Ingolstadt
Zwangspause für den Kranich

19.02.2010 | Stand 03.12.2020, 4:14 Uhr

Ingolstadt (DK) Nichts geht mehr mit der Lufthansa: Ab Montag wollen mehr als 4000 Piloten für die Sicherung ihrer Arbeitsplätze streiken. Einer der Schwerpunkte des Arbeitskampfs ist der Münchner Flughafen – mit Chaos rechnet man dort aber nicht.

Lufthansa-Passagiere müssen sich auf unangenehme Tage einstellen: Die Pilotenvereinigung Cockpit will die Fluggesellschaft mit dem Kranich-Logo bis Donnerstag bestreiken. Auch am Münchner Flughafen werden viele Flüge ausfallen. Über 4000 Piloten sind aufgerufen, deutschlandweit die Maschinen von Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings am Boden zu lassen – zwei Drittel aller Flüge werden wohl gestrichen. Das wäre der größte Arbeitskampf in der Geschichte der Fluglinie. "Wie viele Flüge in München ausfallen werden, wissen wir noch nicht", so Edgar Engert, Sprecher des Flughafens München.

Grund für den Streik: Die Piloten haben Angst um ihre Arbeitsplätze. Sie wollen verhindern, dass die Lufthansa sie in Tochtergesellschaften abdrängt, wo sie laut Vereinigung Cockpit 20 bis 25 Prozent weniger Gehalt bekämen.

Cockpit und Lufthansa verhandeln seit fast einem Jahr, Ende 2009 sah es schon nach einer Einigung aus. "Aber dann hat die Lufthansa ihr Angebot zurückgezogen", sagt Cockpit-Sprecher Alexander Gerhard-Madjidi. Zwar könnte der Streik noch abgewendet werden, wenn die Verhandlungen am Wochenende noch einmal in Gang kommen. Danach sah es aber am Freitag nicht aus: Beide Seiten bestätigten, dass aktuell keine Gespräche geführt würden. Trotzdem gaben sie sich grundsätzlich verhandlungsbereit. "Wir sind fest entschlossen, mit der Lufthansa ins Gespräch zu kommen", sagte Gerhard-Madjidi. Lufthansa-Sprecher Thomas Jachnow erklärte aber: "Aus meiner Sicht gibt es keine Gespräche mehr." Die Lufthansa vermutet, dass der Streik 100 Millionen Euro kostet, und kritisiert ihn als unverhältnismäßig.

Vorbereitungen für den Ausstand laufen schon. Die Lufthansa stellte am Freitag einen genauen Notfall-Flugplan auf ihre Internetseite. Edgar Engert versprach: "Sobald wir Informationen bekommen, werden wir sie auf unserer Internetseite veröffentlichen." Chaos erwartet Engert nicht: "Erfahrungsgemäß wird es ruhig zugehen. Die Passagiere sind gut informiert, viele werden umbuchen oder auf die Bahn ausweichen."

Die Bahn rechnet zwar mit wenigen Umsteigern, kurzfristig könnten aber einzelne Zusatzzüge eingesetzt werden.

Cockpit glaubt, dass die Flughäfen in München und Frankfurt bald mit abgestellten Flugzeugen überfüllt sind. In München hat man davor keine Angst. "Wir haben genug Platz: Im Terminal 1 gibt es 83 Abstellplätze, im Terminal 2 über 90. Ich sehe da kein Problem." Der Frankfurter Flughafen hat einen Abstellplan entwickelt – dort leistet die Lufthansa normalerweise die Hälfte der 1300 Flüge pro Tag.

Die Pilotenvereinigung plant für Montag eine Demonstration vor der Frankfurter Lufthansa-Zentrale. Ursprünglich sollte auch am Münchner Flughafen ein Protestzug stattfinden, aber der wurde verboten. "Seit 1992 gibt es einen Beschluss, dass auf dem Münchner Flughafen nicht demonstriert werden darf", verteidigt Sprecher Engert die Entscheidung. "Wir sind eine Verkehrsanlage und kein Ort, wo man demonstrieren kann."