Herrenwörth
Zuwendung und Kraft für junge Menschen

JVA Herrenwörth zeichnet Ehrenamtliche aus, die sich seit Jahren um Inhaftierte kümmern

23.11.2012 | Stand 03.12.2020, 0:47 Uhr

Erstmals gab es neben einem gemeinsamen Essen auch Ehrungen beim Dankeschönabend für ehrenamtliche Helfer in der JVA Herrenwörth. - Foto: Hammerl

Herrenwörth (DK) Sie sind sozusagen Bindeglieder – zwischen der Gesellschaft und den Insassen der Justizvollzugsanstalt (JVA) Herrenwörth. 20 bis 25 Ehrenamtliche helfen dort mit, die rund 160 Inhaftierten zu betreuen und leisten damit einen wichtigen Beitrag zu deren Resozialisierung.

Das war der Tenor des Dankeschönabends, den das hauptamtliche Team um Anstaltsleiter Ernst Meier-Lemmermann für die Ehrenamtlichen organisiert hatte. Die Anstaltsbeiräte, die Landtagsabgeordneten Erika Görlitz (CSU) und Joachim Werner (SPD) und Rolf Zöllner von der Arbeitsagentur Ingolstadt, überreichten Dankeschön-Urkunden an sechs langjährige Helfer. Maria Otto, Neuburg, Elisabeth Mertl, Neuburg, Ursula und Guido Weidner, Joshofen, Claudia Voigt, Hohenwart, Heinz Paech, Neuburg und Barbara Müllers, Rohrenfels, sind alle schon länger als zehn Jahre in der JVA tätig.

Den Abend gibt es praktisch schon so lange wie die Helfer und die JVA, Ehrungen aber gab es am Donnerstagabend zum ersten Mal. „Wir wollten einfach mal etwas mehr machen als nur ein gemeinsames Essen“, sagte Meier-Lemmermann, der die Arbeit der Ehrenamtlichen als „gesellschaftlich hochwertig“ einstufte.

In dasselbe Horn blies auch Görlitz, die auf mehr als 1000 im Landkreis verteilte Ehrenamtskarten verwies und „dieses Ehrenamt mit ganz besonderer Qualität“ herausstrich. „Die jungen Menschen, um die Sie sich kümmern, sind eine schwierige Klientel“, meinte sie. Menschen, die nie Verlässlichkeit erlebt hätten, in ihrer Erziehung oft keine Konsequenz erfuhren und häufig sehr misstrauisch seien, nicht selten aufgrund ihres Migrationshintergrundes. Um hier tätig zu werden, müssten sich die Helfer einiges zutrauen und Rückschläge verkraften können – eben „ein ganz besonderer Mensch sein“. Görlitz weiß das aus eigener Erfahrung, denn sie hat im Rahmen eines Rollentauschs selber einmal junge Häftlinge besucht. Kollege Werner schloss sich an und betonte, junge Menschen bräuchten Zuwendung, insbesondere für die, die sich von der Gesellschaft abgewandt hätten, sei es eine wichtige Erfahrung, dass sich jemand aus dieser Gesellschaft um sie kümmere. Neben den Urkunden hatten die Landtagsabgeordneten auch Gutscheine für einen Besuch im Landtag mitgebracht.

Die Ehrenamtlichen vermittelten Kontinuität und Stabilität, ergänzte Meier-Lemmermann, „das ist es, was wir ganz hoch schätzen“. Bis zu 20 der Insassen hätten niemanden auf der Welt, wenn sie rauskämen – das müsse man sich erst mal vorstellen.

Pfarrer Christian Anton, der Ansprechpartner für die Ehrenamtlichen ist, nannte sie Bindeglieder zwischen der geschlossenen Gesellschaft in der JVA, die sie nicht verlassen könnte, und den Bürgern, die nicht rein wollten, sondern nicht selten mit dem Finger auf „Böse Buben“ deuteten. Die Ehrenamtlichen schufen hier eine „wechselseitige, fruchtbare Beziehung“. Er ist unter Telefon (0 84 31) 59 60 für alle erreichbar, die Interesse haben, sich als Helfer zur Verfügung zu stellen. Weitere Helfer würden dringend gebraucht, betonte Meier-Lemmermann. Das vierköpfige Küchenteam hatte ein schmackhaftes Drei-Gänge-Wahlmenü vorbereitet, das den Gästen vorzüglich mundete.