In weihnachtlicher Freundschaft verbunden

03.12.2020 | Stand 23.09.2023, 15:49 Uhr
In einem traumhaften Ambiente findet der Weihnachtsmarkt unter Olivenbäumen in der Beilngrieser Partnerstadt Garda jedes Jahr aufs Neue statt. Die Freunde aus der Altmühlstadt haben dabei unvergessliche Erinnerungen gesammelt. Heuer ist wegen der Corona-Pandemie leider eine Zwangspause unumgänglich. −Foto: Adam (Archiv)

Sie ist seit vielen Jahren ein fester Termin im Beilngrieser Veranstaltungskalender: Die Teilnahme am Weihnachtsmarkt in Garda. Heuer wurde wegen Corona nicht nur der Besuch in der italienischen Partnerstadt abgesagt, sondern der komplette Weihnachtsmarkt "Natale tri gli Olivi". Traurig finden das viele Akteure aus beiden Orten - und sie lassen den Markt zumindest durch schöne Erinnerungen an die vergangenen Jahre aufleben.

 

Zu den Pionieren in der Partnerschaft beider Orte und zur Teilnahme am "Weihnachtsmarkt unter Olivenbäumen" zählt Hubert Kaes. Er erinnert sich: "Franz Xaver Uhl und ich beschlossen, vom 4. bis 6. Januar 2002 mit Partnerinnen und vier Freunden eine Weihnachtshütte mit typisch bayrischen Schmankerln in Garda zu betreiben. Franz fuhr mit einem Bekannten im Transporter des Bauhofs die Weihnachtshütte von Beilngries nach Garda. Ich transportierte mit meinem Auto Glühwein, Lebkuchen und die gesamte Hütteneinrichtung." Ganz so einfach, wie es klingt, war es wohl nicht, denn Kaes erzählt schmunzelnd: "Beim Auf- und Abbau der Weihnachtshütte kamen Franz und ich schnell an unsere Grenzen." Kaum vorstellbar heute: "In Garda war Glühwein, auf Italienisch ,vin brule', völlig unbekannt." Liebe auf den ersten Schluck war es offensichtlich nicht, denn "viele spuckten den ,heißen Rotwein' sogar wieder aus", erinnert sich Kaes, der heute noch staunt: "Tatsächlich stellten die Beilngrieser vor 18 Jahren in Garda den Glühwein vor." Auch an die eisige Kälte damals erinnert er sich heute noch: "Es war kalt wie noch nie und in der Nacht zum 5. Januar 2002 war der Glühwein eingefroren!" Vorher und bis heute habe es in Garda nie wieder so kalte Temperaturen gehabt. Und noch etwas ist Kaes in unvergessener Erinnerung: "In einem Jahr bewirteten wir das Festzelt an zwei Wochenenden. Ich blieb mit einigen Helfern die Woche über und erlebte ein Erdbeben live am Gardasee mit. Ein beängstigendes Erlebnis."

Für Sieglinde Schmidtner, die die Teilnahme der Beilngrieser am Eröffnungswochenende in Garda fast von Beginn an als Mitarbeiterin der Touristinformation betreute, ist dieser Markt alljährlich der Start in die Weihnachtszeit. "Die Weihnachtsstimmung dort beginnt ja schon eine Woche früher als bei uns und es war für mich wirklich immer ein Fest, in dieses Lichtermeer einzutauchen. Die beleuchteten Häuser, die Buden, der schön bepflanzte Platz, das Lichtermeer auch in den Gassen, das war für mich vor allem zu Beginn eine völlig andere Art, den Advent und die Weihnachtszeit zu gestalten, so wie ich sie nicht kannte", schwärmt Schmidtner. Sie hat viele Freundschaften geschlossen in den Jahren, hält während des ganzen Jahres regelmäßig Kontakt.

 

Genau wie Erhard Tomenendal, der noch während seiner Zeit als Stadtbeschäftigter, später als aktiver Rentner, Jahr für Jahr zum Organisatorenteam gehört. "Es ist schön, dass man immer wieder alte Bekannte dort trifft, Leute mittlerweile gut kennt, die halt gern und regelmäßig zu uns ins Zelt oder an den Stand kommen. Offizielle Personen natürlich oder Mitglieder der Musikkapelle beispielsweise. Man kennt sich mittlerweile. Die Kontakte sind herzlich und es sind jetzt bereits Kontakte zwischen Jugendlichen dazugekommen, das finde ich sehr gut. Einziges Problem ist halt immer wieder die Verständigung. Ich finde es sehr schade, dass es heuer nicht klappt, ich wäre sehr gerne wieder dabei gewesen."

So denkt auch Peter Nitsche vom Kulturhistorischen Verein Beilngries-Kinding. Bereits der 18. Besuch in Garda wäre es für ihn, seine Frau Marianne und weitere Helfer des Vereins gewesen. "Ich erinnere mich an wunderschöne Nachmittage dort, mit traumhaftem Wetter, freundlichen und interessierten Besuchern bei unseren Ausstellungen und vor allem der Waffelbäckerei", sagt Nitsche. Eine besonders eindrückliche Erinnerung sei für ihn die mitreißende Begeisterungsfähigkeit der Italiener, "das gefällt mir als Deutscher richtig gut". Nitsche hofft, dass "hier wie dort" alle gesund bleiben, bald ein Stück Normalität wieder einkehren kann und es dann 2021 ein umso schöneres Wiedersehen gibt.

