchs Dorf wird in Irfersdorf seit langer Zeit mit großer Begeisterung begangen. −Foto: S. Wittmann (Archiv)

Irfersdorf - Eine langjährige Tradition muss heuer unterbrochen werden: Seit vielen Jahrzehnten ziehen die Irfersdorfer Faschingsfreunde am Rosenmontag oder Faschingssamstag von Haus zu Haus, um Geld zu sammeln, Musik zu machen, den Fasching zu feiern und hier ein Schnapserl oder dort eine Brotzeit zu bekommen. Heuer muss wegen Corona alles ausfallen. Zumindest fast. Ganz haben die Organisatoren Simon Wittmann und Bernhard Forster die Idee nicht aufgegeben, trotzdem Spenden zu generieren, um damit wieder Gutes zu tun.

 

Denn das Geld des jährlichen "Faschingsumgangs" wird von ihnen immer komplett für wohltätige Zwecke gespendet. "Und so hätten wir das trotz allem auch heuer gern wieder. Weil wir nicht selber vorbeikommen können, haben wir jetzt ein Konto eingerichtet, auf dem wir Spenden sammeln, die wir dann weitergeben", erklärt Simon Wittmann.

Seit über 70 Jahren gibt es das Spektakel in Irfersdorf, einige Jahre wurde zwischendurch eine Pause eingelegt. Seit 2009 sind sie aber wieder unterwegs: Rund 20 Männer - Frauen dürfen bei der Herrenriege nicht mitmarschieren - ziehen möglichst festlich im Anzug gekleidet oder anderweitig kostümiert von morgens bis abends durch das Dorf, überall wird geklingelt und auf wohlwollende Hausbewohner gehofft. "Wir versuchen, die Jugend ab 18 Jahren schon mit einzubinden, damit es für den Brauch später Nachfolger gibt, die das aufrecht erhalten", sagt Wittmann. Noch vor dem Start gibt es für alle ab 8 Uhr ein üppiges Weißwurstfrühstück, und das aus gutem Grund: "Diese Grundlage ist schon wichtig, damit man sich bis zum letzten Haus durchkämpfen kann. Es lädt jedes Jahr jemand Anderes zu diesem Frühstück ein, das wird immer bereits im Jahr zuvor festgelegt. Zur guten Tradition ist mittlerweile die Stärkung bei der Hirschen Kathi geworden und auch auf die Faschingskrapfen bei Korl Centa freut sich ein jeder", verrät Wittmann.

 

Nach dem Weißwurstfrühstück denkt aber noch keiner an Mittagessen oder Nachmittagskrapfen: Gegen 9 Uhr geht es erst einmal los, mit Billy (Klaus Biedermann) an der Quetschn, Kretschi (Christian Kretschmeier) mit der Teufelsgeige und Nobby (Norbert Pöppl) mit der ganz speziellen, handgefertigten Gießkannen-Tuba oder mit anderen mehr oder weniger musikalischen, immer schön lauten Instrumenten. Und mit Gesang, der im Laufe des Tages und nach den ersten "flüssigen Stärkungen an den Haustüren" immer fröhlicher und inbrünstiger wird. "Wir starten meist so mit 20 Personen, am Abend sind wir oft nur noch fünf bis acht, die nicht aufgegeben haben. Aber jedes Mal ist es eine Mordsgaudi", verrät Wittmann. Abends kommen dann wieder alle zusammen, um mit viel Spaß und Erzählungen bei einer Brotzeit und einer letzten Halben den Tag Revue passieren zu lassen.

So feuchtfröhlich und lustig das klingt, der Hintergrund hat Sinn und ist den Irfersdorfern wichtig: Denn während die ersten Faschingsnarren in der Anfangszeit vor allem an den Haustüren klingelten, um sich Naturalien wie beispielsweise Eier oder Bratwürste für eine deftige Brotzeit zu erbitten, sammeln sie heute überwiegend Geld. So kommen meist rund 1000 Euro zusammen, die gedrittelt werden und mit denen anteilig dann in den vergangenen Jahren Organisationen wie das Kinderheim Arche Dollnstein, die Deutsche Knochenmarkspende, die Palliativstation Neumarkt, die Neuburger Kinderklinik, die Kinderkrebshilfe Regensburg, KUNO Regensburg, der Paulushofener Kindergarten, die Aktion "Antenne Bayern hilft" sowie viele mehr unterstützt wurden. Dadurch sind die Irfersdorfer für ihr außergewöhnliches Hilfsprojekt mittlerweile so bekannt geworden, dass 2017 sogar Radiomoderator Hakan Turan mit einem Team von Antenne Bayern vorbeischaute, um die Irfersdorfer bei ihrer Tour durchs Dorf zu begleiten - und selber riesen Spaß bei der Aktion hatte.

 

Wichtig ist den Organisatoren Wittmann und Forster, dass das Geld nicht von ihnen gespendet wird, "sondern von unserer ganzen Dorfgemeinschaft. Weil jeder dabei mithilft. Es ist immer ein tolles Gefühl gewesen, wie die Leute an dem Tag schon auf uns gewartet haben und wir herzlich begrüßt wurden. Und alle haben mit einem Geldbetrag unterstützt", erinnert sich Wittmann.

Wer die Tradition auch heuer hochleben lassen will und ohne Faschingsumgang einen kleinen Betrag spenden möchte, kann dies auf das Konto von Simon Wittmann, Kontonummer DE 78 721 608 180 207 432 291, tun. Als Verwendungszweck soll unbedingt "Faschingsfreunde Irfersdorf 2021" angegeben werden. "Die Spenden werden wir wieder komplett an bedürftige Privatpersonen oder Institutionen spenden", verspricht Simon Wittmann.

DK

Regine Adam