Regensburg
"Zwischen Dom und Dreieinigkeitskirche"

Die neue Synagoge in Regensburg liegt im Herzen der Stadt Gestern wurde Richtfest gefeiert

25.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:18 Uhr

Der Rohbau steht: Fast 80 Jahre nach der Zerstörung ihrer Synagoge durch die Nationalsozialisten erhält die jüdische Gemeinde Regensburg ein neues Gotteshaus. - Foto: Jädicke

Regensburg (DK) Nahezu 80 Jahre nach der Zerstörung der Regensburger Synagoge durch die Nationalsozialisten bekommt die jüdische Gemeinde wieder ein Gebetshaus. "Wir liegen gut im Zeitplan", sagte gestern Ilse Danziger, Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Regensburg.

Die Fenster sind eingebaut. Auch das hölzerne Kuppeldach ist fertig. 2019 sollen die Bauarbeiten für das Gotteshaus beendet sein. 500 Jahre nach dem ersten Pogrom.

In dem fast übervollen Rohbau drängten sich beim Richtfest Regensburger aus allen Gesellschaftsschichten: Gemeindemitglieder, Freunde, Förderer und Geldgeber. Danziger erinnerte an die wechselvolle Geschichte des jüdischen Lebens in Regensburg. Die Gemeinde ist die älteste in Bayern und eine der größten in Deutschland. Tausend Mitglieder, überwiegend aus Osteuropa, haben in den letzten 20 Jahren wieder jüdisches Leben nach Regensburg gebracht.

Gestern Vormittag feierten viele von ihnen gemeinsam mit Vertretern aus Politik, Kultur und Kirche. Rund fünf Millionen Euro kostet der Neubau. 750 000 Euro kamen in einer "beispiellosen Bausteinaktion" des Fördervereins zusammen. Drei Millionen Euro hat alleine der Bund beigesteuert. Damit wolle die Bundesregierung auch ein "Zeichen für Toleranz, Menschlichkeit und Miteinander setzen - und gegen Hass", sagte Florian Pronold, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundes-Umweltministerium, auch mit Blick auf den Rechtsruck in der Gesellschaft.

Der Neubau kommt zu einer Zeit, in der Antisemiten zunehmend lauter werden. Auch deshalb steht für den Oberpfälzer Regierungspräsidenten Axel Bartelt außer Frage: "Eine der ältesten jüdischen Gemeinden Deutschlands hat selbstverständlich ihren Platz in der Mitte unserer Stadt." Das Architekturbüro "Staab Architekten" errichtet das jüdische Gotteshaus in der Altstadt. "Zwischen Dom und Dreieinigkeitskirche", betonte Regensburgs Regierende Bürgermeisterin Gertrud Maltz-Schwarzfischer. Dort, wo bereits die alte Synagoge stand, wollen Stadt, Freistaat, Bund und Gemeinde historisch, menschlich und städtebaulich ein Zeichen setzen.

Der beim Brand 1938 unversehrt gebliebene Altbau wird für 2,4 Millionen Euro saniert. Das in den 60er-Jahren errichtete Gemeindezentrum machte dem Neubau Platz.

Die neue Synagoge ist die dritte in Regensburg. Die erste wurde im Jahr 1519 zerstört. Das Dani-Karavan-Mahnmal auf dem Neupfarrplatz erinnert an die Umrisse der ersten Synagoge im einst blühenden jüdischen Stadtviertel. Die zweite Synagoge wurde 1912 erbaut. Doch in der Reichspogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938 legten die Nazis das jüdische Gotteshaus in Schutt und Asche.