Peutenhausen
"Zweite Liga bleibt mein Traum"

Der in Peutenhausen wohnhafte Eugen Haaf hat als Headcoach der Ingolstadt Dukes noch viel vor

07.09.2012 | Stand 03.12.2020, 1:05 Uhr

American-Football-Crack aus Leidenschaft: Eugen Haaf aus Peutenhausen lebt förmlich für diesen Sport, fungiert bei den Ingolstadt Dukes als Headcoach – und hilft immer noch, wenn Not am Mann ist, als aktiver Spieler in der Offense Line aus - Foto: M. Mundt

Peutenhausen/Ingolstadt (DK) American Football boomt in Ingolstadt, die Dukes locken die Massen in Scharen an – und das, obwohl es in der Saison 2012 nun „nur“ zu Platz drei in der Regionalliga Süd reichte. Einer der Köpfe des Klubs heißt Eugen Haaf (46), ist Headcoach und kommt aus Peutenhausen. Unser Redakteur Roland Kaufmann hat mit ihm gesprochen.

Herr Haaf, nach vier Aufstiegen hintereinander klappte es heuer nun nicht mit einem Sprung in die nächsthöhere Spielklasse. Können Sie mit Tabellenrang drei trotzdem einigermaßen leben, oder sind Sie enttäuscht darüber?

Haaf: Ich bin immer enttäuscht, wenn ich nicht Erster bin. Ich wäre doch ein ausgesprochen schlechter Trainer, wenn ich jetzt etwas anderes sagen würde.

Was ist 2012 schief gelaufen bei den Dukes?

Haaf: Ganz einfach, der Verletzungsteufel hat bei uns gnadenlos gewütet. Unser Defense-Kapitän Christoph Nagy, unser Offense-Kapitän Kenny Telfair sowie unser Quarterback Travis Harvey – sie alle mussten im Laufe der Saison in wichtigen Partien ersetzt werden. Diese Ausfälle waren jedoch nicht zu kompensieren.

In Bestbesetzung hätten die Dukes den Meistertitel geholt?

Haaf: Es wäre durchaus möglich gewesen. Aber ich möchte auch betonen, dass die Liga heuer schon sehr stark war. Gerade die beiden Teams aus Fürstenfeldbruck und Starnberg, die nun am Ende vor uns lagen, besaßen wirklich herausragende Importspieler. Die machten einen tollen Job.

Zurück zu Ihren Cracks. Es hatte den Eindruck, dass diese erst wieder ein bisschen lernen mussten, mit Misserfolgen umgehen zu können . . .

Haaf: Dass nach Niederlagen zwischenzeitlich schlechte Stimmung aufkam, das lag in der Natur der Sache. Wer verliert schon gerne – erst recht, wenn er in den Jahren zuvor von Erfolg zu Erfolg geeilt war?

Die Saison 2012 ist jetzt Geschichte. Wohin soll es mit Ihnen nun in den nächsten Jahren gehen?

Haaf: Ingolstadt gehört in die zweite Liga! Bei dieser Aussage, die ich bereits vor vielen Monaten gemacht habe, bleibe ich. Es muss unser Ziel sein, uns dorthin hochzuarbeiten und uns dort zu etablieren.

Und irgendwann geht’s dann sogar in die erste Bundesliga?

Haaf: Nein, davon will ich definitiv nicht reden. Die zweite Liga bleibt mein Traum, alles andere ist kein Thema.

Zu Ihnen persönlich: Schon als Aktiver hatten Sie sich einen erstklassigen Namen gemacht, jetzt liefern Sie als Headcoach erneut hervorragende Arbeit ab. Flattern da nicht Angebote von anderen Vereinen ins Haus?

Haaf: Doch, und es waren in den vergangenen Jahren nicht einmal wenige. Aber das Projekt „Dukes“ ist ein Baby von mir, ich bin eines von seinen Gründungsmitgliedern, also werde ich Ingolstadt definitiv treu bleiben – völlig egal, welche Anfragen noch kommen sollten. Und nein: An dieser Haltung ändert sich auch nichts, nur weil es jetzt eine nicht ganz optimale Saison gab.

Apropos „nicht ganz optimale Saison“. Trotzdem kamen zum letzten Saisonspiel wieder rund 2000 Zuschauer ins Stadion – obwohl es nur um den dritten oder vierten Tabellenplatz ging. Wundern Sie sich da nicht sogar selbst über diesen kleinen American-Football-Boom?

