Pfaffenhofen
Zusammenleben inklusive

Regens Wagner baut in Pfaffenhofen Wohnungen für Menschen mit Handicap

12.08.2016 | Stand 02.12.2020, 19:26 Uhr

Foto: Severin Strasser

Pfaffenhofen/Schrobenhausen (SZ) Willi Käser wünscht sich eine möglichst große Teilhabe für seine Schützlinge. Der Gesamtleiter von Regens-Wagner-Hohenwart hat deshalb viel vor. In Pfaffenhofen entstehen am früheren Herion-Gelände und im Ecoquartier Wohnungen für Menschen mit Behinderung.

Es ist eine Philosophiefrage. Schon seit Jahren wollen die Verantwortlichen von Regens-Wagner-Hohenwart, dass ihre Schützlinge besser integriert werden. "Der Weg geht dahin, sich im normalen Wohnumfeld zu bewegen", sagt Käser. Jetzt macht die Behindertenorganisation in Pfaffenhofen einen großen Schritt in diese Richtung. "Wir wollen unseren Bewohnern die Möglichkeit geben, dorthin zu ziehen, wo sie leben wollen." Bisher gehe ein Wohnungsangebot in Pfaffenhofen komplett ab. In Schrobenhausen wohnen schon rund 40 Erwachsene mit Behinderung quer über die Stadt verteilt, in Hohenwart sind es rund 180. "Ein Teil dieser Menschen wird als neues Domizil Pfaffenhofen wählen", sagt Käser.

WOHNEN - AMBERGERWEG

Am Ambergerweg hat Regens Wagner schon vor einigen Jahren ein Grundstück gekauft und bereits 2014 einen Bauantrag gestellt. Es sollten dort Wohnplätze für Erwachsene mit Handicap entstehen. Damals scheiterte der Bau am fehlenden Geld. Das Projekt kam im Landesbehindertenplan nicht zum Zug, Regens Wagner musste notgedrungen warten. "Da sind wir einfach durch das Raster der Finanzierung gefallen", erklärt Käser. Das hat sich jetzt geändert. Das Projekt mit 24 Wohnplätzen ist in das laufende Förderprogramm des Landesbehindertenplans aufgenommen, weitere Mittel kommen von der Lotterie "Aktion Mensch". Insgesamt hofft Käser bis zu 70 Prozent des rund vier Millionen Euro teuren Projekts aus Spendenmitteln decken zu können. Baubeginn soll im Frühjahr 2017 sein. "Wo es geht, bauen wir keine Wohnheime mehr, in denen die Leute in großen Gruppen leben, sondern eher Wohnungen." Im Haus am Ambergerweg sollen die Bewohner in einer Vierer-WG und ansonsten in kleineren Wohnungen leben. Je nach Schwere der Behinderung variiert die Betreuung. Manche Bewohner kochen sich ihr Essen selbst, gehen auch selbst zum Einkaufen und in die Werkstatt zum Arbeiten. Vier Plätze sind für Bewohner mit höherem Hilfebedarf reserviert. Sie werden in einer Förderstätte betreut.

FRÜHFÖRDERSTÄTTE

Im gleichen Gebäude soll ab 2017 eine Frühförderstelle für hörgeschädigte Kleinkinder entstehen. Das Angebot richtet sich an Familien mit hörgeschädigten Kindern aus dem ganzen nördlichen Oberbayern. "Von Pfaffenhofen aus fahren Pädagogen zu den betroffenen Familien oder die Eltern kommen mit ihren Kindern in die Dienststelle", erklärt Käser. Bis jetzt ist die Frühförderstelle in Hohenwart, vom Umzug verspricht sich Käser vor allem Eines: "Die Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln ist einfach besser." Auch dieses Projekt wird mit Mitteln aus dem Landesbehindertenplan außerdem laufen noch andere Förderanträge.

Neben den Mitarbeitern der Frühförderstelle sollen die Offenen Hilfen aus dem nahen Caritas-Gebäude in den Neubau umziehen. Dort gibt es Beratungsangebote für Behinderte, die Schulbegleitung und die Unterstützung für die selbstständigeren Bewohner wird von hier aus organisiert.

ECOQUARTIER

Ein weiteres Grundstück hat Regens Wagner im Ecoquartier an der Eberstettener Straße gekauft. Ganz in der Nähe des zentralen Planetenhauses wird ein Gebäude mit Wohnungen für 16 Autisten gebaut. Die Bewohner haben das Asperger-Syndrom. "Sie schaffen es aufgrund ihrer Einschränkungen im sozialen Bereich nicht, sich im normalen Berufsleben zurechtzufinden", erklärt Käser. Ihm ist es vor allem wichtig, dass die Autisten in Kontakt mit den anderen Quartiersbewohnern kommen. "Das macht das Leben in diesem Gebiet aus: Plätze zu haben, wo man sich treffen kann. Das ist ein sehr inklusives Wohnen." Ein Teil der zukünftigen Bewohner arbeitet in den Regens-Wagner-Werkstätten in Hohenwart, andere haben sogar auf dem freien Arbeitsmarkt einen Job gefunden. Die Autisten wohnen hier also auch ohne Wohnheimfeeling: Es wird eine Dreier-WG, ansonsten Zweier- und Einzelappartements geben. Baubeginn für das Haus mit 740 Quadratmeter Wohnfläche soll noch im Herbst dieses Jahres sein, 2017 sollen die ersten Bewohner einziehen. Für die Plätze im Ecoquartier gibt es eine große Nachfrage. "Es gab eine Warteliste mit Kandidaten aus dem gesamten oberbayerischen Raum", sagt Käser. Mittlerweile sind die Plätze fest belegt. "Einige zukünftige Bewohner sind schon mit dem Bauplan auf dem Gelände gestanden und haben gesagt: ,Hier werden wir mal wohnen. €˜"

KUGLHOF

An einem weiteren großen Projekt Projekt sind die Leute von Regens Wagner noch dran. Am Kuglhof haben die Hohenwarter vor, eine Werkstätte mit 72 Arbeitsplätzen plus 36 Plätze für schwerst mehrfachbehinderte Menschen zu bauen. "Das wird kommen, die Frage ist nur wann", sagt Käser. "Wir haben bereits die Zusage der Bedarfsanerkennung vom Bezirk." Allerdings ist die Finanzierung noch nicht in trockenen Tüchern.