Beilngries
Zwiebelfreuden für den Gaumen

13.10.2019 | Stand 02.12.2020, 12:51 Uhr
Für ein Zwiebelgericht waren Sara und Pari bei ihrem Marktbesuch noch nicht zu begeistern ? doch so eine knackige Bratwurstsemmel ist ja auch was Feines (linkes Bild). Sehr gut angekommen sind auch die Speisen des Türkischen Kulturvereins (rechts). −Foto: Adam

Beilngries (DK) Zwiebelrose, Zwiebelzuckerl, Zwiebelbratwurst oder Zwiebelgeschnetzeltes - mit leerem Magen musste am Wochenende ganz sicher niemand vom Beilngrieser Zwiebelmarkt nach Hause fahren. Und selbst, wer mit der scharfen Knolle nichts anfangen kann, wurde fündig: Ein frisch gebackenes Kücherl geht schließlich immer. Ein kulinarischer Rundgang.

Es sind nicht zuletzt die kulinarischen Leckerbissen, die die Gäste von weit her zum Bayerischen Zwiebelmarkt nach Beilngries locken. Wie ein Ehepaar aus Eichstätt, das eigens wegen der Zwiebelzuckerl, hergestellt im Kloster Waldsassen und verkauft an einem Stand am Markt, gekommen ist. "Diese Zuckerl kenne ich schon Jahrzehnte, die braucht man im Herbst und Winter. Dann, wenn die Erkältungszeit beginnt und der Hals kratzt. Es gibt nichts Besseres", schwärmt die Dame und deckt sich für die kommenden Monate mit etlichen Zwiebelzuckerltüten ein.


Wenige Meter weiter stehen die Leute Schlange für das, was als heimliches "Wahrzeichen" des Zwiebelmarkts weiterempfohlen wird: Die Beilngrieser Zwiebelrose. Knusprig im Teigmantel werden die großen Zwiebelknollen im Fett gebacken, ein herzhafter Dip dazu - und der auch optische Leckerbissen zergeht auf der Zunge. "Als meine Frau meinte, ich soll mit ihr eine gebackene Zwiebel essen, dachte ich, sie macht einen Witz. Aber echt, das schmeckt", schwärmt gut gelaunt Peter Sendler aus Nürnberg und verzehrt dann genussvoll weiter seine "Rose". Sogar nur wegen dieser Zwiebelrosen ist ein Paar aus Riedenburg da, "wie alle zwei Jahre. Das ist schon ein fester Termin in unserem Kalender, das gibt es sonst nirgends und wir freuen uns darauf."

So begeistert sind allerdings doch nicht alle: Sara (1) und Pari (3), die mit Oma und Opa durch den Zwiebelmarkt schlendern dürfen, lassen sich lieber eine Bratwurstsemmel schmecken, vielleicht ja sogar eine "fränkische Zwiebelbratwurst".

Für den großen Hunger ist man bei der Patenkompanie der Stadt Beilngries, dem 1. Gebirgspionierbataillon 8 mit Sitz in Ingolstadt, richtig: Die Soldaten verwöhnen gegen eine Spende mit herzhaftem Zwiebelgeschnetzeltem. Ohne Zwiebeln, aber nicht weniger köstlich, sind die Spezialitäten aus dem Beilngrieser Partnerort Burgeis.

Noch immer nicht satt? Bei der Beilngrieser Feuerwehr schräg gegenüber gibt es Zwiebelringe und einen deftigen Zwiebelleberkäse, die Faschingsgesellschaft Grün-Weiß Zwiebelonia Beilngries bietet Zwiebelsuppe und Zwiebelkuchen an und der türkische Kulturverein verwöhnt mit Gözleme, gefüllten Teigtaschen, Lahmacun, türkischer Pizza, und vielen weiteren Spezialitäten.

Mit einer ordentlichen Grundlage darf es dann auch das ein oder andere Gläschen Federweißer sein, mit dem Sonja Eppelsheimer aus der Nähe von Ingolstadt, die gerade erst angekommen ist, allerdings nicht beginnen will: "Jetzt auf nüchternen Magen einen Federweißen und ich kann gleich wieder umdrehen und heimschwanken." Hungrig werden sie und ihre Freundinnen nicht bleiben, denn ein Burgertruck, viele weitere Essenstände und auch die Beilngrieser Gaststätten haben sich auf den Gästeansturm bestens vorbereitet - und für jeden Geschmack etwas im Angebot.

Auch für Maria Hackner aus Regensburg. Für sie ist das Angebot auf den ersten Blick "doch etwas zu zwiebelig", sagt sie und lässt sich erst einmal aufklären, warum hier in Beilngries die Zwiebel gar so eine große Rolle spielt. Eher zufällig ist sie mit ihrem Mann nach Beilngries gekommen und "wegen der vielen Autos, da muss ja irgendwas Tolles los sein", geblieben. Zwiebeln sind allerdings nicht so ihr Ding, verrät sie und schwärmt dann: "Aber dass hier direkt am Markt frische Kücherl gebacken werden. Da kann ich nicht widerstehen".

Nicht nur sie. Der Stand des Obst und Gartenbauvereins Oberndorf ist an beiden Tagen dicht umlagert, nicht nur, weil die Gäste ein Kücherl kaufen und essen wollen, sondern weil auch die Zubereitung - hinter einer Glasscheibe gut zu beobachten - viele interessiert. "Das sind doch Auszogne, muss man die nicht übers Knie ziehen und so auswalken?", fragt eine Passantin und die Oberndorfer parieren wortgewandt: "Wir haben zu eckige Knie, das geht bei uns nicht, drum müssen wir uns hier in Beilngries anders behelfen."

Spaß muss sein. Und den verbreiten auch die Marktfrauen, die mit ihrem Wagen durch die Innenstadt ziehen, einen Likör anbieten oder Passanten, die neugierig stehen bleiben, selbst gestrickte Schals und Mützen zur "Anprobe" umwickeln. Wenn sie sich zum Tanz aufstellen, sind sie schnell dicht umlagert und herzlicher Applaus ist ihnen nach jedem Auftritt sicher.

Irgendwann ist jeder satt. Aber was ist, wenn der Markt wieder abgebaut ist? Auch dafür ist gesorgt. Natürlich: Zwiebeln in rauen Mengen, verschienen Sorten und Größen gibt es zum Mitnehmen, bei den Obst- und Gartenbauvereinen Biberbach und Oberndorf sowie an weiteren Marktständen. Dazu noch Kartoffeln und Gewürze, Zwiebelessig und Weine, Brot, Wurst, Bier, Honig und vieles, vieles mehr. Das Schlemmen muss also zuhause kein Ende haben.