Ingolstadt
Zwei ehemalige Sieger des Ingolstädter Gründerpreises über ihre Philosophie

Das hat sich für die Gründer von Windeltou und der Dropbar durch die Auszeichnung verändert

25.03.2022 | Stand 25.10.2023, 11:26 Uhr
Das Unternehmen "Windeltou" der Freundinnen Claudia Wagner und Kerstin Muhr lebt vor allem von Kreativität, Ideenvielfalt und Individualität. −Foto: Schoch

Ingolstadt - Seit zehn Jahren gibt es den Ingolstädter Gründerpreis.

Der DK hat jetzt zwei Unternehmen besucht, die in der Vergangenheit den Preis verliehen bekamen - "Windeltou" und die "Dropbar".

Fein säuberlich sind die Aufnäher auf einem Tisch im Bauch des Ingolstädter Existenzgründerzentrums auf einem Tisch platziert. Insgesamt 32 verschiedene. Darunter beispielsweise das treuherzig dreinblickende "Nils-pferd" oder der grimmige "Kaifisch". "Hugorilla" oder die "Lillibelle" dürfen natürlich auch nicht fehlen. So hat jeder Aufnäher einen lustigen Namen erhalten. Und jeder ist ein kleines Kunstwerk - erdacht von Kerstin Muhr. Überhaupt lebt das Unternehmen "Windeltou" vor allem von Kreativität, Ideenvielfalt und Individualität.

Claudia Wagner und Kerstin Muhr sind die Macher von "Windeltou". Sie trafen sich im September 2014 nach langer Zeit wieder. Die Chemie zwischen den ehemaligen Schulfreundinnen stimmte sofort wieder - und sie entdeckten viele Gemeinsamkeiten. Schnell wurde daraus eine Geschäftsbeziehung. Auch da ergänzen sich die beiden perfekt. Da ist auf der einen Seite die ehemalige Inhaberin einer Design-Agentur in München (Muhr). Wagner ergänzt das Portfolio als Diplom-Ingenieurin der Bekleidungstechnik.

Schnell sahen die beiden Frauen Potenzial in Schultüten. "Wir haben damit eine Nische entdeckt", sagen sie. Denn ihre Schultüten sind anders. Sie sind nachhaltig, mit Stillkissenfüllung, waschbar und anti-allergen. Dadurch erhält die Schultüte eine andere Wertigkeit und Langlebigkeit. Neben fertig designten Kollektionen gibt es auch die Möglichkeit, Unikate zu bestellen oder Nähsets. "Es ist eine modulare Produktarchitektur mit frei wählbaren Komponenten", sagt Wagner. "Durch unser Baukastensystem gibt es insgesamt über 2000 verschiedene Kombinationsmöglichkeiten", ergänzt Muhr. Von Anfang an war den beiden Frauen klar: "Es soll kein Hobby sein. Wenn wir etwas machen, dann richtig", sagen sie. Der Gründerpreis 2016 war die Initialzündung. Seither ging es mit dem Unternehmen steil bergauf. Inzwischen gibt es viele Partner, wie ein Versender, eine Näherei, ein Laserschneider und Menschen in einer Behindertenwerkstatt, die "Windeltou" zuarbeiten. Menschen mit Beeinträchtigungen zu beschäftigen: Auch das entspricht der Philosophie des Unternehmens. Rund 120 Schultüten verschicken Muhr und Wagner in den Hochzeiten - pro Tag. Und auch in Zukunft wird der Markt nicht weniger. Denn bis 2025 soll es eine Million Schüler mehr geben als bisher erwartet. "Das ist ein riesiger Wachstumsmarkt", sagt Wagner.

Positiv verlief auch das Unternehmensmodell "Dropbar" nach dem Gründerpreis 2017. Fahrrad und Café - mit dieser Idee startete Harald Kinzel. Doch er merkte schnell, dass er seinen Fokus besser auf den Verkauf und die Reparatur von hochwertigen und sportiven Fahrrädern legt. Rädern mit Dropbar, mit Rennlenker also. Und er hat sich in der Zeit einen treuen Kundenstamm erarbeitet. Qualität ist ihm wichtig. Das merken die Kunden - und auch die Leidenschaft, mit der Kinzel bei der Sache ist. "Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht gerne zur Arbeit gegangen wäre", erzählt er.

Der Gründerpreis hat ihm einen Schub gegeben. "Es lief besser als gedacht. " Ein stetiges Wachstum - trotz Corona-Krise und zwischenzeitlichen Lieferengpässen in der Fahrradbranche. So beschäftigt Kinzel inzwischen zwei Aushilfen und eine festangestellte Teilzeitkraft im Verkauf. Auch den Service baute er stetig aus - beispielsweise mit Bikefittings. "Mein Ziel ist immer: Jeden Tag ein bisschen besser werden", sagt Kinzel. Das ist wohl das Ziel eines jeden Gründers - egal ob er einen Gründerpreis erhält oder nicht.

DK

Timo Schoch