Ingolstadt
Zuwachs im Wildpark

Im Wisentgehege ist ein Junges geboren - noch hat es keinen Namen, nicht einmal das Geschlecht ist bekannt

19.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:19 Uhr
Nachwuchsfreuden im Wildpark: Seit nicht einmal einer Woche lebt dieses Wisentkalb im Gehege unweit des Baggersees. −Foto: Hammer

Ingolstadt - Die Wisentherde im Wildpark am Baggersee hat ein neues Mitglied.

Am Donnerstagnachmittag ist dort ein Kalb auf die Welt gekommen. Jetzt tummeln sich sechs der urtümlichen Rinder auf dem Areal. Menschen waren bei der Geburt nicht zugegen. Ganz überraschend kam der Zuwachs aber nicht. "Wir wussten, dass eine Kuh trächtig ist", erklärt Oliver Bertic, der mit zwei Kollegen unter anderem für die Betreuung des städtischen Wildparks zuständig ist. Auch die Vaterschaft ist eindeutig: In der Herde am Baggersee gibt es nur einen Stier.

Seit einer knappen Woche stakst das Kleine nun - meist direkt neben seiner Mutter - durch das Gehege. Noch sind weder Bertic oder seine Kollegen näher an das Tier herangekommen, um es genauer zu untersuchen. So ist derzeit noch nicht einmal klar, welches Geschlecht das Kalb hat. Das ließe sich unter Umständen auch per Ferndiagnose klären. Könnte man das Tier beim Wasserlassen beobachten, wäre der Fall schnell klar, erklärt Sport- und Freizeitamtlseiter Martin Diepold, unter dessen Zuständigkeit der Wildpark fällt. Den Gefallen hat das junge Wisent seinen Betreuern bisher aber noch nicht getan. Erst wenn das Geschlecht feststeht, wird man sich auch Gedanken über einen möglichen Namen für das junge Tier machen können. Manchmal sind Wisente im Wildpark schon nach bekannten Ingolstädter Würdenträgern benannt worden. Manch einer mag sich an den stattlichen Bullen Alfred erinnern.

Das Kalb befindet sich wenige Tage nach der Geburt noch immer "in einer kritischen Phase", erklärt Diepold. Es ist schon vorgekommen, dass ein Kalb die Aggressivität seines Vaters nicht überlebt hat. Bisher allerdings gibt sich Stier Don friedlich. Er akzeptiert das Kleine auch am Futtertrog in seiner Nähe. Ob das so bleibt, wird auch davon abhängen, ob das Kalb männlich oder weiblich ist. Einen heranwachsenden Rivalen für Don müssten die Verantwortlichen früher oder später aus der Herde entfernen - spätestens, wenn er geschlechtsreif wird. "Ansonsten sind Konfrontationen unausweichlich", sagt Diepold. Und die können mitunter heftig ausfallen. "Die Tiere haben eine unglaubliche Kraft. " Um den Genpool der Herde durchzumischen, werden immer wieder Tiere ausgetauscht, sagt Diepold. So ist etwa Bulle Don erst seit vergangenem Jahr in Ingolstadt. Er stammt vom Haus im Moos und ist mit seinen gut zwei Jahren selbst noch recht jung. Das noch namenlose Kalb ist wohl sein erster Nachwuchs.

Neben seinem Vater sind auch die Besucher des Wildparks eine potenzielle Gefahr für das Neugeborene. Vor allem, wenn sie sich nicht an das Fütterungsverbot halten. Wisente haben empfindliche Mägen. Nicht zuletzt Obst ist Gift für sie. "Wir haben einmal ein Kalb wegen Koliken verloren", berichtet Diepold. Manche Besucher meinen auch, den Wisenten und anderen Tieren des Parks mit Brot oder Essensresten etwas Gutes zu tun und bringen sie so in Gefahr. Auch deswegen umgibt das Wisent-Gehege seit dem vergangenen Jahr ein doppelter Zaun.

DK