Oberrödel
Zwischen Kotelett und Computer

Landwirtschaft im Spannungsfeld von familiärer Tradition und moderner Technik

17.01.2014 | Stand 02.12.2020, 23:12 Uhr

Oberrödel (lkm) Wer Kartoffeln braucht, ist bei den Heinloths in Oberrödel genau richtig. Von den 100 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche sind 30 Prozent Grünland. Der große Rest ist dem Ackerbau vorbehalten. Schwerpunkt bildet der Anbau der besagten Knollen.

Die Familie versorgt sowohl die verschiedenen Betriebe wie auch den Endkunden. Bei der Direktvermarktung setzen die Heinloths aber nicht auf einen schmucken Dorfladen, sondern führen die Interessenten direkt in die Lagerhalle.

„Wir wollen den direkten Bezug zur Produktion vermitteln“, begründet Betriebsleiter Michael Heinloth. In der Halle selbst sorgen isolierte Wände und Klimasteuerung für konstante viereinhalb Grad Celsius und 17 Prozent Luftfeuchtigkeit. Auch außerhalb wird Öffentlichkeitsarbeit groß geschrieben: So können Kinder von Regens Wagner Zell bei der Kartoffelernte „live“ dabei sein und auch auf den Maschinen Platz nehmen.

Auf dem Hof gibt es auch 80 Mastschweine. Wenn Familien bei den Direktvermarktern einkaufen, sind es natürlich die Kinder, die den rosa Tieren gerne einen Besuch abstatten. In der Zeit haben dann die Heinloths Zeit, die Eltern über die landwirtschaftliche Produktion vor Ort zu informieren. Information wird auch bezüglich der Behörden groß geschrieben: Die Dokumentationspflicht verschlingt täglich eine Stunde Arbeitszeit im Büro.

Noch vor einer Generation gab es Diskussionen, ob ein solches überhaupt nötig sein. Man einigte sich auf ein kleines mit fünf Quadratmetern. Nun hat Michael Heinloth neu gebaut und verfügt bald über ein sechs Mal so großes Büro. Doch der Schreibkram bringt auch Unmut. Nach neuesten Regelungen etwa müssen Landwirte alle drei Jahre einen Sachkundeausweis bezüglich Pflanzenschutz erwerben – das gilt auch für Vater Hans Heinloth, obwohl er landwirtschaftlicher Ausbilder ist. Die Zertifizierungen bringen weiteren bürokratischen Aufwand mit sich.

Milchkühe stehen noch 22 in Anbindehaltung am Hof. „Aber wir wollen den Betrieb weiterentwickeln“ bekunden Vater Hans und Sohn Michael einmütig. Derzeit sinniert man über Investitionen nach. Die Zahl der Tiere wird dann wohl steigen, aber auch für das Wohl der Rinder noch mehr gesorgt sein. Dazu setzt man unter anderem auch auf die Hilfe der Technik, die zugleich Arbeitserleichterung mit sich bringen soll. Nun aber stehen erst einmal ganz private Entscheidungen größeren Ausmaßes auf der Agenda: Im Frühjahr heiratet nämlich der Juniorchef.

Die Heinloths lieben aber nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch alte Fahrzeuge. Zum Beispiel ihren Hanomag R12 aus dem Jahr 1956, mit dem sie unter anderem das hiesige Oldtimertreffen regelmäßig beehren. Für die tägliche Arbeit ist das Gefährt freilich zu beschwerlich. Die Nutzung dient eher dem Freizeitvergnügen. Für solches sorgt im Ort natürlich auch das alljährliche Maibaumfest, das Sohn Andreas organisiert. Bruder Michael hat letztes Jahr den landwirtschaftlichen Betrieb übernommen. Die Eltern Hans und Elisabeth hoffen nun auf etwas mehr Zeit für sich und haben schon mal zur gemeinsamen Ausfahrt auf dem Hanomag Platz genommen.