Hilpoltstein
Zwölf Pflegekräfte in Quarantäne

Der Chefarzt der Kreisklinik, Dirk Asshoff, ist deshalb aber nicht beunruhigt: "Im Moment können wir uns das noch leisten"

23.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:20 Uhr
Am Eingang der Kreisklinik fängt ein Empfangskomitee die Besucher ab. Seit dem Wochenende ist bekannt, dass sich ein Krankenpfleger mit dem Coronavirus infiziert hat. Insgesamt zwölf Pflegekräfte sind deshalb nun in häuslicher Quarantäne. −Foto: Tschapka

Hilpoltstein/Roth - Die Nachricht, dass am Wochenende ein Pfleger der Kreisklinik Roth positiv auf den Erreger Covid 19 getestet worden ist und zwölf weitere Pflegekräfte, die mit ihm Kontakt hatten, in häusliche Isolation geschickt wurden, erschreckt Chefarzt Dirk Asshoff, ärztlicher Leiter der Kreisklinik Roth nicht: "Im Moment können wir uns das noch leisten. Wir sind in der Lage, das Personal zu ergänzen. "

 

Die betroffenen Pflegekräfte würden weder auf der Intensivstation noch im Infektionsbereich arbeiten. Auf der neu eingerichteten Covid-Intensivstation werde derzeit ein Patient behandelt, dem es aber inzwischen besser gehe, so Asshoff. Außerdem gebe es zwei positiv getestete Patienten auf der neuen Covid-Station und drei nicht gesicherte Verdachtsfälle. "Stand Montag, 11.01 Uhr", sagt Asshoff. Das könne sich aber stündlich ändern. Die Behandlung all dieser Patienten sei aber aktuell nicht gefährdet.

Auch nicht durch den Ausfall der zwölf Pflegekräfte, die engeren Kontakt mit dem infizierten Pfleger hatten, der sich bei einem Skiurlaub in Kanada angesteckt hat. "Wir sind sehr vorsichtig gewesen und haben auch Leute mit geringem Kontakt nach Hause geschickt", sagt Asshoff. Elf weitere Pflegekräfte, die lediglich zufälligen Kontakt mit dem erkrankten Kollegen hatten, dürfen unter Auflagen weiterarbeiten, müssen aber Schutzmasken tragen und dürfen keine Risikopatienten betreuen.

"Natürlich werden alle getestet. Der Ablauf ist wie bei allen anderen Fällen auch", sagt Andrea Raithel von der Pressestelle des Landratsamts. Jetzt warte man auf die Testergebnisse, so Raithel, das würde aktuell aber vier bis fünf Tage dauern. Im Landratsamt laufen seit Montagvormittag alle Informationen zusammen. Jeden Morgen tritt in der Kreisklinik eine Corona-Task-Force zusammen und berät die Lage. Dort habe man beschlossen, die Anfragen zu bündeln und eine einheitliche Linie in der Informationspolitik zu fahren. Antworten auf Presseanfragen gibt es ab sofort nur noch vom Landratsamt.

Chefarzt Asshoff geht davon aus, dass keineswegs alle getesteten Pflegekräfte erkranken werden, was sogar für einen kleinen positiven Nebeneffekt sorgen könnte: "Dann haben wir Reserven für in 14 Tagen. " Und die werde die Kreisklinik vielleicht noch dringend brauchen. "Denn das Problem wird uns noch länger beschäftigen. " Erst in zwei bis drei Wochen erwartet der ärztliche Leiter der Kreisklinik gesicherte Daten über die Dynamik der Corona-Ausbreitung. Dann werde sich entscheiden, ob die Kapazitäten der Kreisklinik ausreichen. Derzeit verfügt sie über zehn zehn Intensivbetten für schwere Covid-Fälle und sieben Beatmungsgeräte, die aber durch Narkosegeräte erweitert werden könnten. "Außerdem haben wir noch reguläre Intensivbetten", sagt Asshoff. Man brauche aber auch Leute, die alle diese Geräte bedienen könnten und in der Pflege von Intensivpatienten geschult seien. "Wichtig ist, dass man die gesund hält. Wenn die ausfallen, wird es schwierig", sagt Asshoff. "Irgendwann können wir an die Grenzen kommen, wie andere Kliniken auch. Sorgen bereiten mir vor allem die Pflegeheime", sagt Asshoff. Und davon gibt es sehr viele im Landkreis Roth.

Entspannt hat sich die Lage was die Schutzkleidung angeht. "Danke an alle, die eingesprungen sind", sagt Werner Rupp, Vorstand der Kreisklinik. Die Krankenhäuser in Schwabach und Gunzenhausen hätten am Freitag einige Schutzmasken zur Verfügung gestellt. Viele örtliche Firmen und Handwerksbetriebe seien dem Facebook-Aufruf der Klinik gefolgt und hätten Schutzmasken gespendet, außerdem habe er einige Firmen persönlich angesprochen, sagt Rupp. Die in Lackierereien und im Trockenbau verwendeten Schutzmasken würden auch den Ansprüchen des Krankenhausbetriebs genügen. "Es gab sehr viele Rückmeldungen und Angebote, so dass wir aktuell keine Masken mehr benötigen. Tolle Solidarität von Euch/Ihnen :-)", vermeldet die Kreisklinik auf ihrer Homepage.

Weiter verzögert hat sich allerdings die vom bayerischen Innenministerium angekündigte Lieferungen von Schutzkleidung. "Die ist noch nicht da", sagt Rupp. Andrea Raithel von der Pressestelle des Landratsamts erklärt, es gebe derzeit ausreichend Schutzanzüge in der Kreisklinik: "Wir sind im grünen Bereich. " Der Zusatz, der seit Ausbruch der Coronakrise ständig zu hören ist, kommt auch von Raithel: "Stand jetzt. "

HK

 

Robert Kofer