Schrobenhausen
Zurück zum SOB-Kennzeichen?

20.07.2010 | Stand 03.12.2020, 3:50 Uhr

Josef Mahl, Eigentümer des letzten Autos mit SOB-Kennzeichen, ist gelernter Kfz-Mechaniker. Das hilft ihm, seinen Oldtimer immer gut in Schuss zu halten; das Fahrzeug mit 1,1 Litern Hubraum und 45 PS hat weit über 200 000 Kilometer auf dem Buckel. - Foto: Hammerl

Schrobenhausen (mpy) Eine clevere Marketingidee oder Bohren in alten Wunden? Der Heilbronner Hochschulprofessor Ralf Bochert hat eine Initiative gestartet, mehrere Autokennzeichen in einem Landkreis zuzulassen. Schrobenhausen könnte dafür eine mögliche Adresse sein.

Es gibt noch genau ein einziges Auto, das ein SOB-Kennzeichen führt, ein Kadett aus Oberweilenbach. Das Auto ist etwas älter als der Landkreis, es wurde am 23. September 1970 zugelassen, längst ist es ein Oldtimer. Sollte die Initiative Erfolg haben, würde Josef Mahl seinen Sonderstatus verlieren. Was ihm offensichtlich überhaupt nichts ausmachen würde: "Ich wär’ trotzdem dafür, dass wir unser SOB zurück bekommen", sagt er, "ja nur!"
 

Damit steht er offenbar nicht allein. Einer Studie der Universität Heilbronn in deutschlandweit 51 Städten zu Folge, wünschen sich 73 Prozent (in Bayern 71,1 Prozent) der Befragten die verloren gegangenen Kennzeichen zurück. "Die Reaktionen sind extrem positiv", sagt der Wirtschaftswissenschaftler Ralf Bochert, der Vater des Gedanken. "Was uns überrascht hat: Vor allem junge Menschen wollen das sehr stark, sie haben offensichtlich ein großes Interesse an einer Verortung." Es sei jedenfalls nicht so, dass die Idee vor allem bei denjenigen auf Resonanz stoße, die vielleicht noch heute mit der Gebietsreform hadern. Bochert hat inzwischen eine Reihe von Rückmeldungen von Städten, die konkret eine Initiative zur Wiedereinführung der Kennzeichen starten wollen.

Was nicht ganz einfach wäre; das Bundesverkehrsministerium müsste dafür die Fahrzeugzulassungsverordnung ändern. Dass es ein langer Weg zurück ist, weiß der Hochschulprofessor wohl. Er sieht allerdings erhebliche Marketingchancen gerade für die kleineren Städte, etwa im Bereich Tourismus – und das macht die Mühen für ihn offensichtlich wert. "Es müssen viele Faktoren mitspielen, die Städte selbst, und natürlich die Landkreise", sagt Bochert. In Neuburg stößt er damit zumindest einmal auf offene Ohren. Er stehe "einer möglichen Diskussion offen gegenüber", teilte Landrat Roland Weigert, auf die Initiative angesprochen, mit, "das ist doch eine spannende Geschichte."

So sieht das auch der Schrobenhausener Bürgermeister Karlheinz Stephan, der jetzt erstmals, gemeinsam mit einigen anderen Bürgermeisterkollegen, mit Ralf Bochert persönlich Bekanntschaft gemacht hat. "Das Interessante ist, dass es gerade junge Leute sind, die sich die alten Kennzeichen zurückwünschen", sagt Stephan. Er findet die Initiative interessant, zumal aus der Erkenntnis, dass sehr viele junge Leute ein Interesse an den alten Kennzeichen haben, für ihn eine durchaus bemerkenswerte Botschaft abzulesen ist: Es gehe eben nicht darum, am Zusammenhalt des Landkreises zu zweifeln, sondern darum, womöglich ein interessantes Marketinginstrument zu bekommen. Er werde die Entwicklung sehr genau beobachten, kündigte Stephan an.