Zwischen Integration und Wohnungsnot

Migrationsrat bemängelt Notfallunterkünfte – 200 unbegleitete Minderjährige bis Jahresende

06.10.2015 | Stand 02.12.2020, 20:43 Uhr

Im Ingolstädter Nachtleben gut aufgenommen werden die jüngeren Flüchtlinge mittlerweile. Ihre dauerhafte Integration ist das Ziel des Amts für Kinder, Familie und Jugend - Foto: Brandl

Ingolstadt (DK) Eine menschenwürdige Unterbringung von Asylbewerbern war das am hitzigsten diskutierte Thema in der jüngsten Sitzung des Migrationsrats gestern Abend. „Wenn sich jetzt schon nichts Gutes finden lässt, wie soll das dann erst in Zukunft aussehen“, fragte Ratsmitglied Veronika Peters in die Runde.

Hintergrund war ein Bericht zur aktuellen Lage der Asylbewerber in Ingolstadt. „Die im Rahmen des Winternotfallplans als Notfallunterkünfte gedachten Unterbringungsmöglichkeiten sind mittlerweile eigentlich zu Dauerunterkünften geworden“, erklärte Christine Einödshofer, Leiterin des Amts für Soziales. Im Juni war Ingolstadt aufgefordert worden, Wohnmöglichkeiten für etwa 200 Menschen für die Dauer von sechs Wochen einzurichten – was die Stadt vorübergehend mit Zeltlösungen am Gerolfinger Festplatz und am Hallenbad Mitte zu erfüllen versuchte. „Die Anforderungen für die Notfallunterbringung sind jetzt auf 300 Plätze und mehr angestiegen“, sagte Einödshofer. Die mittlerweile als Unterkunft eingerichtete Reiserklinik stehe aber auch nur bis Ende März zur Verfügung.

Angesprochen wurde die sogenannte Ankunfts- und Rückführungseinrichtung für Asylbewerber mit geringer Bleibewahrscheinlichkeit mit 1500 Plätzen – „von denen in Ingolstadt aktuell etwa 1350 belegt sind“, sagte Einödshofer. Die Max-Immelmann-Kaserne soll bis Ende des Jahres als entsprechendes Ankunftszentrum komplett umgebaut sein. Seit 1. Oktober ist es bereits eine eigenständige Einrichtung mit Außenstellen an der Manchinger Straße und an der Marie-Curie-Straße, die Mitte des Monats in Betrieb gehen soll.

Im Hinblick auf die im September stark angestiegenen Flüchtlingsströme wird bis zum Jahresende nun eine weitere Außenstelle nahe des viel befahrenen Audi-Rings an der Neuburger Straße errichtet. Für die Migrationsräte eine denkbar ungünstige Situation, was vor allem permanentem Verkehrslärm zugeschrieben wird. „Mit Menschenwürde hat das nichts mehr zu tun, die Asylbewerber zwischen den vielen Fahrspuren unterzubringen“, fasste Monika Müller-Braun die Standpunkte der Ratsmitglieder zusammen.

Einödshofer versicherte, dass alles getan werde, um geeignete Wohnmöglichkeiten zu finden. „Die Stadt bemüht sich, die Asylbewerber möglichst gerecht über alle Stadtgebiete zu verteilen“, sagte sie. Die Verantwortlichen seien aber über jedes Zimmer froh, das sie für die Flüchtlinge finden können.

Neben den Erwachsenen bringt Ingolstadt unbegleitete minderjährige Flüchtlinge unter. Nach Angaben des Amts für Kinder, Jugend und Familie sind derzeit etwa 140 von ihnen in der Stadt untergekommen. Diese Zahl ändere sich aber fast täglich durch Neuzugänge und Abgänge, erklärte eine Mitarbeiterin des Amts. „Bis Ende des Jahres werden etwa 200 unbegleitete Minderjährige in Ingolstadt leben.“

Diese stammen zum größten Teil aus Afghanistan, Somalia und Eritrea und sind durchschnittlich 17 Jahre alt. Nur vier Mädchen finden sich unter ihnen. „Ziel ist eine dauerhafte Integration“, so die Mitarbeiterin. Das betreffe neben dem Schulbesuch auch das soziale Leben, weshalb das Erlernen der deutschen Sprache ganz besonders wichtig sei.