Beilngries
Kindergarten wird deutlich teurer

Neubau kostet nach aktuellen Berechnungen rund 5,1 Millionen Euro – Grünes Licht für Gesamtplanung

22.09.2017 | Stand 02.12.2020, 17:27 Uhr
Großprojekt im Sulzpark: Die Stadträte haben am Donnerstag mehrheitlich die Gesamtplanung für den Neubau des Franziskuskindergartens abgesegnet. −Foto: Fabian Rieger

Beilngries (DK) Im Anschluss an eine teils hitzige Diskussion haben die Beilngrieser Stadträte am Donnerstagabend die Gesamtplanung für den Ersatzneubau des Franziskuskindergartens beschlossen. Kräftig schlucken mussten alle bei den erwarteten Kosten: Die sollen bei gut 5,1 Millionen Euro liegen.

Wenn im Beilngrieser Stadtrat über den Ersatzneubau des Franziskuskindergartens debattiert wird, geht es hitzig zu. Das wissen aufmerksame Beobachter schon lange. Und so war es auch wenig überraschend, dass sich Bürgerliste-Parteiloser Block/Freie Wähler, CSU und Bürgermeister Alexander Anetsberger am Donnerstag noch einmal allerlei Argumente vorhielten – gewürzt mit teils scharfer Rhetorik.

Zunächst waren aber die Vertreter der Planungsbüros an der Reihe. Sie lieferten einen Überblick über den Stand der Planungen, der inzwischen so weit fortgeschritten ist, dass eine Abstimmung über die Gesamtplanung für das Großvorhaben im Sulzpark möglich war. Bernd Stadelmann vom Architekturbüro bss ging auf den Baukörper sowie die Innenausstattung an. Weder an der bereits präsentierten Z-Form noch an den im Sommer gefällten Entscheidungen – Luft-Wärmepumpe als Heizsystem, Holzbauweise und Walmdach – hatte sich etwas geändert. Neu war hingegen die Information, dass entgegen der bisherigen Planung nun doch eine Lüftungsanlage für einen Großteil der Räume nötig wird. Auch zur Küche gab es etwas zu sagen. Hier will man baulich für den Fall vorsorgen, dass irgendwann vielleicht kein örtlicher Caterer mehr bereit sein könnte, das Essen portionsfertig und genau zur Mittagszeit anzuliefern. Die Küche wird so ausgestattet, dass für das Personal die Möglichkeit besteht, das bereits fertig gekochte Essen aufzuwärmen und zu portionieren. Hierzu gebe es keine Alternative, wie Anetsberger und Stadelmann erläuterten. Denn: Eine spätere Erweiterung der Küche und somit auch des Baukörpers sei nicht möglich.

„Ich fühle mich über den Tisch gezogen.“

Helmut Schloderer, BL/FW

 

Lüftungsanlage und Küche waren dann auch jene zwei Punkte, die der Planer als Hauptgründe für eine sehr unerfreuliche Entwicklung nannte. Von den ursprünglich erwarteten Kosten in Höhe von 4,22 Millionen Euro wird man sich verabschieden müssen. Vielmehr gehen die Planer jetzt von einer Gesamtsumme von 5,11 Millionen Euro aus.

Diese Steigerung um nahezu eine Million Euro war dann wenig überraschend auch ein Kernpunkt der Diskussionen. Bernhard Merkl (BL/FW) monierte, dass man gleich von einer Lüftungsanlage ausgehen hätte müssen. Zudem merkte er an, dass ihm die Innengestaltung, die überwiegend mit Holz (Weißtanne) erfolgen soll, recht „üppig“ vorkomme. Hier gebe es Einsparpotenzial. Der Planer zeigte bei seiner Antwort die Vorteile der geplanten Holzausstattung auf. CSU-Fraktionssprecher Johannes Regnath merkte an, dass er und seine Mitstreiter ebenfalls überrascht gewesen seien vom deutlichen Anstieg der Kosten. Die Gründe dafür seien aber klar und schlüssig erläutert worden.

Weiteren Diskussionsbedarf gab es bezüglich der Außenflächengestaltung. Hier lieferte Sascha Fieml vom Landschaftsarchitekturbüro die Informationen. Viel Neues war für die Stadträte nicht mehr dabei, die Pläne für die Außenanlagen wurden schon bei der Sitzung vor drei Wochen präsentiert (wir berichteten) . Die Beratung spitzte sich auf die Frage zu, wie die Parkplätze im nördlichen Bereich angeordnet werden sollten. Sowohl die Planer als auch die Mehrheit der Stadträte sprachen sich für eine Variante aus, bei der die Fahrzeuge senkrecht zur Zufahrtsstraße parken und die Kinder direkt in Richtung eines Gehwegs aussteigen können. Die Variante mit Längsparkplätzen, die vor Wochen noch regen Zuspruch erfahren hatte und noch immer Rüdiger Steins (SPD) Favorit war, wird nicht weiterverfolgt. Das hat folgende Auswirkung: Die nördliche Spielfläche muss für die nun größer geplanten Parkflächen etwas verringert werden. In Kombination mit dem Areal im Osten würde der Außenspielbereich dann aber nicht mehr die geforderten 1400 Quadratmeter erreichen. Daher müsste man im Süden eine zusätzliche Fläche des Sulzparks als Spielfläche mitnutzen. Diese Idee war nicht ganz neu – und im Frühsommer bereits hitzig diskutiert worden.

Vertreter der Bürgerliste erneuerten auch diesmal ihre Kritik: Man habe von Anfang an gewarnt, dass der Sulzpark für einen Neubau nicht der richtige Standort sei, so Manfred Thoma. Sein Fraktionskollege Anton Bauer merkte an, dass sich nun das bewahrheite, was man stets befürchtet habe: Eine zusätzliche Fläche müsse für den Neubau verwendet werden. „Hier hätte man gleich mit offenen Karten spielen müssen“, schimpfte er. Die CSU hielt dagegen. „Herr Bauer liegt wieder einmal vollkommen falsch“, sagte Hans-Dieter Niederprüm. Bei der Brauerei Schattenhofer sei kürzlich ein größeres Areal zum Sulzpark hinzugefügt worden, insgesamt sei die Flächenbilanz positiv. Jochen Maurer (CSU) merkte an, dass man bei einem Neubau an anderem Standort die Kirche als Träger verloren hätte. Das hätte die CSU auf gar keinen Fall gewollt. Und Regnath fragte: „Wenn wir nicht bereit sind, einen Teil des Sulzparks für unsere Kinder zu verwenden, für wen denn dann?“

Und so ging der Streit munter weiter. Helmut Schloderer (BL/FW) monierte, dass eine solche Gesamtplanung bereits vor einem Jahr vorliegen hätte müssen. Die „Salami-Taktik“ der Stadt ärgere ihn. „Ich fühle mich über den Tisch gezogen.“ Diese Aussage konterte Anetsberger scharf: „Ich könnte es Ihnen jetzt noch ein viertes Mal erklären, aber dann würden Sie es wohl immer noch nicht verstehen.“ Man habe es bei den Planungen für den Kindergartenneubau – unter Zeitdruck – mit zahlreichen Herausforderungen zu tun gehabt und nun eine sehr gute Lösung erarbeitet.

Bei sechs Gegenstimmen wurde das Vorhaben in der vorgestellten Form angenommen. Ab Februar soll das neue Gebäude mit sechs Gruppenräumen (fünfmal Kindergarten, einmal Kita) gebaut werden, im September soll es den 138 Kindern zur Verfügung stehen. Im Anschluss wird das angrenzende Bestandsgebäude abgerissen.