Schrobenhausen
Zwölf Monate im Krankenwagen

Luisa Kugler absolviert ihren Bundesfreiwilligendienst bei der BRK-Rettungswache

19.12.2014 | Stand 02.12.2020, 21:50 Uhr

 

Schrobenhausen (SZ) Ein Jahr Rettungswache: Für Luisa Kugler ist damit ein Kindheitstraum wahr geworden. Zwölf Monate wird sie ihren Bundesfreiwilligendienst beim Schrobenhausener Roten Kreuz absolvieren. Auch wenn es manchmal traurig sei, „die positiven Erfahrungen überwiegen“, sagt die 18-Jährige.

Von Montag bis Freitag, bei Wind und Wetter – spätestens um 5.45 Uhr betritt Luisa Kugler die Rettungswache. „Ich fühle mich hier gut aufgehoben“, sagt sie. Verbandskästen auffüllen, Geräte desinfizieren. Das gehört für ein Jahr zu ihren täglichen Aufgaben. Am 1. September hat die junge Frau ihren Bundesfreiwilligendienst beim Kreisverband Neuburg-Schrobenhausen des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) angetreten. Eine Zeit voller medizinischer Praxiserfahrung liegt nun vor ihr. „Das ist genau das, was ich schon immer machen wollte.“

Ärztin werden – davon hat Luisa bereits als Kind geträumt. Dass ihre Tante diesen Beruf ausübt, hat vielleicht etwas damit zu tun. Sicher ist sie sich da nicht. „Ich wollte einfach schon immer gern Menschen helfen“, erklärt sie. „Und ich finde die menschliche Anatomie richtig spannend.“ In der zehnten Klasse absolvierte Luisa ein Praktikum im Pfaffenhofener Krankenhaus, durfte bei einer Bauch-OP dabei sein. „Eklig fand ich das nicht. Im Gegenteil: Ich war fasziniert, einmal live zu sehen, wie ein Mensch von innen aussieht.“

Berührungsängste hat Luisa keine. Das große Interesse an Medizin habe auch ihre Biologielehrerin auf dem Gymnasium bemerkt. Über sie ist auch der Kontakt zum BRK entstanden. „Ein Thema im Unterricht war die Notfallmedizin“, erinnert sich Luisa. „Meine Lehrerin ist selbst ehrenamtlich beim Roten Kreuz tätig und hat mich gefragt, ob ich mal mitfahren möchte.“ Das ließ sich Luisa nicht zweimal sagen. Drei Tage schnupperte sie in den Alltag auf der Rettungswache hinein. Die Lust darauf, länger mitzuarbeiten, war geweckt.

Nach dem Abitur im Sommer dieses Jahres gönnte sie sich aber erst mal eine Auszeit. Sofort mit einem Studium zu beginnen, kam nicht infrage. „Das hat auch pragmatische Gründe“, erklärt sie. Denn der Abiturschnitt muss für ein Medizinstudium äußerst gut sein. „Und den Einstellungstest habe ich auch noch nicht gemacht.“ Denn wichtiger als die Theorie war ihr von Anfang an die praktische Erfahrung. „Ich wollte den medizinischen Bereich erkunden, damit ich weiß, ob ich den richtigen Weg eingeschlagen habe.“ Und so schickte Luisa ihre Bewerbung für den Bundesfreiwilligendienst ans Schrobenhausener BRK. Ein Vorstellungsgespräch folgte. „Es hat gleich geklappt.“ Die Freude darüber steht ihr ins Gesicht geschrieben, als sie das sagt.

Das Ziel ist klar. Als Rettungsdiensthelferin hat Luisa im September angefangen. „Am Ende meines Bufdi will ich Rettungssanitäterin sein.“ Der erste Schritt ist bereits getan: Den Auftakt für den Freiwilligendienst bildete ein vierwöchiger Kurs in Augsburg. Weitere vier Wochen Klinikpraktikum, ein Praktikum im Rettungswagen und diverse Seminare und Prüfungen – das alles liegt noch vor ihr. „Ich kann es kaum erwarten“, sagt Luisa.

Mit viel Elan und mit der Hilfe ihrer Kollegen findet sie sich jetzt mit den Grundaufgaben in der Rettungswache zurecht. Blutzucker und Blutdruck messen. Transporte mit dem Krankenwagen übernehmen – und sich selbst hinters Steuer setzen. „So zu fahren, dass die Patienten es bequem haben, ist gar nicht so einfach.“ Luisa lacht. Ein Kreisverkehr oder eine Zufahrt zum Krankenhaus bereiten ihr aber mittlerweile weniger Probleme als noch beim ersten Mal. „Gewisse Strecken kennt man, da wird das zur Gewohnheit.“

Gewohnheit ist etwas, mit dem sie auch bei den Patienten konfrontiert wird. „Natürlich ist viel Routine dabei, wenn man zum Beispiel Dialysepatienten abholt oder Senioren vom Altersheim ins Krankenhaus fährt“, sagt Luisa. Und manche Geschichten sind richtig traurig. „Man betrachtet diese Leute aber irgendwann als alte Bekannte und hört ihnen gerne zu. Das schätze ich sehr.“ Mit das Schwierigste an ihrer Aufgabe sei, schlimme Schicksale nicht mit nach Hause zu nehmen. „Manches belastet einen schon. Gerade, wenn man merkt, wie sehr die Angehörigen den Menschen lieben, wenn sie vor dem Krankenwagen stehen und ihn verabschieden.“ Sie versucht darum, Arbeit und Privatleben strikt voneinander zu trennen. „Diese beiden Dinge dürfen keine Auswirkungen aufeinander haben“, betont Luisa. Dass sie das auch auf lange Sicht schafft, davon ist sie überzeugt. Zu sicher ist sich Luisa in ihrem Berufswunsch. „Man kann Menschen damit so viel geben“, sagt sie. „Und man kann wahnsinnig viel zurückbekommen.“