Pappenheim
Zurück zur Kulturlandschaft

Naturschutzgroßprojekt "Altmühlleiten" nimmt Formen an

21.12.2011 | Stand 03.12.2020, 2:01 Uhr

Pappenheim (HK) Kurz und griffig „Altmühlleiten“ nennt sich ein ehrgeiziges Naturschutzgroßprojekt, das zwischen Pappenheim und Kelheim eine Kulturlandschaft wiedererstehen lassen will, die diese Region über Jahrhunderte geprägt hat und zur Heimat seltener Tier- und Pflanzenarten geworden ist.

Der aktuelle Stand der Maßnahmen war nun bei einer Sitzung der projektbegleitenden Arbeitsgruppe in Pappenheim zu erfahren. Im dortigen Haus des Gastes zeigten sich der Bürgermeister der Stadt Uwe Sinn sowie der Eichstätter Landrat Anton Knapp erfreut darüber, dass die im Jahr 2010 begonnene Umsetzungsphase heuer richtig Fahrt aufgenommen habe. Man sei nun „durchgestartet“, so Knapp, der zugleich Vorsitzender des eigens für das Projekt gegründeten Zweckverbands ist.

Die mancherorts aufgekeimte Skepsis habe sich nunmehr verflüchtigt und die Akteure hätten sich vor Ort als ein „gut eingespieltes Team“ erwiesen, so das Lob des Verbandschefs. Das derzeitige Tempo solle beibehalten werden. Ob man die Schlagzahl noch erhöhen könne, hänge aber von verschiedenen Faktoren ab. Darunter unbeeinflussbare wie etwa die Witterung.

Die eigenen Hausaufgaben aber habe man gemacht, wie in den Worten des Projektkoordinators Peter Loreth durchklang. Die Maßnahmen werden zu knapp zwei Dritteln vom Bund finanziert, ein knappes Viertel steuert der Bayerische Naturschutzfonds bei, gute zehn Prozent müssen die beteiligten Gebietskörperschaften beitragen: die Landkreise Eichstätt und Kelheim sowie die Stadt Pappenheim und die Gemeinde Solnhofen. Werden die Mittel aber nicht während einer gewissen Zeit abgerufen, verfallen sie. Diesbezüglich gab es zwar „am Anfang einige Probleme“, so Loreth. Mittlerweile aber sei man genau im Soll. Insgesamt 6,4 Millionen Euro stehen für das auf zwölf Jahre angelegte Projekt zur Verfügung. In den letzten 24 Monaten wurden bereits über 1,2 Millionen ausgegeben.

Aufgaben gibt es in dem fast 3800 Hektar großen Gebiet reichlich. Bis 2017 sollen vor allem an den Hängen der Altmühl (den sogenannten „Leiten“) verschiedene Maßnahmen zur dauerhaften Sicherung dieses über Jahrhunderte bewährten Biotopnetzes durchgeführt werden. Hauptziel ist der Erhalt des typischen Kulturlandschaftsbildes mit Wacholderheiden und Trockenrasen sowie der dortigen gefährdeten Tier- und Pflanzenarten. Damit einher geht zugleich eine Wertsteigerung der Landschaft, was verstärkt Touristen anlocken soll. Zudem können sich Landwirte als Landschaftspfleger verdient machen und sich so ein weiteres berufliches Standbein aufbauen.

Ökologie und Ökonomie gehen hier Hand in Hand, wie es das Beispiel Magerrasen verdeutlicht: Die seltenen Arten bleiben dort gerade durch die Beweidung der Schäfer erhalten. Die hatten es in den letzten Jahren und Jahrzehnten immer schwerer. Denn immer mehr Weiden wucherten zu, und auch viele Triebwege konnten nicht mehr genutzt werden. Das ändert sich durch das Projekt nun wieder: Flächen und Wege werden entbuscht, Felsen wieder freigestellt.

Doch die Wiederherstellung der alten Kulturlandschaft will gut abgestimmt sein. So mancher wichtige Flecken im Biotopverbund der Altmühlleiten ist in Privatbesitz, weswegen Grunderwerb zu den Hauptaufgaben des Zweckverbands zählt. Auch das Fällen von Bäumen stellt kein Tabu dar. Es werde aber nicht nur gerodet, sondern es erfolge zugleich auch ökologischer Waldumbau.

Neben dem Grunderwerb und den einzelnen Maßnahmen zur Wiederherstellung der Kulturlandschaft bildet deren Bewahrung den dritten großen Schwerpunkt des Projekts. Um sich dieser Herausforderung stellen zu können, wird gerade „aufgerüstet“: Drei Mulchgeräte für die Nachpflege sollen nun angeschafft werden.