Pfaffenhofen
Zweiter Anlauf

Michael Stanglmaier zum Bundestags-Direktkandidaten der Grünen gekürt

12.10.2012 | Stand 03.12.2020, 0:58 Uhr

Michael Stanglmaier holte 2009 das beste Erststimmenergebnis aller Grünen in Bayern. Jetzt nimmt er zum zweiten Mal Anlauf auf den Bundestag - Foto: Paul

Pfaffenhofen/Au (PK) Der 49-jährige Moosburger Michael Stanglmaier ist Direktkandidat der Grünen im Wahlkreis 215 für die Bundestagswahl 2013. Bei der Aufstellungsversammlung der Kreisverbände aus Pfaffenhofen und Freising in Au/Hallertau wurde er einstimmig mit 32 Stimmen gewählt.

Stanglmaier nimmt nach 2009 – da holte er das beste Erststimmenergebnis aller Grünen in Bayern, schaffte den Sprung nach Berlin aber trotzdem nicht – nun zum zweiten Mal Anlauf auf den Bundestag.

Ein Mann für die Bierzelte ist der verheiratete Vater von zwei Buben im Alter von elf und 13 Jahren inzwischen nicht geworden. Er redet komplex, zuweilen mit viel Liebe zum technischen Detail – etwa wenn es um die Vor- und Nachteile von Solarwasserstoff geht –, bleibt aber grundsätzlich auf Zimmerlautstärke und bei Attacken auf den politischen Gegner meist über der Gürtellinie. Kritik an Angela Merkel klingt dann etwa so: „Durch ihre Politik hat die Bundeskanzlerin dafür gesorgt, dass der ursprünglich positive Begriff der Energiewende inzwischen eher negativ besetzt ist.“

So macht man sich als Grüner unter Schwarzen gewiss keine Todfeinde – aber das will Stanglmaier ohnehin nicht. Anders als etwa Claudia Roth, die Parteivorsitzende und bayerische Spitzenkandidatin für den Bundestag, erklärt er die CSU nämlich nicht zum Gottseibeiuns. Nicht bei der nächsten Wahl, aber als „langfristige Option“ mag er Koalitionen von Grünen und Christsozialen nicht ausschließen, „bei denen hat sich schließlich auch einiges bewegt in den letzten Jahren“. Wichtig sei es ihm, sich „auf Menschen in der Zusammenarbeit verlassen zu können“.

Und bei der SPD, dem von seiner Parteiführung anvisierten Partner, entdeckt er durchaus Bereiche, die ihn stören: „Die Einschränkung von Bürgerrechten, die Fokussierung auf den Straßenbau in der Verkehrspolitik, die inzwischen teilweise völlige Ablehnung der Rente mit 67.“ Hier ist Stanglmaier eben Wissenschaftler und als solcher Fakten eher zugänglich als Ideologien: „Viele Menschen werden 80 Jahre und älter – das lässt sich doch anders nicht auf Dauer finanzieren.“

Doch sein eigentliches Thema ist die Verkehrs-, Umwelt- und Energiepolitik, die möchte er im Falle eines Mandats auch zum Schwerpunkt seiner Arbeit im Bundestag machen. Hier gehört Stanglmaier in seinem Engagement für den Naturschutz teilweise schon zu den Hardlinern in seiner Partei: „Wir brauchen keine Flüge beispielsweise von München nach Stuttgart. Im innerdeutschen Verkehr ist das Angebot der Bahn ausreichend.“

Und dass der Freistaat mit einem Anteil des Verkehrs von 30 Prozent an den Treibhausemmissionen bundesweit zu den Spitzenreitern gehört, das wurmt ihn als Bayern ganz besonders: „Es gibt bei der ökologischen Wende keine technischen Hindernisse, sondern nur eine Schere im Kopf und ein Brett vorm Hirn.“

Als Grüner der alten Schule mit Wurzeln in der Umwelt- und Friedensbewegung – er kam vor 26 Jahren zu seiner Partei und diente ihr als Ortsvorsitzender, Kreis- und Gemeinderat – scheut er sich auch nicht, Sätze zu verwenden, die manchem im Parteiestablishment wohl inzwischen peinlich wären, bei ihm aber glaubhaft wirken: „Wir haben die Erde von unseren Kindern nur geborgt.“ Und auch die Überzeugung, dass sich in einer echten Bürgergesellschaft alle Menschen politischen engagieren müssen, gehört dazu.