Roth
Zwei große Jungs

Echte Männergespräche mit "Ringlstetter & Zinner" in Roth

18.10.2016 | Stand 02.12.2020, 19:10 Uhr

Zwei, die Spaß haben und machen: Hannes Ringlstetter und Stephan Zinner. - Foto: Tschapka

Roth (tis) "Zwei Typen, zwei Gitarren, zwei Bücher" - der Programmtitel bringt es auf den Punkt. Denn genau so lässt sich der Auftritt von Hannes Ringlstetter und Stephan Zinner in der vollen Rother Kulturfabrik beschreiben. Oder, um das Ganze noch etwas zu präzisieren: Zwei große Jungs, die sich gut verstehen, haben sich verabredet, um einen Abend lang Musik zu machen, Wein zu trinken, und dabei ein bisschen herumzualbern. Echte Männergespräche, sozusagen. Aber zum Glück nicht von der Sorte, die ein Donald Trump darunter versteht, und das nicht nur, weil der US-Präsidentschaftskandidat nicht des Niederbayerischen mächtig ist. Nein, der Humor ist dann schon ein bisschen feingeistiger - aber recht bodenständig, auch derb, jedenfalls immer lustig.

Zinner ist nicht nur Bluesgitarrist, Autor, Schauspieler und Teilzeit-Söder (auf dem Nockherberg), sondern er spricht hin und wieder auch Kinderhörspiele beim BR. Einige Kostproben gibt er zum Besten, und da rutscht nicht nur Ringlstetter fast vom Stuhl vor Lachen: Zinner leiht einem traurigen Hammerhai, einem Planktonteilchen und einer Seegurke seine Stimme - herrlich!

Ringlstetter liest dafür aus seinem Buch "Paris. New York. Alteiselfing", in dem er skurrile Situationen als reisender Künstler beschreibt. Wie die Geschichte, als er irgendwo hinter Forchheim in einem Gasthof einen Auftritt hatte und die Wirtin nach dem "Backstage-Bereich" fragte. Versteht sie nicht. "Garderobe" Sie schüttelt den Kopf. "Umkleide" "Ah, verstehe", fällt bei der Wirtin der Groschen: durch die Küche und dann rechts ins Sterbezimmer." Darin steht neben einen Kühlschrank nur ein frisch bezogenes Bett. "Unter das Laken kuscheln scheidet schon mal aus", macht sich Ringlstetter so seine Gedanken, und als eine Köchin aus der angrenzenden "Schnitzelhölle" ins Zimmer kommt, um einen Presssack aus dem Kühlschrank zu holen, kriegt er das Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie die Besucher dieses Wirtshauses hier ganze Generationen von verstorbenen Familienmitgliedern verputzen.

Zinner liest anschließend Geschichten über seinen Ehealltag, zu dem neben drei Kindern auch "unaufschiebbare Biomüllaufträge meiner Frau" gehören. Als er berichtet, wie er den Biomüll in die Restmülltonne geworfen hatte und sich dabei "richtig gut gefühlt habe", bekommt er zu seinem Erstaunen viel Beifall. Ringlstetter ist dann an der Reihe mit einer Geschichte namens "Gott trinkt kein Löwenbräu", in der er in einem Getränkemarkt eben jenen Schöpfer aller Dinge trifft, der eine "Ernte 23" im Mundwinkel hat und wie ein Rohrspatz schimpfend über seinen Sohn herzieht. Nicht über Jesus, sondern über Richard - und Ringlstetter nickt verständnisvoll, obwohl er nur Bahnhof versteht.

Neben diesen literarischen Höhepunkten wird auf der Bühne, die immer mehr zum Wohnzimmer für die beiden wird, natürlich auch ordentlich gejammt, denn die vielen Gitarren dienen schließlich nicht der Dekoration. "Auch Frauen über 50 mit Zöpfen müssen sterben" heißt eines der meist bitterbösen Lieder, oder beim Song "Der Tierfreund" wird genau beschrieben, wie Nachbars nerviger Hund samt Katze seltsamerweise "verschwinden". Alle Lieder haben Mitklatschpotenzial, und das Publikum lässt sich nicht lange bitten

Zum Abschluss gibt es dann auch noch ein Liebeslied an Niederbayern von Ringlstetter, sowie den gemeinsam vorgetragenen Cash-Song "Folsom Prison Blues", dann wird das Wohnzimmer von der Bühne in das Foyer verlegt, denn dort geben Ringlstetter und Zinner noch lange Autogramme und machen auch dabei eine überaus sympathische Figur.