Neuburg
Zwischen Skript und Terminkalender

Die Darsteller der Neuburger Kammeroper proben täglich für die Aufführungen zweier Einakter

23.06.2015 | Stand 02.12.2020, 21:09 Uhr

Foto: Tanja Stephan

Neuburg (DK) Die Vorbereitungen sind in vollem Gange: Seit eineinhalb Wochen proben die Darsteller der Neuburger Kammeroper unermüdlich die beiden Einakter „Schlaukopf und Dickschädel“ sowie „Der Hitzkopf“ im Stadttheater. Am 18. Juli soll die Premiere schließlich reibungslos ablaufen.

Michael Hoffmann steht am Bühnenrand und hält das Skript in der Hand. „Dein Impuls ist: ,Raus hier, du blöde Kuh!’“, erklärt der Regisseur einer der Darstellerinnen und zeigt ihr, wie sie ihre Kollegin zur Seite schubsen soll. Die Schauspieler befinden sich gerade mitten in den Stellproben zu „Schlaukopf und Dickschädel“. Seit eineinhalb Wochen treffen sich die Mitwirkenden nahezu jeden Tag, um die beiden italienischen komischen Opern des 18. Jahrhunderts einzustudieren. Am vergangenen Wochenende stand die musikalische Umsetzung im Mittelpunkt, nun konzentriert sich die Gruppe auf das Szenische. Hoffmann achtet akribisch darauf, wer wo stehen muss und was er dann zu sagen oder singen hat. Ab und zu werfen die Darsteller selbst einen prüfenden Blick in ihr Skript, während Pianistin Su Jin Kim ihre Noten neu ordnet. „Wir sind noch ganz am Anfang, das sind noch richtige Arbeitsproben“, sagt Annette Vladar.

Die Frau von Horst Vladar, künstlerischer Leiter der Neuburger Kammeroper und Regisseur von „Der Hitzkopf“, hat die Einakter aus dem Italienischen übersetzt. „Wir merken erst, dass ein Stück was taugt, wenn wir die Übersetzung haben“, erklärt Horst Vladar. „Oft ist ein Stück gut aufgebaut, das Ende aber überhaupt nicht.“ Die Vladars legen großen Wert darauf, die Werke auf Deutsch zu präsentieren: Das Publikum soll verstehen, um was es geht. „Es gibt viele Leute, die sagen: ,Ich wusste nicht, dass Oper so lustig sein kann.’“, merkt Vladar an.

Neben der Übersetzung ist seine Frau für die Kostüme zuständig. Die seidenen Rokoko-Kleider werden vom Theater in Lüneburg geliehen und hängen schon in einer der Garderoben im ersten Stock bereit. „Ohne Annette würde ich das gar nicht schaffen“, betont Vladar mit einem Blick auf seine Frau, die gerade den Reißverschluss eines weißen Unterkleids bearbeitet.

Die Termine aller Mitwirkenden unter einen Hut zu bringen, ist gar nicht so einfach. „Alle Sänger sind woanders engagiert und müssen sich von einigen Pflichten freimachen“, erklärt Vladar. Ein Ehepaar habe ein Engagement in Chemnitz und müsse hin- und herpendeln. „Das nehmen sie in Kauf, weil sie gern bei uns mitmachen.“ Einmal in der Woche fährt die Gruppe außerdem nach München, um mit dem Orchester der Technischen Universität üben zu können, das den instrumentalen Part der Oper übernimmt.

Das Bühnenbild ist noch sehr spartanisch: Ein paar Holzstellwände stehen von links nach rechts aufgereiht, ein Tisch mit zwei Stühlen in der Mitte der Bühne, daneben ein abgenutzter Diwan. Das soll sich bald ändern. Bühnenbildner Michele Lorenzini und seine Helfer werkeln fleißig in einer Scheune des Studienseminars. „Ein bisschen provisorisch, aber anders geht es nicht“, sagt Vladar. Das Publikum müsse ja nicht merken, wie viel Schweiß hinter den Aufführungen stehe. „Wir spielen, damit die Leute eine Freude haben.“

Der Erfolg gibt ihm recht: Die Neuburger Kammeroper existiert seit 1969. „Wir sind eben ein professionelles Unternehmen“, betont Horst Vladar stolz, während sich die Darsteller für die nächste Szene vorbereiten.

Premiere der Neuburger Kammeroper ist am Samstag, 18. Juli. Weitere Aufführungen folgen am 19., 24., 25. und 26. Juli. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Karten gibt es für 7 bis 22 Euro im Bücherturm sowie in der Tourist-Information.