Ingolstadt
Zwischen Salsa und Polka

Die CubaBoarischen begeistern in Ingolstadt mit neuer Volksmusik

08.01.2017 | Stand 02.12.2020, 18:49 Uhr

Ingolstadt (DK) Bayern liegt im Süden der Republik, Kuba steht für südliche Sonne, kribbelnden Sound und Lebenslust. Auf den ersten Blick sicherlich kein Grund, große Überschneidungen zu suchen, hätten da nicht die CubaBoarischen ein paar Gemeinsamkeiten zwischen heißer Salsa- und schwungvoller bayerischer Landlermusik entdeckt.

Klingt ungewöhnlich, hört sich aber im Praxistest ausnehmend gut an.

Dieser Meinung sind am Donnerstagabend die Besucher im gut gefüllten Festsaal des Stadttheaters. Die CubaBoarischen - sieben Musiker und Sänger aus dem Mangfalltal - machen auf ihrer Neujahrstournee Station in Ingolstadt und verknüpfen dabei das heimische "Prosit Neujahr" mit dem spanischen "Feliz Navidad". Als Moderatorin und Geigerin ist Traudi Siferlinger mit dabei, traditionelle Bläserunterstützung erhalten sie von den Grassauer Bläsersolisten.

Vor 15 Jahren haben sich die CubaBoarischen auf der Zuckerinsel vom dortigen Rhythmus infizieren lassen. Seither schlagen die sieben Musiker eine spannende Brücke zwischen ihrer traditionellen musikalischen Welt und den Salsa-Rhythmen der Karibik. Das zeigt sich schon in ihrer Bühnengarderobe. Zur Trachtenweste tragen die Männer weiße Panamastrohhüte.

Zu hören ist diese Brücke allemal, wenn sie im fliegenden Wechsel zwischen Salsa und Polka hin und her springen und fließend von der bairischen Mundart ins spanische Vokabular gleiten. Es scheint, als hätte in diesem Klangschirm vor den Traumstränden auf der Leinwand selbst das altbekannte "Hiatamadl" noch etwas Sonnenglut aufgenommen und in einem neuen Taktrhythmus an südlicher Lebenslust und kecker Frivolität zugelegt. "Pass du bloß aufn Rhythmus auf", singt Andreas Meixner ins Mikrofon und lässt damit das Publikum die Ohren spitzen. Der Hinweis ist berechtigt, so rasch wie die sieben zwischen Polka und Salsa hin und her jonglieren. "Ob Kuba oder Bayern - auf da Welt, auf da Welt is schee", lautet der Refrain dazu.

Die Grassauer Bläser lassen sich von dem musikalischen Silvesterfeuerwerk anstecken. Erst mal bleiben sie zwar ihren Blech- und Alphornklängen treu, dann aber schwingen sich die hölzernen Blasrohre zu einem rasanten Duett auf. Wenn die Musiker auf Kuba nur ein paar krumme Bergfichten hätten, hätten sie Alphörner wohl längst als Folkloreinstrumente eingebunden.

Traudi Siferlinger ist für die Wortakrobatik zuständig. Nicht nur, dass sie das Publikum zu einem dreiteiligen Kanon in Mundarttext anstiftet, für den es eine fundierte Übersetzung ins Hochdeutsche braucht. Die Frau aus dem Chiemgau lädt die faszinierten Zuhörer auch zu einem klassischen "Rehragout" ein, das sich in ihrer Version mit Klanghölzern, Rassel, Congas und Querflöte nach einem scharfen karibischen Chilieintopf anhört. Percussionist Hans Förg legt mit Bass- und Sopransaxofon nach und schickt traumhafte Soli voller ausgereifter Jazz-Assoziationen in den Festsaal. Es braucht nur einen kurzen Wink zum Finale, und die Leute stehen in den Stuhlreihen, klatschen zum Rhythmus der Musik und wiegen sich mit karibischem Schwung kollektiv in den Hüften. Doch so aufgewühlt lassen die CubaBoarischen ihre Fans nicht zurück. Eine romantische Ballade samt malerischem Sonnenuntergang auf der Leinwand beruhigt zwar die Temperamente, pflanzt aber eine stille Sehnsucht.