Beilngries
Gottvertrauen auch in Zeiten schwerer Prüfungen

17.04.2020 | Stand 02.12.2020, 11:31 Uhr
Das Bild des Barmherzigen Jesus findet sich auch in der Kapelle des Seniorenzentrums Beilngries. −Foto: Hieke

Beilngries/Hirschberg - Am Sonntag begeht die katholische Kirche das Fest der Göttlichen Barmherzigkeit, das der Heilige Papst Johannes Paul II. vor nunmehr 20 Jahren eingeführt hat.

Die polnische Ordensschwester Faustyna Kowalska ist untrennbar damit verbunden und wurde von ihm im Jahr 2000 heilig gesprochen. Er selbst ist am Vorabend eines Barmherzigkeitsabends gestorben.

Das Bild des Barmherzigen Jesus, das auch in der Kapelle des Seniorenzentrums Beilngries, in einer privat gebauten Kapelle auf dem Radweg nach Kinding und in etlichen anderen Kirchen zu finden ist, wurde Schwester Faustyna nach ihren Angaben von Jesus selbst 1931 in Auftrag gegeben. Unsere Zeitung hat mit zwei Priestern, dem Ruhestandspfarrer Pius Schmidt (Hirschberg) und Kaplan David Simon (Beilngries), gesprochen. Sie schildern ihre ganz persönliche Beziehung zu diesem Fest.

Herr Pfarrer Schmidt, warum liegt es Ihnen am Herzen, diese Botschaft unter die Leute zu bringen?

Pfarrer Schmidt: Sie gehört zu den trostvollsten Inhalten unseres christlichen Glaubens. Es gibt auch heute viel unsichtbares Leid, ja Elend, oft unter dem Deckmantel eines wohlhabenden Lebens versteckt. Einer sagte: ,Mir kann keiner mehr helfen! ' Doch wer so redet, vergisst, dass ein barmherziger Gott existiert. Schwester Faustyna schreibt: ,Möge an Gottes Barmherzigkeit niemand zweifeln. Gottes Erbarmen ist immer größer als unser Elend. ' Das weiter zu sagen, ist mir auch als ehemaliger Klinikseelsorger ein großes Anliegen.

Herr Kaplan Simon, in Polen ist die Verehrung der göttlichen Barmherzigkeit weiter verbreitet. Welche Erfahrung haben Sie damit persönlich gemacht?

Kaplan Simon: Das Bild vom Barmherzigen Jesus hängt seit 20 Jahren in meiner Pfarrkirche. Oft wird es in der Nähe der Beichtstühle aufgehängt, um den Gläubigen sichtbar zu machen, was bei der Beichte passiert. Bisweilen findet es im Altarraum seinen Platz, um deutlich zu machen, was sich bei der Eucharistie ereignet, wo ungezählte Ströme der Barmherzigkeit Jesu in die Seelen der Menschen ausgegossen werden. Auch nach Beilngries habe ich mein persönliches Bild mitgenommen. Drei Sachen berühren mich bei diesem Bild: Jesus hat für die Menschen seine rechte Hand zum Segen erhoben und er segnet sie die ganze Zeit. Nie endende Gnaden strömen unaufhörlich aus dem für uns Menschen geöffneten Herzen Jesu. Obgleich am unteren Bildrand der Satz steht: ,Jesus, ich vertraue auf dich', weiß ich, dass es eigentlich Jesus ist, der mir aus dem Bild heraus anruft: ,David ich vertraue dir. Ich weiß, dass du es schaffst. Ich bin immer bei dir. Und egal, wie weit du von mir wegläufst, ich laufe dir hinter her und lasse dich niemals allein. '

Warum ist es auch für Christen oft so schwer, der Liebe Gottes bedingungslos zu vertrauen und wirklich das Leben darauf aufzubauen?

Pfarrer Schmidt: Oft werden Menschen von harten Prüfungen gequält oder von der Last ihrer Sünden erdrückt. Es ist eine Gnade, also ein göttliches Geschenk, wenn wir dieses Gottvertrauen in uns tragen. Und um diese Gnade sollen wir immer wieder bitten. Und Jesus verspricht uns, dass er diese Bitte sicher erfüllen wird.

Kaplan Simon: Nach den schrecklichen Wirren der beiden Weltkriege, wo die Menschheit gesehen hat, wie vernichtend und böse der Mensch sein kann, kommt Gott mit den Eigenschaften Liebe und Barmherzigkeit, die nicht neu waren, aber aufs Neue wieder entdeckt werden mussten und müssen. Glaube beruht nicht auf Beweisen, sondern auf einem Vertrauensakt. Er kann nicht zurecht gezimmert werden wie etwa ein Dachstuhl oder gar nach Rezept wie ein Kuchen gebacken werden. Wir Menschen sind schwach und fehlerhaft und bedürfen der Erlösung.

Zur Vorbereitung des Barmherzigkeitsfestes gibt es ein neuntägiges Gebet, eine Novene also. Der Text wird heutzutage oft als Zumutung empfunden, weil er klar von Hölle und Gericht spricht. Wie sehen Sie das?

Pfarrer Schmidt: Schwester Faustyna sieht ganz klar, welches Unheil die Sünde bedeutet, in welch schlimme Not Menschen durch sie geraten können. Die Sünde ist ein Gift, das buchstäblich Hölle auf Erden erzeugt. Denken wir an Hass, Feindschaften und Lieblosigkeiten, die Menschen sich gegenseitig zufügen können. Aber Jesus hat all unsere Sünden auf das Holz des Kreuzes getragen und nichts wünscht er so sehr, wie unsere Reue und Hinkehr zu ihm.

Kaplan Simon: Obwohl zunächst immer die Botschaft der Barmherzigkeit und der Liebe vorrangig ist, darf man doch nicht leugnen, dass die Hölle und der Teufel existieren. So hat die Kirche neben den Geboten auch die sogenannten Pflichten, wie etwa die Sonn- und Feiertagepflicht, jährlicher Empfang des Bußsakraments in der österlichen Zeit oder die festgelegten Fast- und Abstinenztage. Selbst wenn viele Menschen es in ihren Herzen abgeschafft haben, gehört das trotzdem immer noch zum Fundament unseres Glaubens, zu der Kirche, die Jesus gegründet hat.

dh