Haaf: Zunächst einmal haben wir das Glück, Flutlichtspiele austragen zu dürfen – was andere Vereine nicht in diesem Maße können. Zudem versuchen wir, auch außerhalb des Feldes eine gute Show abzuliefern – wobei ich zum Beispiel an unsere Top-Cheerleaderinnen denke. Dass die Fans das alles so gut annehmen, ist eine Bombengeschichte für uns. So ist unser Zuschauerschnitt sogar höher ist als der von den Klubs aus der ersten Bundesliga Süd! Das ist phänomenal und motiviert uns ungemein.

Ist American Football nur in großen Städten möglich? In Schrobenhausen war es in den Neunzigerjahren ja auch schon versucht worden, diese Sportart heimisch zu machen, die „Fighting Bayrisch“ mit Ihnen hatten es ja sogar bis in die Regionalliga geschafft – um dann doch zu scheitern . . .

Haaf: Das stimmt. Es war eine gute Zeit damals, es machte Spaß – aber die Infrastruktur in Schrobenhausen gibt es tatsächlich nicht her, in Sachen American Football dauerhaft etwas auf die Beine stellen zu können. Da bietet Ingolstadt ganz andere Möglichkeiten.

Die Saison 2012 ist jetzt zu Ende. Ist nun also Urlaub bis zum Frühjahr angesagt?

Haaf: Ganz so ist es leider nicht. Es stehen jetzt Sichtungen und Rekrutierungen von neuen Spielern an, schließlich möchten wir 2013 erneut eine schlagkräftige Truppe ins Rennen schicken.

Sind die Dukes weiterhin eine gute Adresse?

Haaf: Ich hoffe es. Auf jeden Fall gibt es schon jetzt viele Anfragen von Akteuren, die im nächsten Jahr bei uns spielen wollen. So waren beim Heimmatch am vergangenen Samstag insgesamt 14 Cracks da, die sich ein Bild von uns machen wollten – allesamt aus höheren Ligen! Und angeblich waren sie von uns sehr angetan.

Wenn wir schon bei dieser Partie am Samstag sind: Peter Dasch, ein langjähriger Weggefährte von Ihnen, auch damals bei den Schrobenhausen Fighting Bayrisch, beendete am Wochenende seine aktive Laufbahn. Ging Ihnen das nahe?

Haaf: Durchaus, das berührte mich schon. Peter hat nun genau das Tal des Jammerns vor sich, das ich bereits hinter mir habe – nämlich über 20 Jahre aktiv American Football gespielt zu haben und dann eben von einem Moment auf den anderen nicht mehr.

Übernimmt Dasch, immerhin der Gründungsvorsitzende der Dukes, nun irgendein Traineramt bei Ihnen?

Haaf: Ja, ich will ihn unbedingt als Coach der Offense Line haben. Ich wäre heilfroh, wenn Peter diesen Posten übernehmen würde. Er würde mir damit mein Leben als Headcoach viel leichter machen.

Und damit seinen Teil dazu leisten, dass 2013 der Aufstieg in die zweite Liga gelingt?

Haaf: Ja, das bleibt unser großes Ziel – obwohl es noch so einige Baustellen gibt, gerade im personellen Bereich, die wir in den nächsten Monaten abarbeiten müssen.

Sie sagten einst, dass American Football wie eine Droge ist, von der Sie einfach nicht mehr loskommen. Hat sich daran inzwischen etwas geändert?

Haaf: Wenn Sie damit wissen wollen, ob ich bereits eine Art American-Football-Müdigkeit verspüre? Nein! Aber wer weiß, vielleicht kommt irgendwann ja doch der Tag, an dem ich mich mit alten Weggefährten und Ex-Trainern tatsächlich auf einem Golfplatz treffe.

Sie hatten in den vergangenen Jahren auch immer wieder betont, nie mehr als aktiver Spieler auf das Feld zurückkehren wollen – und mehrfach halfen sie dann doch wieder aus.

Haaf: Stimmt. Aber ich machte das nur notgedrungen, weil es gar nicht anders ging und uns zu viele andere Spieler ausgefallen waren.

Schließen Sie jetzt, mit Ihren 46 Jahren, ein weiteres Comeback definitiv aus?

Haaf: Ich sag’s mal so: Ich will nur noch coachen, ich will nicht mehr selbst spielen.