Paunzhausen
Zweiter Bus als Pilotprojekt

Für Kinder aus einigen Ortsteilen gibt es im nächsten Schuljahr eine weitere Linie - Per Statistik soll das Vorhaben analysiert werden

26.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:34 Uhr

Paunzhausen - Nach einer langen und heißen Diskussion hat die Mehrheit des Paunzhausener Gemeinderats der Bitte einiger Eltern um einen zusätzlichen späteren Bus für Grundschüler nachgegeben - allerdings nur als Pilotprojekt, das mit Bedingungen verknüpft ist.

Konkret geht es dabei um Kinder aus den Ortschaften Hohenbuch, Johanneck, Schernbuch und Walterskirchen. Momentan holt der Schulbus die Kinder etwa um 6.50 ab, so sind diese dann um kurz nach 7 Uhr an der Schule, wo sie betreut werden. Die Eltern halten dies für Kinder im Alter von sechs bis zehn Jahren für nicht zumutbar, da sie und auch ihre Eltern dadurch bereits um 6 Uhr aufstehen müssen. Die Zeit zwischen 7 und 8 Uhr hingegen nutzen die Kinder zum Herumtoben und sind so zu Beginn des Unterrichts bereits wieder erschöpft und können sich nicht mehr konzentrieren. Um das zu vermeiden, bringen die meisten der betroffenen Eltern ihre Kinder um 7.45 Uhr selbst zur Schule.

Nun haben sich diese Eltern zusammengeschlossen und bitten den Gemeinderat um die Änderung der Fahrzeiten des Schulbusses. Sie führen dabei Gründe wie den Klimaschutz - schließlich fährt jede Familie einzeln mit dem Auto - sowie zeitliche vor allem aber sicherheitsrelevante - die Eltern lassen ihre Kinder direkt vor der Schule aussteigen, was zu Unübersichtlichkeit führt - Gründe an. Dass die Zeiten des regulären Schulbusses wegen der Anfahrt zu anderen Schulen nicht geändert werden können, ist den betroffenen Eltern nach Rücksprache mit dem Busunternehmen bewusst. Sie bitten daher um Einsatz eines zusätzlichen Schulbusses, der die Kinder zwischen 7.30 und 7.45 Uhr abholt. Dass dies möglich wäre, ließen sie sich von dem Busunternehmen bestätigen.

Bereits vor der Sitzung am Donnerstagabend hatte Bürgermeister Johann Daniel (Freie Wähler) den Antrag von sechs Familien mit einigen Gemeinderäten diskutiert. Er gab nun zu bedenken, dass dies viele Komplikationen nach sich ziehen könnte, denn eigentlich hat nur ein Teil dieser Kinder offiziell einen Anspruch darauf, überhaupt befördert zu werden: Nicht alle wohnen weiter als zwei Kilometer von der Schule entfernt. Die Kinder aus Johanneck, Walterskirchen und dem oberen Teil Schernbuchs würden offiziell nicht in dieses Beförderungsschema passen.

"Sie werden eigentlich nur mitgenommen, weil der Bus hier sowieso vorbeifährt. Wenn man jetzt für Kinder, die eigentlich gar keinen Rechtsanspruch auf einen Bus haben, sogar noch einen zweiten Bus anmietet, könnten Eltern aus anderen Ortsteilen oder auch innerorts - zum Beispiel vom Schucklberg - daraus einen Anspruch ableiten und das könnte einen ellenlangen Rattenschwanz nach sich ziehen", warnte der Bürgermeister.

Annette Baier (FW/BL) erzählt, dass sie nur ein Kind gesehen habe, als sie geschaut habe, wie viele Kinder um 7 Uhr in dem Bus sitzen. Sie hat daraufhin Angebote von drei Busunternehmen eingeholt, deren Preise sich auf ein Schuljahr verteilt zwischen knapp 7000 und 14000 Euro bewegten und schlug vor, hierzu ein zeitlich begrenztes Pilotprojekt einzuführen. Das würde die Beförderung von acht Kindern mit einem Kleinbus aus Hohenbuch, Johanneck Schernbuch und Walterskirchen nach Paunzhausen in die Grundschule beinhalten. Der Vorschlag beinhaltete auch, die Auslastung mittels einer monatlichen Statistik zu überprüfen und bei weniger als 80-prozentiger Auslastung notfalls wieder abzubestellen. Als Voraussetzung führte sie auch eine Kontaktperson aus den Reihen der Eltern an, die sicherstellen soll, dass bei Schulausfall das Busunternehmen informiert würde. Des Weiteren drängte Baier auf eine Eigenbeteiligung der Eltern in Höhe von 20 Euro monatlich, "denn nur, wenn's was kostet, nutzt man es auch", so ihre Überzeugung.

Während Franz Bauer (FW/BL) und Markus Aschauer (FW/BL) dagegen stimmten, weil sie befürchteten, hier einen Präzedenzfall zu schaffen, plädierten die anderen Gemeinderäte nach langem Hin und Her für einen auf das Schuljahr 2020/21 begrenzten Versuch, nach dem Resümee gezogen würde. Zweiter Bürgermeister Thomas Popp (FW/BL) formulierte den Passus: "Ein Anspruch für die Beförderung aus anderen Ortsteilen wie Letten, Wehrbach oder Kreuth könne hier nicht abgeleitet werden. "

Eine Grundsatzeinstellung für Familien allgemein und die zeitliche wie auch örtliche Begrenzung für dieses Pilotprojekt gaben wohl den Ausschlag, dass sich auch der Bürgermeister dazu breitschlagen ließ. "Auch wenn ich immer noch nicht genau weiß, wie ich das dann den anderen erklären soll, wenn sie mit einem ähnlichen Anliegen kommen", sagte Daniel.

Jetzt werden die Antragsteller, von denen einige mit großem Interesse diese öffentliche Sitzung verfolgt hatten, angeschrieben und mit deren Zustimmung zu den Bedingungen das Projekt ins Rollen gebracht.

PK

Birgit Schmid