Nürnberg
Zusammen mit Ebay zur lokalen Plattform

Um der Pandemie zu trotzen, rufen Nürnberger Kaufleute einen städtischen Online-Marktplatz ins Leben

18.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:03 Uhr
Sie schlendern gerade über den neuen Nürnberger Online-Marktplatz: Wolfang Jacobsa und Jean-David Fulde (links) . −Foto: Ritz

Nürnberg - Ohne Moos nix los: Das hat sich sicher wohl auch der Nürnberger Handelsverein gedacht und gemeinsam mit dem amerikanischen Internetriesen Ebay eine neuen Online-Marktplatz speziell für Nürnberg ins Leben gerufen.

Mit dem neuen Treffpunkt im Netz soll der lokale Einzelhandel in der Corona-Krise noch gezielter unterstützt werden. Gerade wenn man selbst nicht im jeweiligen Ladengeschäft einkaufen kann oder aus Angst vor Ansteckungsgefahr möchte.

Auf dem lokalen Marktplatz tummeln sich bereits mehr als 1100 gewerbliche Händler aus Nürnberg. Wie die renommierte Galerie Jabobsa am schönen Weinmarkt im Schatten der Sebalduskirche dürften die allermeisten Händler auf dem neuen Nürnberger Online-Marktplatz noch über einen stationären Laden in der Altstadt verfügen. In den letzten Jahren sei der Druck auf den lokalen Handel gestiegen, neben stationären Angeboten auch digitale Lösungen zu finden, hat Oliver Klinck von Ebay zum Start erklärt. "Gleichzeitig möchten immer mehr Menschen die Geschäfte ihrer Region gezielt unterstützen. Handel ist ein Kulturgut und für viele Menschen ist der regionale Handel ein Stück Heimat. "

Die Zusammenarbeit mit Ebay ermögliche den Nürnberger Händlern, ihre digitale Sichtbarkeit deutlich auszuweiten und damit den stationären Handel in ganz Nürnberg zu stärken, freuen sich Sabine Janßen, Hans Schmidt und Paolo Chesi von "Erlebnis Nürnberg" über den neuen Online-Marktplatz. Sogar echte Kunstwerke in edlen Bilderrahmen sind auf der neuen Plattform von "Erlebnis Nürnberg" zu haben.

Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie setzt Wolfgang Jacobsa mit seiner gleichnamigen Galerie verstärkt auf den Kunsthandel im Internet. "Früher habe ich ein oder zwei Gemälde pro Monat im Netz verkauft. Seit Corona verkaufe ich über meine Online-Galerie beinahe ein Gemälde pro Tag im Internet", freut sich der Galerist und erzählt, dass er erst kürzlich ein Werk für 14000 Euro an einen Kunstfreund in Amerika verkauft habe. Plötzlich würden auch Gemälde über den Ladentisch wandern, die zuletzt viele Jahre in der Galerie vergeblich auf einen Käufer gewartet hätten.

"Seit Corona haben die Leute einfach mehr Zeit, sich um besondere Dinge wie die Anschaffung von echten Gemälden zu kümmern", sagt der Nürnberger Kunsthändler, der sich in den vergangenen 30 Jahren besonders mit romantischen Bildern aus Franken einen hervorragenden Namen gemacht hat. "Meine Bilder können auch Normalbürger noch als Kunst erkennen", freut sich Jacobsa und erzählt, dass er sich von dem neuen Marktplatz mehr kunstbegeisterte Kunden für seine Galerie erhofft.

Ganz auf das Internet versteifen, wolle sich Jacobsa aber nicht. "Ich mache mit meiner Galerie weiter", kündigt der 66-jährige Nürnberger an und gibt zu, dass er schon allein aus Platzgründen nicht auf seine schönen Räumlichkeiten am Weinmarkt verzichten könne. "Ich biete allein in meiner Online-Galerie über zweitausend Werke an", sagt der leidenschaftliche Kunstsammler, der sich selbst mit einem "Schatzsucher" vergleicht, der auf Aktionen, Dachböden und Nachlässen unermüdlich nach Raritäten fahndet und im Internet darauf achten muss, mit seinen wertvollen Originalen nicht mit billigen Kopien in einen Topf geworfen zu werden.

Umsonst würde die amerikanische Online-Plattform den Nürnberger Händlern freilich nicht helfen, sagt Jacobsa und berichtet, dass pro verkauftem Bild eine Provision in Höhe von zehn Prozent fällig würde. Dementsprechend freut sich Jacobsa auch wieder auf die Zeit nach Corona, wenn die kunstbegeisterte Kundschaft wieder seine Galerie am Weinmarkt bewundern kann.

HK

Nikolas Pelke