Zwischen Aufbruch und Warten

08.05.2009 | Stand 03.12.2020, 4:58 Uhr

Großes Interesse an der Lage von EADS, die ihnen in einer Betriebsversammlung erläutert wurde, zeigten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Konzerns in Manching. - Foto: oh

Manching (DK) Konzernthemen wie die Tranche III und die neue Führung kamen bei der Betriebsversammlung im EADS-Werk Manching ebenso zur Sprache wie interne, etwa Parkplätze, Nichtraucherschutz oder Preiserhöhungen in der Kantine.

Er hoffe nach jeder Versammlung, dass der Konzern endlich zur Ruhe komme, meinte Betriebsratsvorsitzender Helmuth Hohenstatter. "Aber das ist leider nicht der Fall." Der Abgang von Rüdiger Grube zur Deutschen Bahn werde dem Konzern sicher weh tun, meinte Hohenstatter. Grube habe konsequent die Interessen der deutschen Seite vertreten. Es bleibe nur zu hoffen, dass dies auch in Zukunft der Fall sein werde.

Einzig erkennbare Konstante im Konzern seien die Sparprogramme, machte Hohenstatter seinem Unmut Luft. Power 8+, Master 2010 als Transformationsprogramm, Future EADS – Wettbewerbsfähigkeit könne nicht nur mit Sparprogrammen auf den Rücken der Arbeitnehmer erzielt werden, warnte der Betriebsratsvorsitzende. Kritisch äußerte er sich auch zu der Einführung von Shared Services: Er zweifle, ob hier die Strukturen richtig angelegt seien. In diesen unruhigen Zeiten sei es wenig förderlich, den Werkleiter so häufig auszutauschen wie in Manching: "Drei Jahre am Stück wären gut."

Der neue Standortleiter Johannes Falke nahm diesen Anspruch auf. Sein großes Anliegen sei die Integration, führte er aus. Das brauche viel, wahrscheinlich auch mehr als drei Jahre Zeit, in der er sich voll und ganz einbringen wolle. Er kenne sowohl Ottobrunn als auch Manching und hoffe, dadurch einen großen Beitrag zum Zusammenwachsen des Standorts leisten zu können. "Ich bin Dienstleister für die Belegschaft", beschrieb er seine Sicht der neuen Funktion. EADS Manching werde als größter Arbeitgeber im Landkreis Pfaffenhofen und einmaliges Luftfahrtzentrum in Europa einem ständigen Wandel im Sinne einer Anpassung an neue Herausforderungen und veränderte Ansprüche unterworfen sein: "Diesen Weg möchte ich mit Ihnen zusammen gehen", versprach Falke der Belegschaft.

Unterstützung könne man bei all den Problemen gut gebrauchen, meinte stellvertretender Betriebsratsvorsitzender Hans Lindermeyr. Der Mangel an Parkplätzen, Nichtraucherschutz, Kameraüberwachung in den Sperrzonen sprach er an. Unverständnis zeigte er für den Antritt des Kantinenbetreibers, die Preise erhöhen zu wollen: "Den meisten sind die Preise eh schon zu hoch." Weil auch die Argumente des Betreibers schwer nachvollziehbar seien, wird ein Sachverständiger eingeschaltet: "Nur so können wir uns ein objektives Urteil bilden", so Lindermeyr.

Insgesamt sei die Ausgangslage bei MAS sehr gut, aber das Werk stehe 2009 vor einer großen Aufgabe: "Für uns heißt die Devise liefern, liefern, liefern", brachte Erik Jensen, Leitungsmitglied bei Military Air Systems (MAS), die Situation auf den Punkt. Liefertreue sei das A und O im Werk, deshalb müssten sich alle Kräfte darauf konzentrieren. Für die Tranche III habe EADS alles getan, führte er aus. "Jetzt müssen wir abwarten. Aber ich bin sehr zuversichtlich", so Jensen.

Die positiven Aussagen bestätigte der zweite Bevollmächtigte der IG-Metall-Verwaltungsstelle Ingolstadt, Bernhard Stiedl. EADS habe eine Rendite von 7,2 Prozent eingefahren. "Dieser Erfolg ist von euch erwirtschaftet worden", rief er den Kolleginnen und Kollegen in der voll besetzten Halle zu. Erleichtert zeigte er sich über den geglückten Abschluss eines neuen Tarifvertrags zur Altersteilzeit, der ein vorzeitiges Ausscheiden aus dem Arbeitsleben ermögliche.

In die gleiche Richtung ging der Bericht Hohenstatters. 20 zusätzliche Verträge für Altersteilzeit habe der Betriebsrat in Verhandlungen mit den Arbeitgebern durchsetzen können. Die Nachfrage sei jedoch höher, so dass nicht alle hätten berücksichtigt werden können. "Die Auswahl ist fair getroffen worden", stellte Hohenstatter fest.

Mit Blick auf die ausstehende Beauftragung der Tranche III des Eurofighter meldete Hohenstatter Bedenken an. Die Tatsache, dass die Briten die Vereinbarung zur Splittung der Tranche in zwei Teile nach wie vor nicht unterschrieben haben, hinterlasse bei ihm ein ungutes Gefühl. "Verträge müssen eingehalten werden", forderte er. Zusammen mit den unbemannten Flugzeugen (UAV) wären die Arbeitsplätze in Manching auf Jahre hinaus gesichert.