Neumarkt
Zwölf Bewerberinnen nur für die Maria Magdalena

Mehr als 100 Frauen und Männer wollen bei den Neumarkter Passionsspielen eine Rolle übernehmen

17.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:20 Uhr

Jesus und Maria stellen Thomas Fries und Sabine Radschinksky dar, rechts Regisseur Michael Ritz. - Foto: Meyer

Neumarkt (fxm) Die Passionsspiele in Neumarkt für das Jahr 2019 sind auf einem guten Weg. Bei einem Casting im Johanneszentrum hat Regisseur Michael Ritz für alle wichtigen Rollen passende Darstellerinnen und Darsteller gefunden.

Die Rolle des Jesus war von Anfang an besetzt. Thomas Fries wird sie - wie vor zehn Jahren - auch 2019 übernehmen. Die Darstellerin der Gottesmutter Maria ist mit Sabine Radschinsky neu. Regisseur Michael Ritz entschied sich unter sechs Bewerberinnen für die gelernte Bürokauffrau. Alle mussten zuvor einen Textauszug vortragen, der dem biblischen Text nahe kommt. "Es kommt mir auf das Gesamterscheinungsbild und die Sprechweise, die Artikulation an", sagte Ritz zum Auswahlverfahren. Radschinsky freute sich auf die Aufgabe: "Ich wollte schon bei den letzten Passionsspielen mitmachen. Da ging es aber aus familiären Gründen nicht."

Bereits vor dem Casting waren viele Laienspieler schon in den Startlöchern und bewarben sich mit E-Mails beim Organisationsteam. "Mehr als 100 Leute für die Hauptrollen waren schon vor Beginn des Castings da", freuten sich Franz Düring und Franz Ebenhöch als Vorsitzende des Passionsspielausschusses über den Andrang. Vor zwei Jahren standen die Passionsspiele noch auf der Kippe. "Ich habe aber fest daran geglaubt und bin jetzt sehr glücklich", strahlte Domkapitular Norbert Winner, der die Spieler mit religiösem Hintergrundwissen versorgt. Die größte Auswahl hatte der Regisseur bei der Besetzung der Rolle der Maria Magdalena. "Zwölf Frauen wollten diese Rolle", beobachtete Düring. Die Wahl fiel schließlich auf Cornelia Lang. "Ich habe auch schon bei den Schlossspielen mitgemacht", berichtete sie. Dort haben auch Daniel Mederer und Christian Pützner Theaterluft geschnuppert. Daniel Mederer, von Beruf Erzieher, ist mit seinen 20 Jahren der jüngste der zwölf Apostel und mimt den Judas. Der 23-jährige Heilerziehungspfleger Christian Pützner darf den Apostel Thomas spielen. "Passionsspiele sind einfach etwas Besonderes und eine Herausforderung für uns", meinten die beiden jungen "Apostel" zu ihrer Motivation. Eine Verjüngung der Apostel war das Ziel von Regisseur Michael Ritz. Elf von zwölf aus dem engsten Kreis um Jesus wurden neu besetzt, lediglich Johannes ist fast Profi.

"Ich spiele den Johannes schon zum vierten Mal", erzählte Wolfgang Haubner, mit 53 Jahren der älteste Apostel. Er hat den Passionsspielbazillus von seinem Vater Ludwig Haubner "geerbt", der trotz seiner 82 Jahre als Hohepriester Kaiphas wieder dabei sein will. "Einmal Bösewicht, immer Bösewicht", scherzte er.

Zu den bekannten Gesichtern gehört auch Lothar Röhrl mit seiner Lieblingsrolle als Herodes und Franz Xaver Horvath, dieses Mal als Schriftgelehrter Nathanael. Karl Mauerer, der Vorsitzende der Kolpingfamilie, Ausrichter der Passionsspiele, tritt als Barrabas auf die Bühne. Neu ist Stefan Simon als römischer Statthalter Pontius Pilatus.

Viele Kinder und Jugendliche bewarben sich, um im Volk mitzumachen. Die Zehnjährigen Sophia Mederer und Maria Eglmeier wollten als Tänzerinnen auftreten. "Aber dafür waren wir zu jung" sagten die Mädchen etwas enttäuscht. Aber im Volk dürfen sie dabei sein. Schon bei den Aufführungen im Jahre 2009 gehörten sie auf den Armen ihrer Eltern beim Einzug Jesu in Jerusalem zu den jüngsten Akteuren.

"Dass so viele junge Menschen mit Begeisterung dabei sein wollen, habe ich gehofft, aber nicht erwartet. Die Freude am Spielen und die Gemeinschaft haben ja etwas Religiöses", meinte der Domkapitular. Jesusdarsteller Thomas Fries war beim gesamten Casting beratend dabei. "Die Gemeinschaft zu festigen, sehe ich neben meiner Rolle als wichtige Aufgabe bei der Vorbereitung", sagte der gelernte Bauzeichner. Die Proben werden im Oktober des nächsten Jahres beginnen. Premiere ist am 8. März 2019.