Pfaffenhofen
Zwei wie Rotz und Wasser

Herbert und Schnipsi feiern am Donnerstag Vorpremiere im Stockerhof

08.04.2013 | Stand 03.12.2020, 0:18 Uhr

Komikerehepaar mit Kultstatus: Hanns Meilhamer und Claudia Schlenger alias Herbert und Schnipsi feiern am Donnerstag im Stockerhof Vorpremiere ihres neuen Programms - Foto: oh

Pfaffenhofen (PK) Herbert und Elisabeth Haberkorn oder kurz Herbert und Schnipsi. Gespielt wird dieses ebenso skurrile wie alltägliche Ehepaar seit über 30 Jahren von Hans Meilhamer und Claudia Schlenger. Jetzt präsentiert das vielfach ausgezeichnete Komiker-Duo ein neues Bühnenprogramm: „Juhu, glei’ schmeißt’s uns wieder!“ Für die sechste von sieben Vorpremieren kommen Schlenger und Meilhamer am Donnerstag nach Pfaffenhofen. Christian Köpf hat mit den beiden gesprochen.

Vorpremiere. Was bedeutet das für – pardon - „alte Bühnenhasen“ wie Claudia Schlenger und Hanns Meilhamer?

Claudia Schlenger: Zunächst einmal ein neues Programm an dem wir auch noch hie und da feilen müssen. Die Leute waren bisher restlos begeistert. Bloß bei der Heimfahrt geht’s dann gleich los: Das müssen wir ändern, da muss dieses noch rein oder jenes wieder raus. Wir hatten schon Szenen, da haben sich unsere Leute hinter den Kulissen gekringelt vor Lachen – und beim Publikum fielen sie durch.

Hanns Meilhamer: Letzten Endes entscheidet das Publikum. Wenn eine Pointe zwei, drei Mal nicht funktioniert, na schmeiß ma’s hoid naus!

 

Immer noch Lampenfieber?

Schlenger: Und wie! Der Hanns ist da auch gaaaanz schlimm! Das kannst Du nie abstellen. Gerade wenn du mit einem neuen Programm rauskommst. Aber das gehört dazu – und es ist auch gut so.

 

Was erwartet das Publikum? Es war zu lesen, man solle eine Plastiktüte mitbringen?

Meilhamer: Ja, genau! Eine, die schön raschelt. Wie und ob wir das machen, wissen wir noch nicht genau, aber schreim’S des ruhig in d’Zeitung nei! Schön rascheln soll sie halt.

Seit ein paar Tagen erst hat ihr bislang noch namenloses Programm einen Titel.

Schlenger: Ja. Das Kind hat einen Namen: „Juhu, glei’ schmeißt’s uns wieder!“

Meilhamer: Fast hätte es „Zwei wie Rotz und Wasser“ geheißen. Das ist schon auch ein Brüller. Aber der jetzige Titel trifft’s halt wesentlich besser. Dieses ständige Rauf und dann gleich wieder brutal Runter. Wie im richtigen Leben halt. In allem, was man tut, steckt zwangsweise das Risiko des Scheiterns.

 

Sie spüren in ihren Figuren den Abgründen, dem Absurden des Alltags nach. Woher nehmen Sie denn „Input“?

Schlenger: Aus dem richtigen Leben. Da laufen einem ständig Dinge über den Weg, das glaubst du ja gar nicht. Zum Beispiel ist es uns innerhalb kürzester Zeit passiert, dass zwei uns bekannte Paare geheiratet haben. Und die wollten statt Geschenken lieber ein Geld. Da haben wir uns natürlich nicht anschauen lassen und den Brautpaaren jeweils eine schon recht großzügige Summe ins Kuvert. Aber jetzt kommt’s: Beide Brautpaare waren binnen weniger Wochen schon wieder geschieden! Ich frag' Sie: Was würde da jetzt wohl die Schnipsi machen?

 

Die würde ihr Geld wieder zurück haben wollen.

Schlenger: Genau. Aber mehr verrat’ ich jetzt nicht. Das ist dann im neuen Programm zu finden.

 

Werden Sie nicht langsam schizophren?

Meilhamer: Wenn man am Anfang eines neuen Programms und auch viel gemeinsam unterwegs ist, sind einem die Rollen natürlich Tag und Nacht präsent. Aber es steckt auch so schon sehr viel von Claudia und mir in Herbert und Schnipsi – und andersrum.

 

Sie sind seit 1974 ein Paar, seit über 26 Jahren verheiratet. Wie hat das mit Herbert und Schnipsi damals begonnen, 1982?

Meilhamer: Ich war da schon mehrere Jahre solo als Liedermacher unterwegs, und die Claudia hat ja eine Gesangs- und Schauspielausbildung gemacht. Es lag also irgendwann quasi auf der Hand. Da hat mich dann der Gerhard Polt einmal zu einem Auftritt eingeladen, woraufhin ich zu ihm gesagt habe, „Du, ich bin aber nimmer allein. Die Claudia ist jetzt auch dabei.“ Dann hat er nur gemeint: „Na bringstas hoid mid!“

 

Gerhard Polt als Entdecker und Mäzen?

Schlenger: Schon gewissermaßen. Wir haben ja auch gleich darauf auf seinen Vorschlag hin den „Salzburger Stier“ bekommen Von da an ging’s so richtig los.

 

Politisches Kabarett spielte nie eine Rolle?

Schlenger: Nein, das können andere besser. Ich würde mich auch selbst weniger als Kabarettistin bezeichnen, eher als Komödiantin. Da steckt mehr das Darstellerische drin, meine Liebe zur Bühne. Ich wollte ja immer Schauspielerin werden!

 

Sie werden oft als „die legitimen Erben von Karl Valentin und Liesl Karlstadt“ bezeichnet.

Meilhamer: Das ist natürlich schon eine sehr große Ehre, noch dazu, wo ich bezweifle, diesen phänomenalen Künstlern jemals gerecht werden zu können. Ich glaube auch, dass in Herbert mehr Valentin steckt, als Karlstadt in Schnipsi. Aber jetzt, wo die Schnipsi auch noch Trompete spielt, wird sie der Karlstadt immer ähnlicher. Der Vergleich liegt allerdings schon nahe, Musik, Slapstick, dieses bänkelsängerische Element . . .

 

. . . das Clowneske, die ganzen Kostüme.

Meilhamer: Ja! Da hamma uns wos odo.

Schlenger: Ja, ich weiß auch nicht, wir versuchen zwar immer, dass wir weniger Glump mitschleifen – aber irgendwie wird es doch immer mehr. Braucht ja schon das Schwammerlkostüm einen Trumm Koffer.

 

Wo liegt das Erfolgsgeheimnis?

Schlenger: Ich glaube, es ist tatsächlich das Zeitlose. Das Alltägliche, in dem sich jeder erkennt. Das Menschliche. Es menschelt bei uns sehr, könnte man sagen. Das ist es auch, warum ich Woody Allen sehr verehre. Ich mag dieses Authentische.

 

Und über wen können Sie lachen, Herr Meilhamer?

Meilhamer: Stan Laurel und Oliver Hardy, oder Jack Lemmon und Walter Matthau, die großen Komikerpaare halt. Und über die Marx Brothers. Mit den Marx Brothers haben wir unserem Sohn Simon sozusagen das Fernsehen gelernt.

 

Letztgenannter ist inzwischen zugleich ihr Agent.

Schlenger: Ja, das hat sich so ergeben. Nicht weil er unser Sohn ist und einen Job gebraucht hätte, sondern weil er es einfach hervorragend macht. Jetzt sind wir ein richtiges Familienunternehmen.