München
Zwischen Wohnzimmer und weiter Welt

George Ezra gibt in der Olympiahalle ein Konzert zum Wohlfühlen

23.05.2019 | Stand 23.09.2023, 7:08 Uhr |
Starke Songs mit viel Gefühl: George Ezra füllt die Olympiahalle in München. − Foto: Prager

München (DK) Vor noch nicht einmal einem halben Jahr trat der britische Singer/Songwriter George Ezra noch in der ausverkauften Tonhalle im Münchener Werksviertel auf.

Inzwischen haben sich die Zuschauerzahlen versechsfacht, denn auch das Konzert in der Olympiahalle ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Mit seinem aktuellen Erfolgsalbum - viele Stücke daraus über Reisetätigkeiten kommen zum Vortrag - hat er nicht nur die Charts erobert, sondern ist auch in den ganz großen Hallen angekommen.

Bevor der 25-jährige Popstar aus dem Vereinigten Königreich aber in seine eigenen Welten entführt, geht es mit der Grammy-nominierten The Hot 8 Brass Band nach New Orleans. Die Bläsertruppe kombiniert Klänge ihrer Heimatstadt mit Hip-Hop, Jazz und Funk und erzielt mit dem etwas chaotisch anmutenden Mix, in dem auch Songausschnitte von Soulgrößen wie James Brown und Marvin Gaye verarbeitet werden, überraschend viel Stimmung. Immer wieder schwenken die Massen die Arme zu den Raps, Trompeten und Posaunen der Amerikaner.

Im Anschluss geht es weiter in - zumindest optisch - so etwas wie ein Wohnzimmer. Auf der großen offenen Bühne stehen Zimmerpflanzen und Stehlampen und von oben hängen Lampenschirme herab. Im Hintergrund drei große Fenster und Videoprojektionsflächen für exotische Muster und Bilder rund um den Globus. Zur weitgehend gemütlichen Atmosphäre passt dann auch die warme und wohlige Gefühle erzeugende Stimme von George Ezra. Er und seine Band - insgesamt ebenfalls zu acht wie der Opener - legen kraftvoll mit "Don't Matter Now" los, und das volle Timbre des in Hertfort geborenen Engländers erinnert irgendwie an das von Landsmann Rick Astley. Auch erinnert die Musik von Ezra und Co. , nicht zuletzt dank der Bläserfraktion, an dessen Blue-Eyed Soul.

Mit diesem und viel Brit-Pop mit Vintage-Anmutung entführt der Sänger und Gitarrist in die weite Welt. Erzählt mit Titeln wie "Barcelona" von Städten, in die er gereist ist oder mit "Budapest" in solche, in die er es aufgrund von Trunkenheit am Vortag während des ESC-Contest seinerzeit in Schweden nicht geschafft hat. Oder huldigt mit dem Hit "Paradise", zu dem die Masse geschlossen steht und tanzt, Südafrika.

Sympathisch, aber nicht spektakulär, sondern eher routiniert gibt es Anekdoten dazu. Das spektakuläre sind letztlich weniger die Geschichten als die starken Songs, mit denen der Musiker regelmäßig die Charts stürmt. Für "Budapest" gab es heuer den prestigeträchtigen Brit Award. Lieder hat er also genug, um zu entführen und zu bezaubern.

Die Setlist ist dabei beinahe identisch mit dem vorangegangenen Münchner Stelldichein, nur mit dem Bob Dylan-Cover "Don't Think Twice It's Alright" bricht Ezra kurz aus seiner Routine aus. Passend zur jeweiligen Stimmung heben und senken sich im Verlauf weitere zahlreiche Lampions von der Decke, oder die Leinwände in Fensterform geben einen Blick auf Wüstenszenarien frei.

Es ist letztlich kein Konzert zum Ausrasten, sondern eher eins zum Wohlfühlen. Zum Finale mit der Hitsingle "Shotgun" kommt The Hot 8 Brass Band auf die Bühne. Nach 90 Minuten geht es mit geballter Bläser- und Poppower zu Ende und wieder zurück in die Realität.

Martin Buchenberger

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