 

Darauf hofft auch Peter Zimmer, der mit seiner Original Altmühltaler Blaskapelle Beilngries schon zehnmal die musikalische Gestaltung der Beilngrieser beim Weihnachtsmarkt in Garda übernommen hat. "Wir fühlen uns dort immer gut aufgenommen, egal an welchen Stand wir hinkommen, alle sind freundlich." Er freue sich immer darauf, neue Bekanntschaften zu schließen, aber auch bestehende zu erneuern. "Für mich ist die Atmosphäre dort jedes Jahr so, dass es für mich immer der Beginn der Weihnachtszeit ist."

Gerade zwischen den Musikkapellen in Beilngries und Garda sind mittlerweile enge Verbindungen entstanden. Nestore Tonini, Mitglied der Kapelle La Banda Gardesana, bestätigt dies: "Die Städtepartnerschaft zwischen Garda und Beilngries ist etwas Wichtiges für unseren Ort. Meine schönste Erinnerung ist der Gottesdienst am Sonntag, 25. November 2018. Da haben wir die Heilige Messe in der Kirche von Garda mit der Musikkapelle von Garda und Beilngries und dem Chor La Rocca gefeiert. Am Ende des Gottesdienstes bekam Beilngries die Flagge von Garda mit unseren Farben als Symbol überreicht. Dies war für die Gemeinschaft von Garda ein greifbares Zeichen dafür zu zeigen, wie wertvoll und wichtig die Zusammenarbeit zwischen unseren beiden Gemeinden ist." Auch wenn man sich heuer nicht treffen könne, sende der Bürgermeister von Garda, Davide Bendinelli, nach Beilngries herzliche und aufrichtige Grüße und wünsche dem Bürgermeister von Beilngries und der ganzen Gemeinde ein frohes Weihnachtsfest. "Wir alle wünschen uns ein Jahr 2021 mit viel Hoffnung, dass diese Pandemie zu Ende geht und wir uns wiedersehen können."

 

Der erste Festwirt beim Weihnachtsmarkt, Siegfried Gallus, hat mittlerweile am Gardasee sogar sein Zweitdomizil aufgeschlagen, verrät er, "wenn auch nicht direkt in der Partnerstadt". Spontan fällt ihm eine Weihnachtsmarktteilnahme ein, die er für seine schönste hält: "Als die ganze Gruppe der Altmühltaler Miniköche damals mit dabei war und wir gemeinsam gekocht haben." Die Bereitschaft der italienischen Freunde, auf jeden offen zuzugehen, zu helfen, sei ihm gut in Erinnerung und ein persönliches Erlebnis freut ihn noch heute: "Unser Freund Agostino Crescini war ja Fischer und er hat mir einmal frischen Fisch besorgt, den ich dann zubereitet habe, für die Bürgermeister von Garda und Beilngries und weitere italienische Freunde. Es war ein sehr schöner Abend!"

Gern an die Partnerstadt Garda denkt auch der Nachfolger von Gallus, seit einigen Jahren der aktuelle Festwirt, Johann Herrler: "Ich erinnere mich gut an die Aufregung, die man nun mal hat, wenn man für das Festessen des kompletten Wochenendes zuständig ist und alles von daheim mitnehmen muss. Sämtliche Gerätschaften, Lebensmittel und natürlich unser Schattenhofer-Bier transportieren wir nach Garda, in einem 18-Tonner-Lkw - oder vergangenes Jahr war es glaub' ich sogar ein 27-Tonner. Das ganze Organisatorische, auch das nicht zu unterschätzende Bürokratische mit dem Zoll, das erfordert viel Vorplanung. Aber ich habe beste Unterstützung bekommen, zum einen von Sieglinde Schmidtner, zum anderen auch von den Leuten in Garda. Sie haben geholfen im Service, bei der Übersetzung unserer Speisekarten und im Gespräch mit den italienischen Gästen im Zelt und überhaupt immer, wenn es eine Frage oder ein Problem gab", erzählt Herrler. Beliebtestes Gericht bei den Freunden in Garda: Das bayerische Schäufele mit Knödel. "Allein von der Portion waren sie immer überwältigt. Und geschmeckt hat es wohl auch." Wie Herrler selbst von Pasta und Fisch in den Restaurants von Garda. "Ich habe natürlich mit meiner Mannschaft gern dort probiert und gegessen, so wie die Italiener bei uns." Das möchte er, wenn es denn möglich ist, auch 2021 wieder.

Alle hoffen also auf ein baldiges Wiedersehen. In Garda gibt es eine ganze Reihe von Personen, die die Partnerschaft mit Beilngries pflegen und ebenfalls Freundschaften weit über das Offizielle hinaus geschlossen haben. Ein Freund der ersten Stunden ist Agostino Crescini. Er schickt viele Grüße aus Italien und schreibt: "Erst vor kurzem war ich in der Volksschule in Garda und ein kleines Mädchen hat mich gefragt: Wann kommen unsere Freunde aus Deutschland? Das sagt doch viel aus." Garda sei heuer ohne Weihnachtsmarkt leider sehr einsam und das Zusammensein und gemeinsame Feiern mit den Beilngriesern fehle sehr. "Nicht zuletzt fehlt mir der Marsch durch die Stadt bis zur Kirche mit eurer wunderbaren Blaskapelle, die in der Kirche schöne Kirchenlieder spielte und auch danach noch zusammen mit unserer Banda Gardesana immer ein kleines Konzert gab. Viele Bewohner von Garda haben das immer bewundert. Es fehlen uns auch die guten Waffeln, die von Peter Nitsche und seiner fleißigen Gruppe gebacken und verschenkt wurden. Wir werden heuer mit viel Nostalgie an alles denken." Crescini gibt sich dennoch zuversichtlich: "Wir müssen optimistisch sein und jetzt schon an das nächste Jahr denken, in dem sicher alles wieder normal geschehen wird."

DK

Regine Adam