Hohenwart
Zwei Kulturen, die gerne Bier trinken

Vortrag einer Hohenwarterin über das Land der aufgehenden Sonne: Japan

28.11.2016 | Stand 02.12.2020, 18:59 Uhr

Natürlich im Kimono erzählte Julia Thurner in ihrer Heimat von ihrer großen Reise nach Japan. Vorsitzende Ingeborg Kufer dankte mit einem Gesteck. In der Schrobenhausener Zeitung hatte Julia Thurner seinerzeit im Rahmen der Serie "Ein Winter in Japan" berichtet. - Foto: Metzger

Hohenwart (SZ) Jahrelang träumte sie davon, dann hat sie sich ihren sehnlichsten Wunsch erfüllen können: Julia Thurner aus Hohenwart bereiste für ein halbes Jahr das Land der Gegensätze - Japan. Jetzt hielt sie in ihrer Heimat einen Vortrag für den Seniorenkulturkreis über ihren Winter in Japan.

Ohne Japanischkenntnisse würde man dort nicht weit kommen. Auch aus diesem Grund studierte die 23-Jährige die Sprache und büffelte darüber hinaus Tag und Nacht, um alles zu vertiefen. Bei einem Vortrag erzählte sie, was sie alles in der Ferne erlebt hat.

Im September 2015 begann ihr großes Abenteuer. Bei einer Gastfamilie angekommen, stellte Julia Thurner schnell fest, dass diese Welt so ganz anders ist, nichts war gewohnt, alles fremd. "Der Stellenwert der Familie ist nicht sehr hoch in Japan", erklärte Julia. Erstaunt sah ihre Gastmutter sie an, als Julia Thurner fragte: "Wie war dein Tag heute" Man erkundigt sich nicht, wie es jemandem geht. Oder: "Hat Juki einen Freund" Die Mutter konnte diese Frage nicht beantworten, sie wusste es nicht, ob ihre Tochter eine feste Beziehung hat.

Ein Hund hat dagegen sehr hohen Stellenwert. Er ist Statussymbol für Reichtum. "Er wird verwöhnt, wo es nur geht. Hundekleidung, ein eigener Stuhl am Tisch, ja selbst das gleiche Essen bekommt er." Mit ihrer Gastmutter vertiefte sie ihre Japanischkenntnisse. Das half, mehr über das Leben in Japan zu erfahren. Wenn sie jedoch mit ihrem Gastvater sprechen wollte, kam meist nur ein Gemurmel, er konnte ihr dialektfreies Japanisch nur sehr schlecht verstehen. Tatsächlich musste die Gastmutter zeitweise übersetzen.

Einiges erfuhr sie dann doch. Männer sind in Japan zunächst Repräsentant ihrer Firma. Wer sich vorstellt, nennt erst den Namen der Firma, dann den eigenen. Urlaub zu nehmen, gilt dort als eine Belastung der anderen. "Alles so ganz anders als bei uns", sagte Julia Thurner. Bis auf eines: "Der japanische Mann muss viel Bier trinken. Am Freitag nach Feierabend ziehen die Männer immer los und kommen dann erst am nächsten Nachmittag nach Hause." Der Sonntag sei dann auch schon gelaufen. "Den verbringen sie dann vor dem Fernseher, wo sie fast nicht mehr zu bewegen sind", witzelte sie.

Sie hat viel japanisch gelernt. Auch, weil die meisten Japaner, denen sie begegnete, nur ganz schlecht Englisch sprachen. Nicht einfach. Bei Japanisch kommt es halt, wie in anderen Sprachen auch, auf einzelne Buchstaben an. "Da passierten mir gelegentlich auch kleine Missgeschicke", sagte Julia Thurner und lachte. Zur Erklärung: Die Japaner sind ein sehr reinliches Volk, wenn man auf die Toilette muss, werden die Hausschuhe ausgezogen und speziell dafür bereitgestellte Toilettenschuhe angezogen. Denn die Toilette gilt als unreiner Raum. "Als ich auf Japanisch sagen wollte: Ich stelle meine Schuhe in den Schrank (oschire), machte ich aus dem ,e' ein ,i'. Heraus kam oschiri. Das hieß dann: Ich stelle meine Schuhe in den Hintern."

Überhaupt seien die Japaner sehr reinlich. "Es gibt nirgends Mülleimer, und trotzdem ist es überall sauber. Sie nehmen ihren Müll immer mit nach Hause", berichtete die Hohenwarterin. "Und sie tragen oft Mundschutz, um andere nicht zu infizieren, wenn man krank ist."

In Japan gebe es im Wesentlichen zwei Glaubensrichtungen: Buddhismus und den Schintoismus. Im Alltag vermische sich das. "Die Japaner nehmen das nicht so genau, wenn ein Gott in der einen Glaubensrichtung fehle, dann nehmen sie halt den Gott des anderen Glaubens."

Essen war natürlich auch ein Thema. "Eigentlich ist das alles sehr lecker und gesund, aber gelegentlich schlagen sie über die Stränge. So gab es auch dreifach frittiertes Hühnchen, Fleisch und Kartoffelsalat japanischer Art mit Würstchen und einer Tube Majo." Sehr beliebt in Japan seien auch Nudeln und Pizzas. "Und deutsches Essen lieben sie", erzählte Julia, "okay, ab und zu weiß man da nicht, was daran deutsch ist, wie ich mal eine Leberkässemmel aß, mit Zwiebel, Senf und Ketchup. Alles, was deutsch ist, ist auch teuer. Als ich auf einem Oktoberfest war, hat die Breze mal schnell fünf Euro gekostet, die Maß Bier 25 Euro." Und auf dem japanischen Christkindelmarkt kostet ein Glühwein - allerdings samt Tasse mit dem Schriftzug "Osaka" - 20 Euro.

So schwärmte Julia Thurner über ihr großes Abenteuer, über die Monate im Land der Gegensätze. Am Ende bekamen die begeisterten Zuhörer sogar noch japanische Snacks geboten. Natürlich stilecht.