"Zwillinge halten besser zusammen"

06.01.2008 | Stand 03.12.2020, 6:14 Uhr

Ein seltenes Ereignis: Ihren 80. Geburtstag feierten die Zwillinge Theresia Binder (links) aus Sandersdorf und Maria Semmler aus Neuenhinzenhausen. - Foto: Binder

Sandersdorf (bid) Dass ein 80. Geburtstag gefeiert werden kann ist nicht so selten. Dass aber Zwillinge wie gestern Theresia Binder und Maria Semmler gemeinsam ihr 80. Wiegenfest begehen können, ist eine Rarität. In der Großgemeinde Altmannstein war dies – wenn überhaupt jemals – zumindest seit Jahrzehnten nicht mehr der Fall und auch in den umliegenden Kommunen wird man in den Geschichtsbüchern wohl lange und meistens vergeblich nach einem Ereignis dieser Art suchen.

Stricken als Hobby

Wenn man so will, dann konnten Theresia Binder aus Sandersdorf und Maria Semmler aus Neuenhinzenhausen gestern auf gemeinsame 160 Jahre zurückblicken. Beide sind Zwillinge und geborene Rauscher. Sie erblickten am 6. Januar 1928 in Neuenhinzenhausen das Licht der Welt. Wer von den beiden die ältere ist, wissen sie selbst nicht. Sie wuchsen bei ihren Großeltern auf und besuchten die Volksschule in Altmannstein. Ein Teil ihrer späteren Kindheit fiel somit in die Kriegsjahre. Auch später hatten es beide nicht gerade leicht, meisterten ihr Leben aber hervorragend und sind darauf zurecht stolz.

Maria Semmler kam mit 14 Jahre nach Schamhaupten für neun Jahre in den landwirtschaftlichen Dienst. Dann war sie fünf Jahre auf Schloss Sandersdorf tätig. Anschließend arbeitete sie bis zur Pensionierung 25 Jahre in Altmannstein bei der Firma Medicus, danach in der Lowa-Schuhfabrik. Im Jahr 1958 heiratete sie in der Pfarrkirche Sollern Franz Semmler aus Mendorf. Der Ehemann starb bereits 1983 mit nur 53 Jahren. Aus der Ehe gingen drei Mädchen hervor, davon auch einmal Zwillinge. Sieben Enkel waren ebenfalls die ersten Gratulanten.

Während sich Theresia Binder und Maria Semmler eigentlich nicht gerade ähnlich sehen, ist bei den geborenen Semmler-Zwillingen das Gegenteil der Fall. Als Hobby gibt Maria Semmler wie auch ihre Zwillingsschwester das Stricken und die Gartenarbeit an. Theresia Binder besucht zudem gerne den Seniorenclub Sandersdorf, sie ist dort Stammgast. Bis vor einem Jahr sahen und besuchten sie sich, so lange es gesundheitlich ging, nahezu täglich, beide Orte liegen nur knapp zwei Kilometer auseinander. Zeit ihres Lebens trafen sie sich zumindest immer jeden Sonntag, wie sie beide betonen.

Theresia Binder absolvierte nach der Volksschule ein Pflichtjahr in Pondorf. Anschließend arbeitete sie zwei Jahre in einer Gastwirtschaft in Ingolstadt, dann von 1945 bis 1948 in der Küche auf Schloss Sandersdorf. Im September 1948 heiratete sie in Sollern Thomas Binder aus Neuenhinzenhausen, seit 1948 wohnte das Paar in Sandersdorf, wo 1960 ein eigenes Haus gebaut wurde. Theresia Binder arbeitete dann sieben Jahre in der Esso-Kantine in Ingolstadt und zehn Jahre in einem Hotel in Ingolstadt. Der Ehemann starb 1988 mit 64 Jahren. Zwei Söhne samt Familien und vier Enkel sowie zwei Urenkel waren die ersten Gratulanten.

Natürlich wurde dieser seltene Tag gemeinsam mit den Kindern und deren Familien gefeiert. Wie beide betonen, halten Zwillinge ihrer Meinung nach besser zusammen als "normale" Geschwister. Ihr Wunsch für die Zukunft: Vor allem Gesundheit.