Nürnberg
Zwei Schüsse auf die Ex-Partnerin

In Nürnberg steht ein 57-Jähriger wegen versuchten Mordes vor Gericht

05.04.2016 | Stand 02.12.2020, 20:00 Uhr

Hinter einem Aktenordner verbirgt der Angeklagte beim Prozessauftakt sein Gesicht vor den Fotografen. - Foto: Pelke

Nürnberg (DK) Im Spätsommer des vergangenen Jahres soll ein 57-jähriger Mann in Röttenbach bei Erlangen versucht haben, seine Ex-Lebensgefährtin mit zwei Schüssen zu ermorden. Seit gestern muss er sich vor dem Landgericht Nürnberg-Fürth verantworten. Ihm droht eine lebenslange Haftstrafe.

Täter und Opfer sitzen sich zum Prozessauftakt direkt gegenüber. Die Blicke der ehemaligen Lebensgefährten treffen sich trotzdem nicht. Zu viel ist zwischen den Ex-Partnern vorgefallen, dass sich die beiden noch freiwillig in die Augen schauen wollen.

Gemeinsam lebte das Paar mit seinen drei Kindern über 30 Jahre in wilder Ehe im schwäbischen Unterland. Es sei "die Hölle" gewesen, wird die Frau später im Zeugenstand erklären. Deswegen sei sie 2014 abgehauen und von Heilbronn nach Franken geflohen, um sich von ihm - letztendlich erfolglos - zu verstecken. An einem Abend im vergangenen September soll er laut Staatsanwalt ihr auf der Straße beim parkenden Wagen aufgelauert und zwei Schüsse auf seine Ex-Partnerin abgegeben haben.

Der Mordversuch war tagelang das Thema im beschaulichen Röttenbach bei Erlangen. Die Medien verfolgten landesweit die Suche nach dem Schützen. Nach vier Tagen stellte sich der Mann schließlich den Behörden in seiner Heimatstadt in Baden-Württemberg.

Vor Gericht muss zunächst der Angeklagte seine Version erzählen. Mit der Trennung hatte er sich abgefunden, sagt er. Nur seine erwachsene Tochter habe er treffen wollen. Woher er den Aufenthaltsort seiner ehemaligen Partnerin kannte, will er nicht verraten. Das Familiengericht hatte ihm jedenfalls den Umgang mit seiner früheren Familie verboten.

Einen Tag wartet der Mann vergeblich vor dem Anwesen in dem Erlanger Vorort. Schließlich sei er zu einer Spielhalle an der Autobahn gefahren, berichtet der Angeklagte. Dort habe ihm ein Mann eine alte Pistole inklusive Munition angeboten. Für 120 Euro wechselt die geladene Waffe auf dem Parkplatz vor der Spielhalle den Besitzer. Mit der historischen Pistole sei er zurück nach Röttenbach gefahren, sagt der Angeklagte. Um kurz nach 23 Uhr habe er die Frau vor ihrem Auto auf der Straße angesprochen - aber nur um mit ihr über die gemeinsame Tochter zu reden. Es kommt zum handgreiflichen Streit. Im Gerangel hätten sich die Schüsse gelöst. Danach sei er weggelaufen.

Danach tritt das Opfer in den Zeugenstand. Ihre Version des verhängnisvollen Abends hört sich in den entscheidenden Punkten vollkommen unterschiedlich an. Der Mann habe sie angeschrien und sei auf sie zugerannt. In "seiner Sprache" habe er gerufen: "Jetzt hab ich dich! Jetzt bring ich dich um!" So soll er sie auf "Romanes", der Sprache der Sinti und Roma, angebrüllt haben. Dann habe er sie so heftig mit der Waffe auf den Kopf geschlagen, dass sie eine tiefe Wunde an der Stirn erlitten habe. Danach seien zwei Schüsse gefallen. Einer traf sie mitten durch die Schulter. Der andere verfehlte knapp den Hals. Danach sei sie blutüberströmt auf dem Boden liegen geblieben. Ihr Ex-Partner habe vermutlich gedacht, sie sei tot. Jedenfalls sei "der Angsthase" wohl aus Panik und vor Aufregung weggelaufen.

Insgesamt sind sechs Verhandlungstage angesetzt. Am 16. April soll das Urteil gesprochen werden.