Zwei Tore von Kuranyi

28.03.2010 | Stand 03.12.2020, 4:09 Uhr

Leverkusen (DK) Kevin Kuranyi hat Schalke 04 an die Tabellenspitze der Fußball-Bundesliga geführt. Mit seinen Saisontoren Nummer 16 und 17 sicherte der Ex-Nationalspieler dem Team von Trainer Felix Magath einen überzeugenden 2:0 (2:0)-Sieg im Spitzenspiel bei Bayer Leverkusen.

Joachim Löw saß auf der Leverkusener Tribüne und schaute aus, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Der Bundestrainer sah eine überragende Vorstellung des momentan besten deutschen Angreifers, und ihm wurde einmal mehr schmerzlich bewusst, dass ausgerechnet dieser Mann ihm bei der Weltmeisterschaft in Südafrika nicht helfen wird. Kevin Kuranyi vom FC Schalke 04 sagt von sich selbst: "Ich bin in der Form meines Lebens."
 

"Ich bin nicht der Bundestrainer", sagt Schalkes Trainer Felix Magath auf die Frage, ob er Kuranyi mit nach Südafrika nehmen würde. "Ich freue mich sehr für Kevin, dass er so gut drauf ist und trifft." 17 Tore hat Kuranyi bisher erzielt. Und wenn das so weitergeht, geht der ganz große Schalker Traum vielleicht doch noch in Erfüllung.

Felix Magath hat aus dieser Mannschaft einen Meisterschaftskandidaten gemacht, es mehren sich die Stimmen, die Magath als Bundestrainer sehen, wenn Joachim Löw das Handtuch wirft. Gegen seinen Ex-Klub Bayern München hat Magath zwar das Pokal-Halbfinale verloren, aber wenn die Bayern Ende der Woche wieder in die Schalker Arena kommen, werden sie möglicherweise nicht noch einmal gewinnen.

"Wenn wir die Bayern schlagen. hätten wir schon Chancen", sagt Magath, der ansonsten eigentlich nicht über den Titel reden will. Einen Lukas Schmitz oder einen Christoph Moritz könne man nicht mit einem Mark van Bommel und einem Bastian Schweinsteiger vergleichen. Magath macht keine Worte über die Meisterschaft, er denkt sich seinen Teil. Einer wie Magath redet nicht über Titel, er holt sie sich.

Jupp Heynckes hat an diesem Samstagabend erkennen müssen, dass seine Mannschaft kein Kandidat für den Titel ist. So chancenlos wie gegen Schalke war diese Mannschaft in dieser Saison noch nie. Und es deutet wieder vieles darauf hin, dass dieser überragenden Mannschaft im Meisterschaftsendspurt einmal mehr die Luft ausgeht. Heynckes hat die Meisterschaft abgehakt, er denkt nur noch an die Sicherung des internationalen Geschäfts: "Wir müssen die Distanz zu Borussia Dortmund und Werder Bremen wahren, ein europäischer Wettbewerb ist unser Ziel. Ich weiß doch, was ich für eine Mannschaft trainiere."

Heynckes war enttäuscht und frustriert, dass sich seine Mannschaft so wehrlos ihrem Schicksal ergab: "Wir haben im Angriff nichts zuzulegen." Patrick Helmes ist ein Schatten früherer Tage, die Vorstellung von Renato Augusto war eine Provokation, und Eren Derdiyok kann es mit einem wie Kuranyi nicht aufnehmen. "Wir haben nicht im Ansatz gezeigt, was wir können", sagte Heynckes. Eine einzige Chance brachte Bayer zustande. "Wir dürfen uns jetzt keinen Kopf machen", sagte Gonzalo Castro. "Wir haben es selbst in der Hand, das internationale Geschäft zu erreichen, wir müssen die letzten Spiele abhaken und nur noch nach vorne schauen." Leichter gesagt als getan.

"Jogi, mach’ die Augen auf", skandierten die Schalker Fans unter den 30 210 Zuschauern in der ausverkauften Arena. Da war Löw aber schon wieder auf der Autobahn. Kuranyi hat wenig Hoffnung auf Begnadigung durch den Bundestrainer: "Das ist eine Entscheidung, die ein Mensch getroffen hat. Und nur dieser Mensch kann sie auch ändern."