Ingolstadt
Zwischen besinnlich und heiter

Schauspieler Wolfgang Fierek präsentiert "Bayerische Weihnacht" in Ingolstadt

27.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:30 Uhr
Wolfgang Fierek bestritt den eher witzigen Teil des Programms "Bayerische Weihnacht" im Ingolstädter Festsaal. −Foto: Hammerl

Ingolstadt (DK) Interessante Kontraste weist die "Bayerische Weihnacht" mit Wolfgang Fierek auf. Während die Familienmusik mit Servi, Sandro Schmalzl und die Tegernseer Alphornbläser stimmungsvolle, besinnliche Klänge im Ingolstädter Festsaal darbieten, unterhält Fierek mit heiteren Texten rund um Weihnachten, Knecht Rupprecht, das Christkind sowie persönlichen Weihnachtserlebnissen in Arizona.

Seine freigesprochenen eigenen Geschichten kommen am authentischsten rüber. Ob er von der "Bayerischen Weihnacht in Arizona" mit glühweinseligen Mexikanern erzählt oder von seiner Fahrt von Arizona nach Dakota, auf der er unterwegs an einer Tankstelle seine neue hirschlederne Jacke gegen eine indianische, mit Türkisen besetzte silberne Uhr tauscht und dafür auf der Weiterreise friert - der 68-jährige Münchner wirkt voll in seinem Element.
Ungeheuer sympathisch, wenn Fierek seine Mutter augenzwinkernd als durchsetzungsstark charakterisiert und seinen Respekt vor ihr durchklingen lässt, der ihn dazu brachte, in Arizona eine katholische Christmette ausfindig zu machen. Zu Herzen geht Joseph Maria Lutz' Geschichte vom "Gestohlenen Christkind", das nur drei Runden mit dem kleinen Josef um die Kirche gefahren ist, weil der dem Christkind doch versprochen hatte, dass es mitfahren darf, wenn es ihm den Wunsch nach einem Roller erfüllt. Amüsant "Der Grashofer", ebenfalls eine Lutz-Geschichte, und "Der Weihnachtsmann in der Lumpenkiste" von Erwin Strittmatter. Wobei deutlich wird, dass Freisprechen mehr Fiereks Ding ist als Vorlesen. Die Bayerische Weihnacht mag Nachfolgeformat für Siegfried Rauchs "Bergweihnacht" sein - anders ist sie mit Fierek allemal, und das darf und muss sie auch sein. Natürlich ist er als bekanntester Akteur der Star des Abends, doch Tenor Sandro Schmalzl steht ihm gewiss in Nichts nach. Der junge Sänger begeistert mit seiner klangschönen und ausdrucksstarken Stimme, die in enorme Höhen reicht. Wunderschön bereits das Intro, als er das gregorianische Weihnachtslied "Hodie Christus natus est" singend, mit brennender Kerze durch den dunklen Saal zieht. Ein wenig nimmt Fierek mit seiner unprätentiös-entspannten Art von der besinnlichen Stimmung wieder weg, aber es ist ja auch nicht mehr Heiligabend, sondern bereits der zweite Weihnachtsfeiertag. So mag es angehen, dass nach jedem der insgesamt rund 30 Einzelbeiträge geklatscht wird - der ein oder andere empfindet es dennoch als störend. Erwünscht ist der Zwischenapplaus definitiv, Fierek fordert ihn als "Brot für die Künstler" sogar ein.

Eindringlich "Tauet ihr Himmel" und "Adeste fidelis", heiter "Geh Hansl, pack die Binkerl zamm", eingängig "Nachtn spat" von Schmalzl, der jeweils von Gertraud Servi (Harfe), Klaus Servi (Gitarre, Maultrommel, Gesang), Johannes Servi (Hackbrett, Steirische) und Leonhard Servi (Trompete, Kontrabass) begleitet wird. Die Familienmusi erweist sich als höchst vielseitig in der Instrumentation, bietet somit immer wieder neue Klangerlebnisse. Den wohl meisten Zwischenapplaus gibt es für "Drei Nüsse für Aschenbrödel", die Titelmelodie des tschechischen Märchenfilms, der seit den 70er-Jahren zur Familienweihnacht in Deutschland gehört, wenn auch nicht unbedingt zur bayerischen Weihnacht, wie Fierek glauben machen will.

Abgerundet wird die Bayerische Weihnacht mit den volltönenden, tiefen, irgendwie aber auch mystischen Klänge der Tegernseer Alphornbläser Hans Sittig, Manfred Gietl und Hannes Wiesner, die nicht nur typische Alphorn-Werke mitgebracht haben, sondern auch mit "Sierra Madre" und "Es wird scho glei dumpa" überraschen.

Am Ende darf natürlich "Stille Nacht" nicht fehlen, die Besucher singen mit und so sind die ersten Stehenden Ovationen vorprogrammiert - nach den Zugaben der Alphornbläser und dem unter die Haut gehenden Lied "Preiset froh den König" von Schmalzl mit Klaus Servi gibt's sie noch einmal spontan.

Andrea Hammerl