Eichstätt
Zwischen Lernalltag und Gemeinwohl

Bei einer Konferenz an der KU sprachen Referenten über den Auftrag von katholischen Schulen

18.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:26 Uhr
Welche Perspektiven haben katholische Schulen im 21. Jahrhundert? Darüber tauschten sich die Teilnehmenden einer deutsch-österreichischen Konferenz in Eichstätt aus. −Foto: Schulte Strathaus/upd

Eichstätt (upd) Welchen Auftrag haben konfessionelle Schulen heute und wie setzen sie ihn um? Diese Frage stand im Mittelpunkt einer gemeinsamen Konferenz der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt (KU) mit der Kirchlichen Pädagogischen Hochschule Wien/Krems (KPH). Sie fand in Eichstätt statt.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer brachten dabei ihre Expertise aus Schulpädagogik, Schulentwicklung und Bildungsforschung ein. Impulse gaben außerdem Verantwortliche aus den Fachabteilungen des Bistums Eichstätt, des Erzbistums München sowie der Erzdiözese Wien. Vertreten waren darüber hinaus auch das Katholische Schulwerk Bayern sowie das Katholische Büro Bayern.

"Alle Beteiligten der Konferenz beschäftigen sich mit derselben Herausforderung: Wie können wir die Werte und Vorstellungen von Schulen in katholischer Trägerschaft in die Zukunft übertragen - und dies angesichts einer großen gesellschaftlichen Vielfalt", erklärt Professor Rainer Wenrich, Leiter des Zentrums für Lehrerbildung (ZLB) an der KU und Gastgeber der Konferenz. Um dieses Themenfeld zu bearbeiten, bedürfe es Allianzen, wie etwa mit der KPH Wien/Krems, mit der die KU bereits seit mehreren Jahren Kontakte rund um die Lehrerbildung pflegt. Zwar sei auch eine katholische Schule in erster Linie zunächst eine Schule. Jedoch müsse es ihr Anliegen sein, Raum für das zu bieten, was dem Individuum gut tue.

Der Eichstätter Schulpädagoge Professor Wolfgang Schönig sprach von einem "bipolaren Bildungsauftrag als Lebens- und Erziehungsgemeinschaft". Demnach sollten katholische Schulen die individuelle Persönlichkeit ihrer Schüler zur Entfaltung bringen und sie dazu befähigen, zum Gemeinwohl beizutragen. Nährboden dafür sei eine reflektierte Auseinandersetzung mit Religion und Glaube. "Die Achtung von Existenz und die Vermittlung eines Menschenbildes, welches sich zum Beispiel in den päpstlichen Konstitutionen ,Laudato Si'' oder ,Veritatis gaudium' widerspiegelt, ist im Kontext Schule keine Trivialität", ergänzt Wenrich. Entsprechend der konfessionsübergreifenden Sichtweise dieser Dokumente praktizieren bereits die katholischen Schulen in Flandern das Modell der Dialog-Schulen, das bei der Konferenz Lieven Boeve, Professor an der Katholischen Universität im belgischen Leuven, vorstellte. Diese Einrichtungen pflegen einen bewussten Dialog mit anderen Konfessionen, um die christliche Inspiration durch den Austausch in einen neuen Kontext zu setzen.

Die Implementierung von neuen Impulsen für katholische Schulen ist zum einen ein Ziel für die Ausbildung künftiger Lehrerinnen und Lehrer. Jedoch auch im Hinblick auf Schulleitungen gilt es, wie die Konferenz zeigte, mehr als reine Management-Fähigkeiten zu vermitteln. Ergänzend sollen Konzepte von Leadership die Verantwortlichen dazu befähigen, Kreativität in ihren Einrichtungen zu fördern. Der Religionspädagoge Professor Uto Meier (KU) schilderte "Catholic Leadership" als Ideal auf Grundlage der christlichen Soziallehre, die Menschenwürde und Fairness betone - ein "Leitbild mit klaren Grenzen nach unten und einer klaren Vision nach oben". "Gemeinsam mit der KPH Wien/Krems wollen wir daher künftig hinsichtlich Fort- und Weiterbildungsangeboten kooperieren, welche sich an Führungspersönlichkeiten von katholischen Schulen richten", erläutert ZLB-Leiter Rainer Wenrich.